Zinsen für Festgeld und Tagesgeld sinken

Viele Banken und Sparkassen haben nach der letzten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank ihre Zinsen für Festgeld und Tagesgeld reduziert. Bei Festgeldanlagen sind die Zinsen deutlich gefallen, während Tagesgeldzinsen nur leicht gesunken sind, zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox.

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Raten-Kauf / pixabay

Viele Banken und Sparkassen haben die jüngste Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) rasch an ihre Kunden weitergegeben. Seit Anfang September haben etwa zwei Drittel der Kreditinstitute ihre Festgeldzinsen reduziert. Bei Tagesgeldkonten hingegen sanken die Zinsen nur geringfügig. Das ergab eine Untersuchung des Vergleichsportals Verivox, die über 800 Banken und Sparkassen analysierte.

Seit dem EZB-Beschluss im September haben mindestens 346 Banken und Sparkassen ihre Festgeldzinsen gesenkt, was einem Anteil von 69 Prozent entspricht. Überregionale Banken bieten derzeit für zweijährige Festgelder im Durchschnitt 2,51 Prozent Zinsen, 0,20 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Dies ist die stärkste Zinssenkung seit Jahresbeginn. Die Durchschnittszinsen erreichten damit den tiefsten Stand seit April 2023 (2,47 Prozent). „Wer sein Erspartes heute für zwei Jahre fest anlegen möchte, findet derzeit ein Zinsniveau wie im Frühsommer 2023 vor", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.

Top-Anbieter im Markt zahlen noch höhere Zinsen. Zehn Banken, die dem nationalen Einlagensicherungssystem eines Staates mit hoher Bonitätsbewertung angehören, bieten aktuell zweijährige Festgeldzinsen von 3 Prozent oder mehr. Die Zinsunterschiede im Markt sind jedoch erheblich. Überregionale Banken bieten höhere Zinsen als regionale Institute.

Bei den Sparkassen werden zweijährige Termingelder derzeit im Schnitt mit 1,80 Prozent verzinst. Regionale Genossenschaftsbanken wie Volks- und Raiffeisenbanken sowie PSD- und Sparda-Banken bieten etwas höhere Zinsen von 1,89 Prozent. Die Festgeldzinsen dieser regionalen Institutsgruppen liegen damit durchschnittlich 0,71 (Sparkassen) beziehungsweise 0,62 Prozentpunkte (Genossenschaftsbanken) niedriger als die Zinsen bei deutschlandweit tätigen Banken. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro bedeutet dies über die volle Laufzeit einen Unterschied von 142 Euro beziehungsweise 124 Euro bei den Zinserträgen.

„Wir rechnen im Laufe des Jahres mit mindestens einer weiteren Leitzinssenkung. Damit dürften die Sparzinsen weiter sinken“, schätzt Oliver Maier die Marktentwicklung ein. „Aus diesem Grund sind Festgeldangebote interessant für Sparer, da sie für einen bestimmten Zeitraum die Zinsen garantieren, sofern sie für den Anlagezeitraum auf ihr Erspartes verzichten können. Wer Angebote vergleicht, kann sich aktuell bis zu 3,45 Prozent Zinsen für zwei Jahre sichern. Bei Banken mit Top-Bonität streichen damit Sparer mit einer Anlagesumme von 10.000 Euro noch über 690 Euro Zinsen ein.“

Trotz der gesunkenen Zinsen sind die Bedingungen für klassische Tages- und Festgeldsparer derzeit günstig. Die Inflationsrate ist stärker gesunken als die Zinsen. Der Realzins, der die inflationsbedingte Kaufkraftverluste berücksichtigt, zeigt dies. Im September sank die Inflationsrate auf 1,6 Prozent, den tiefsten Stand seit Februar 2021. Infolgedessen erreichte der Realzins einer durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldanlage mit fast 1 Prozent einen neuen Höchststand. Zum ersten Mal seit der Zinswende im Sommer 2022 liegt auch der Realzins einer durchschnittlich verzinsten Tagesgeldanlage wieder knapp über der Nullmarke (0,04 Prozent).

„Sparer profitieren bei der Geldanlage davon, dass die Teuerungsraten wesentlich schneller und stärker gesunken sind als die Zinsen für klassische Sparanlagen wie Tages- und Festgeld. Dadurch fallen die Zinseinnahmen höher aus als der gleichzeitige Wertverlust durch die Inflation", sagt Oliver Maier.

Auch beim Tagesgeld haben viele Kreditinstitute nach der Leitzinssenkung im September schnell reagiert. Mindestens 124 Banken und Sparkassen haben seit dem letzten Notenbanktermin ihre Tagesgeldzinsen gesenkt. Bei insgesamt 778 ausgewerteten Banken entspricht dies einem Anteil von 16 Prozent.

Überproportional viele der Banken mit Zinssenkungen sind bundesweit aktiv. 21 von insgesamt 85 überregionalen Banken haben seit Mitte September ihre Zinsen gesenkt, was einem Anteil von 25 Prozent entspricht. Fast alle Zinssenkungen in diesem Segment betreffen jedoch Kreditinstitute, die auch nach der Zinssenkung noch überdurchschnittlich hohe Zinsen von 2 Prozent oder mehr zahlen.

„Viele Banken mit besonders hohen Zinsen mussten nach der Leitzinssenkung zügig reagieren und ihre Zinsen ebenfalls senken, damit sich das Geschäft für sie weiterhin lohnt", erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Die Verivox-Auswertung zeigt jedoch, dass gut die Hälfte aller Zinssenkungen (55 Prozent) auf Geldhäuser entfällt, die bereits zuvor lediglich Niedrigzinsen von 1 Prozent oder weniger gezahlt haben. Dies betrifft fast ausschließlich regionale Genossenschaftsbanken und Sparkassen.

Da beim Tagesgeld weniger Banken als beim Festgeld ihre Zinsen gesenkt haben, ist der Einfluss auf die Durchschnittszinsen hier geringer. Überregionale Banken zahlen im Schnitt aktuell 1,64 Prozent, was einem Rückgang um 0,04 Prozentpunkte entspricht. Die Sparkassen (0,59 Prozent) und regionalen Genossenschaftsbanken (0,61 Prozent) bieten im Durchschnitt wesentlich niedrigere Zinsen. In beiden Marktsegmenten sind die Zinsen im Vergleich zu September nur geringfügig um 0,02 beziehungsweise 0,03 Prozentpunkte gesunken.

Oliver Maier erklärt, warum die Zinsen beim Tagesgeld nicht stärker gesunken sind: „Unter den bundesweit aktiven Banken zwingt der scharfe Konkurrenzkampf die Banken zum Augenmaß. Wer in diesem Segment keine Kunden verlieren will, muss mit Zinssenkungen vorsichtig sein. Viele regionale Geldhäuser zahlen hingegen so wenig Zinsen, dass ihre Margen auch jetzt noch groß genug sind und sie die EZB-Zinssenkung nicht direkt an ihre Kunden durchreichen mussten.“

So ist Verivox vorgegangen:
Verivox recherchiert und analysiert regelmäßig die aktuellen Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Berücksichtigt werden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Basis der Zinssenkungsanalyse sind alle Banken und Sparkassen, für die sich sowohl am 11. September als auch am 14. Oktober 2024 Tages- und Festgeldzinsen recherchieren ließen.
Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihre Sparprodukte deutschlandweit anbieten und deshalb den überregionalen Banken zugeordnet wurden. Zu den Genossenschaftsbanken zählen die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken.

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