Staatsverschuldung erscheint weniger problematisch

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Eine Kreditfinanzierung von öffentlichen Ausgaben finden deutlich mehr Menschen in Deutschland akzeptabel als noch unmittelbar nach der Bundestagswahl. Ebenso ist parallel zu den Verhandlungen über eine Ampel-Koalition für mehr Menschen ein Schuldenabbau in den Hintergrund gerückt.

Darauf deuten Ergebnisse einer neuen repräsentativen Befragung im Auftrag des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung hin. Innerhalb von weniger als zwei Monaten haben sich bei der Frage, ob eine Verringerung des öffentlichen Defizits und der Verschuldung derzeit Priorität habe oder nicht, die relativen Mehrheiten verschoben.

So waren bei der ersten Befragungswelle Ende September/Anfang Oktober 29,1 Prozent der Befragten der Meinung, Defizit- und Schuldenabbau sei derzeit keine prioritäre Aufgabe. Dieser Anteil ist bis Mitte November auf 36,2 Prozent gestiegen. Entsprechend ging der Anteil derer, die einer Verringerung von Defiziten und Schulden hohe Priorität zuschreiben, von 39,0 auf 34,6 Prozent zurück.

Öffentliche Investitionen erfahren Zustimmung

Die Quote der in dieser Frage Unentschiedenen sank von 27,6 auf 25,9 Prozent. Gleichzeitig blieb die schon bei der ersten Befragungswelle hohe Zustimmung zu einer Ausweitung öffentlicher Investitionen unverändert hoch. Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK, sagt:

Angesichts des kurzen Zeitraums ist der beobachtete Wechsel bei den relativen Mehrheitsverhältnissen bemerkenswert. Immer mehr Menschen gelangen zu dem Schluss, dass die gravierende öffentliche Investitionslücke ein weitaus größeres Problem ist als die aktuelle Staatsverschuldung – zum gleichen Ergebnis kommen wir und die meisten anderen Wirtschaftsforscher in unseren Studien.

Die Veränderungen im Meinungsbild erschienen umso bedeutender, weil sie sich in unterschiedlich starker Ausprägung bei Anhängerinnen und Anhängern aller Parteien im Bundestag zeigten: Auch unter Befragten, die Union, FDP oder AfD zuneigen, sei der Anteil derer, die aktuell eine Priorität für den Abbau von Defiziten und Staatsschulden sehen, interessanterweise spürbar gesunken, so Dullien.