Nicht nur Vermittler, auch Ärzte und Handwerker klagen über Dokumentationsflut. BFV-Koordinator Erwin Hausen warnt, dass Überregulierung längst zum gesamtwirtschaftlichen Risiko geworden ist – und den Verbraucherschutz schwächt, statt ihn zu stärken.
Ein strukturelles Problem
„Fast die Hälfte der ärztlichen Arbeitszeit geht für Dokumentation drauf. Das entspricht 32.000 Vollzeitstellen, die eigentlich am Patienten gebraucht würden“, sagte CDU-Bundestagsabgeordneter Prof. Dr. Hendrik Streeck kürzlich in einem Interview. Für die BFV ist diese Aussage symptomatisch: Der „Bürokratienotstand“ betrifft längst auch den Vermittlerberuf.
Wenn Regulierung Beratung verdrängt
„Eine Überregulierung führt dazu, dass für qualifizierte Beratung weniger Zeit bleibt“, betont Erwin Hausen. Dabei sei gerade die persönliche Beratung der eigentliche Kern des Verbraucherschutzes. Viele Vermittler sehen deshalb die Balance zwischen Kontrolle und Kundenmehrwert als verloren an.
Appell an Gesetzgeber und Aufsicht
Der BFV fordert ein Umdenken – weg von neuen Auflagen, hin zu einer Entlastung auf allen Ebenen. „Während viele Politiker erkennen, dass die Überregulierung der Wirtschaft und den Verbrauchern schadet, scheint dies in Gesetzgebung und Aufsicht noch nicht bei allen angekommen zu sein“, so Hausen. „Nicht Reden ist wichtig, sondern Handeln – vom Regulierungs-Moratorium bis hin zum Abbau belastender, aber kaum hilfreicher Bürokratie.“
Damit reiht sich der Verband in die wachsende Zahl der Branchenvertreter ein, die vor den Folgen überbordender Regulierungsmechanismen warnen – für Vermittler, Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen. So forderte beispielsweise der VOTUM-Verband eine Aussetzung der Nachhaltigkeits-Präferenzabfrage. Dass der Einsatz von KI im Vermittlerbüro begleitet wird von Dokumentation und Mitarbeiterschulungen, veranlasste den AfW zur Bereitstellung eines Praxis-Leitfadens. Der in Brüssel bestens vernetzte BVK sieht in der dänischen EU-Ratspräsidentschaft einen Vorteil: Man zeige sich offen für Kritik an Überregulierung und überdehnten Informationspflichten. Wie weit diese Offenheit geht, zeigt sich wohlmöglich bereits am 21. Oktober - dann werden die Trilogverhandlungen zur EU-Kleinanlegerstrategie fortgesetzt.
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