Nullzins trotz EZB-Gewinn: Wie Sparkassen und Volksbanken ihre Sparer im Regen stehen lassen
Obwohl Banken bei der EZB 2,25 % für Einlagen erhalten, bieten 52 Institute ihren Kunden gar keine Verzinsung. Laut Verivox betrifft das vor allem Sparkassen und Volksbanken – bundesweite Anbieter sind seltener betroffen.
Während Banken von der Europäischen Zentralbank noch immer 2,25 Prozent Zinsen für Einlagen erhalten, bieten 52 Kreditinstitute ihren Kunden auf dem Tagesgeldkonto schlichtweg nichts – 0,00 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox, die 786 Banken unter die Lupe genommen hat. Besonders auffällig: Unter den Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken wie Volksbanken ist die Nullzins-Praxis deutlich verbreiteter als bei bundesweiten Anbietern.
Laut Verivox verweigern 25 von 318 Sparkassen sowie 26 von 377 Genossenschaftsbanken ihren Kunden jede Form der Verzinsung. Im bundesweiten Bankensektor hingegen trifft dies nur auf ein einziges Institut zu. In einigen Fällen existieren bei ein und derselben Bank sogar mehrere Tagesgeldangebote – während langjährige Bestandskunden weiterhin im Nullzinsmodell verharren. Für Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, ein klarer Missstand: „Bestandskunden bleiben mit ihren Ersparnissen oft auf alten Konten sitzen, die keine Zinsen abwerfen, während neue Produkte längst bessere Konditionen bieten.“
Der Verweis vieler Banken auf angeblich geringe Spielräume bei der Zinsvergabe hält der Analyse nicht stand. Denn bei einem EZB-Einlagenzins von 2,25 Prozent sei zumindest eine moderate Verzinsung für Sparer ohne weiteres möglich. Maier rät daher zum Anbieterwechsel: Wer 10.000 Euro für ein Jahr zu 2,5 Prozent anlegt, kann mit Zinseinnahmen von rund 250 Euro rechnen – ohne das Girokonto wechseln zu müssen.
So wurde vorgegangen:
Für die Analyse hat Verivox die aktuellen Tagesgeldzinsen aller 786 Banken und Sparkassen ausgewertet, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Ausgewertet wurden die Zinssätze für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Diese wurden auf die zweite Nachkommastelle gerundet. Tagesgeldangebote mit 0,001 Prozent Zinsen wurden also den Nullzinsangeboten zugerechnet. Weil nicht alle Banken ihre Konditionen transparent ausweisen, könnte es weitere Banken mit Nullzinsen geben, die von der Auswertung nicht erfasst sind.
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