Zwei Jahre nach dem 7. Oktober: Terror, Trauma und wirtschaftliche Folgen

Zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel bleibt der 7. Oktober 2023 eine tiefe Zäsur – menschlich, politisch und wirtschaftlich. Mehr als 1.200 Menschen kamen ums Leben, Hunderte wurden verschleppt, viele gelten bis heute als vermisst. Auch die mittelbaren Folgen reichen weit: für Familien der Opfer, für die Bevölkerung im Gazastreifen und für eine Versicherungswirtschaft, die seither mit neuen geopolitischen Risiken konfrontiert ist.

(PDF)
Raketenangriffe im Norden Israels: Zehntausende Menschen mussten evakuiert werden (Symbolbild).Raketenangriffe im Norden Israels: Zehntausende Menschen mussten evakuiert werden (Symbolbild).DALL-E

Der Mensch im Mittelpunkt

Der Angriff der Hamas auf Israel traf vor allem Zivilisten – Kinder, Familien, Rentner. Für die Angehörigen der Getöteten und Geiseln ist der Schmerz auch zwei Jahre später kaum fassbar. Die Gewalt zerstörte Leben, Existenzen und Vertrauen – in Israel ebenso wie in Gaza, wo die militärischen Gegenschläge unzählige weitere Opfer forderten.
Versicherungen können menschliches Leid nicht kompensieren, aber sie halfen dabei, wirtschaftliche Schäden aufzufangen. In Israel unterstützten Versicherer den Wiederaufbau von Wohnungen, Betrieben und öffentlicher Infrastruktur, oftmals in enger Kooperation mit staatlichen Rückversicherungsfonds.

Staatliche Rückversicherung als Krisenpuffer

Israel verfügt über eine staatlich gestützte Rückversicherungslösung, die große Teile der Konfliktverluste abfängt. Ohne solche Mechanismen wären viele Schäden nach den Angriffen – insbesondere an Gebäuden und Unternehmen – kaum regulierbar gewesen.
Ähnliche Strukturen gibt es auch in Europa: etwa den britischen Terrorpool Pool Re oder den französischen GAREAT. Der israelische Fall zeigt, dass staatliche Rückversicherungspools nicht nur im Terrorismusbereich, sondern zunehmend auch bei geopolitischen Risiken zur Stabilisierung nationaler Versicherungsmärkte beitragen können.

Steigende War-Risk-Prämien und neue Handelsrisiken

Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Angriffe trafen vor allem die Transport- und Seeversicherung. Laut Branchenangaben stiegen die Prämien für Kriegsschaden-Deckungen auf Schifffahrtsrouten nach Israel innerhalb weniger Wochen um das Drei- bis Vierfache. Solche Preisaufschläge wirken sich auf globale Lieferketten, Logistikunternehmen und Exportversicherer aus. Ähnliche Entwicklungen sind inzwischen auch in anderen geopolitischen Risikozonen – etwa am Roten Meer oder in der Straße von Hormus – zu beobachten.

Folgen für Gaza: Wirtschaftlicher Kollaps und Versicherungsleere

Während Israel auf staatliche Stabilitätsmechanismen zurückgreifen kann, steht Gaza wirtschaftlich am Abgrund. Infrastruktur, Gesundheitswesen und Versorgungssysteme liegen weitgehend in Trümmern. Private Versicherungen existieren faktisch nicht, Rückversicherungskapazitäten fehlen. Internationale Hilfsorganisationen übernehmen vielfach Aufgaben, die sonst Versicherungen leisten würden – etwa beim Wiederaufbau, bei der medizinischen Versorgung oder der sozialen Absicherung.

ESG-Debatte und Verantwortung der Finanzbranche

Der Konflikt hat auch die ethische Debatte über Investitionen neu entfacht. Versicherer und institutionelle Investoren müssen sich zunehmend fragen, welche Rolle ihre Kapitalströme in einem Umfeld spielen, in dem Sicherheits- und Rüstungsindustrien an Bedeutung gewinnen.
Während einige Unternehmen Verteidigungsinvestitionen als sicherheitsrelevant betrachten, verschärfen andere ihre ESG-Richtlinien, um Reputationsrisiken zu vermeiden. Zwischen diesen Positionen verläuft eine Debatte über Verantwortung, Transparenz und gesellschaftliche Stabilität.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten ist das Wachstum in Europa allerdings noch überschaubar.Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten ist das Wachstum in Europa allerdings noch überschaubar.DALL-E
International

Deutschland im europäischen Vergleich: ETF-Markt mit großem Wachstumspotenzial

Deutschland bleibt der wichtigste ETF-Markt Europas – und steht trotzdem erst am Anfang seines Potenzials. Laut BVI-Research vereint der Standort fast ein Viertel des europäischen ETF-Vermögens, während sich in den USA längst ein Markt in Billionenhöhe etabliert hat.
56 Prozent der Deutschen halten  Rüstungs-Investments inzwischen für legitim.56 Prozent der Deutschen halten Rüstungs-Investments inzwischen für legitim.DALL-E
Finanzen

Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds

Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
Mark Dowding, Chief Investment Officer Fixed Income bei RBC BlueBay Asset ManagementMark Dowding, Chief Investment Officer Fixed Income bei RBC BlueBay Asset ManagementRBC BlueBay Asset Management
International

Israel/Iran-Konflikt: „Märkte unterschätzen geopolitische Risiken“ - Warnung vor Eskalation und Preisauftrieb

Der Angriff Israels auf den Iran hat die Finanzmärkte in eine Fluchtbewegung versetzt. Doch für Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management ist dies nur ein Vorgeschmack: Steigende Ölpreise, anhaltender Handelskonflikt und eine unterschätzte Inflation könnten bald stärker durchschlagen. Was Anleger jetzt beachten sollten…
GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen auf einer GDV-Konferenz 2022 (Archiv).GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen auf einer GDV-Konferenz 2022 (Archiv).GDV
International

Privates Kapital für Europa: Versicherer unterstützen Pläne für EU-Label

Die EU will privates Kapital mobilisieren – mit einem neuen Label für Finanzprodukte. Doch was genau steckt dahinter, und warum setzen Versicherer dabei auf die Lebensversicherung?

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."
Ausgabe 10/25

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."

Jens Göhner, Leiter Produktmanagement der Stuttgarter
"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"
Ausgabe 07/25

"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"

Was bedeutet Unabhängigkeit im Versicherungsvertrieb wirklich?
"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht