Getsafe gibt Lizenz ab: „Versicherung bauen wir neu – mit KI“

Kommt jetzt die KI-Versicherung aus der Cloud? Getsafe streicht seine Lizenz – und will trotzdem schneller, flexibler und günstiger sein als klassische Versicherer. Wie das funktionieren soll – und warum Christian Wiens gerade jetzt auf KI statt Kapital setzt.

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Getsafe-Gründer und CEO Christian WiensGetsafe

Das Heidelberger Insurtech Getsafe verabschiedet sich von seiner Versicherungslizenz und setzt künftig vollständig auf seine technologiegetriebene MGA-Plattform. Das Ziel: Mehr Sparten, mehr Tempo, mehr Skalierbarkeit. Kernstück der Strategie ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die schon heute viele Prozesse automatisiert.

„Versicherung basierte jahrzehntelang auf Lizenz, Kapital und Vertrieb – wir bauen sie neu“

Nach drei Jahren mit eigener Lizenz verabschiedet sich Getsafe von der klassischen Versicherungsstruktur. Stattdessen will man künftig als Managing General Agent (MGA) agieren. Bereits jetzt wird der Großteil des Geschäfts über Partner realisiert. Der Wechsel ermögliche ein deutlich schnelleres Wachstum, so Gründer und CEO Christian Wiens: „Für unser Ziel, die führende Versicherungsplattform für digitale Kunden über alle Sparten hinweg zu werden, ist der Weg über eigene Lizenzen zu langsam und weniger flexibel.“

Mehr Auswahl, bessere Preise, schnellere Services

Getsafe kooperiert künftig mit führenden Risikoträgern – bleibt dabei jedoch operativ unabhängig: von der Produktgestaltung, über die Policenverwaltung bis zur Schadenregulierung. Für Kunden bedeutet das: Zugang zu einer vielfältigen Auswahl an Versicherungslösungen entlang aller Sparten – immer passend zu ihrem Bedarf und mit optimalem Preis-Leistungs-Verhältnis, da Getsafe im Hintergrund die besten Risikoträger integriert. Abgesehen vom Wechsel des Risikoträgers soll sich für die Kunden nichts ändern, so das Unternehmen gegenüber Experten.de.

KI trifft Realität: Millionen Datenpunkte täglich

Zentrale Rolle in der neuen Plattformstrategie spielt Künstliche Intelligenz. Getsafe hat über 50 Millionen Euro in seine KI-gestützte Infrastruktur investiert – gespeist von mehr als 500.000 Kunden und Millionen von Interaktionen. „Unsere KI-Agenten übernehmen heute schon einen Großteil von Schadenregulierung, Beratung und Vertragsabschluss“, so Wiens. „Wir entwickeln KI nicht im Labor, sondern mit Millionen realer Kundeninteraktionen. Das verschafft uns einen Vorsprung: gegenüber Versicherern mit veralteter IT und KI-Startups ohne echte Daten.“

Vom Single- zum Multiline-Anbieter – mit Fokus auf Digital Natives

Das Geschäftsmodell von Getsafe hat sich stark gewandelt: von der Einzelproduktlösung zur Multisparten-Plattform. Mit über 500 Millionen Euro gezeichnetem Versicherungsvolumen und rund 1 Million App-Downloads adressiert das Unternehmen vor allem eine junge, technikaffine Zielgruppe. Laut Wiens liegt hier der Schlüssel zum künftigen Markterfolg: „In den kommenden zehn Jahren wird allein diese Generation in Deutschland über 5 Billionen Euro an Kranken-, Lebens- und Rentenversicherung abschließen – und sie erwartet Lösungen, die sich wie moderne Software anfühlen.“

Getsafe zählte zu den ersten Unternehmen, die 2021 nach Verschärfung der Zulassungsregeln, eine Versicherer-Lizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erhielten. Der (damalige) Neo-Versicherer konnte in der Folge immer wieder für Aufmerksamkeit sorgen; beispielsweise, als er 2023 den deutschen Kundenstamm von Luko Insurance übernahm. Zuletzt platzte allerdings ein Deal mit dem Unternehmen FRIDAY.

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