Die Beschäftigten in Deutschland sprechen sich mehrheitlich für die Einführung einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit aus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.
Längere Tage, weniger Wochenarbeitstage – ein attraktives Modell?
Demnach unterstützen 38 Prozent der Befragten die Pläne der Bundesregierung, die tägliche Obergrenze von acht Arbeitsstunden durch eine wöchentliche Regelung zu ersetzen. Nur 20 Prozent lehnen den Vorstoß ab, während 37 Prozent sich neutral äußern.
Ziel der geplanten Reform ist es, die Arbeitszeitregelung im Sinne der europäischen Arbeitszeitrichtlinie zu flexibilisieren. Der Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung sieht vor, das Arbeitszeitgesetz entsprechend anzupassen. Beschäftigte und Unternehmen sollen künftig eigenverantwortlicher über die Verteilung der Arbeitszeit innerhalb einer Woche entscheiden können – beispielsweise, indem statt fünf Arbeitstagen à acht Stunden künftig vier Tage mit je zehn Stunden gearbeitet wird. Auch andere Varianten wären denkbar. Die derzeit geltenden Rahmenbedingungen wurden bereits im Beitrag „Mehr Flexibilität, klare Grenzen: Das ändert sich bei der Arbeitszeitregelung“ genauer beleuchtet.
Sorge vor Überlastung und Leistungseinbußen
Kritiker der Wochenarbeitszeit äußern dagegen deutliche Bedenken. Zwei Drittel (66 Prozent) der Gegner befürchten, dass längere tägliche Arbeitszeiten die Leistungsfähigkeit verringern könnten. Für 61 Prozent steht zudem die gesundheitliche Belastung im Vordergrund. Sie sehen die Gefahr, dass ein zehnstündiger Arbeitstag für viele Beschäftigte auf Dauer nicht zumutbar ist – insbesondere in Berufen mit hoher körperlicher oder emotionaler Beanspruchung.
Vier Tage vor fünf
Gefragt nach konkreten Präferenzen bei der Gestaltung der Arbeitswoche, sprechen sich 37 Prozent der Befragten für das Modell einer Vier-Tage-Woche mit jeweils zehn Stunden Arbeitszeit aus – vorausgesetzt, der Lohn bleibt gleich. Die klassische Fünf-Tage-Woche mit acht Stunden bevorzugen hingegen 28 Prozent. Hauptargumente der Befürworter des Acht-Stunden-Tags sind die begrenzte Konzentrationsfähigkeit (60 Prozent) sowie der Wunsch nach täglicher Freizeit und Familienzeit (gut 40 Prozent). Die Anhänger der Vier-Tage-Woche hingegen nennen vor allem das zusätzliche freie Zeitfenster (80 Prozent) sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (43 Prozent).
Die Umfrageergebnisse zeigen ein differenziertes, aber insgesamt flexibles Stimmungsbild in der Bevölkerung. Während nicht alle Befragten dem Konzept einer Wochenarbeitszeit zustimmen, ist der Wunsch nach neuen, anpassbaren Arbeitsmodellen deutlich erkennbar. Die Politik dürfte sich durch die Zustimmung in ihrer Reformabsicht bestätigt fühlen. Ob und wie die wöchentliche Höchstarbeitszeit tatsächlich gesetzlich verankert wird, dürfte maßgeblich von der weiteren Diskussion mit Sozialpartnern und Branchenverbänden abhängen.
Ein Signal für arbeitsrechtliche Modernisierung
Die Umfrageergebnisse zeigen ein differenziertes, aber insgesamt flexibles Stimmungsbild in der Bevölkerung. Während nicht alle Befragten dem Konzept einer Wochenarbeitszeit zustimmen, ist der Wunsch nach neuen, anpassbaren Arbeitsmodellen deutlich erkennbar. Die Politik dürfte sich durch die Zustimmung in ihrer Reformabsicht bestätigt fühlen. Ob und wie die wöchentliche Höchstarbeitszeit tatsächlich gesetzlich verankert wird, dürfte maßgeblich von der weiteren Diskussion mit Sozialpartnern und Branchenverbänden abhängen.
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