EZB senkt erneut Leitzins – Trump-Zölle verschärfen wirtschaftliche Unsicherheit
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 17. April 2025 zum siebten Mal binnen weniger Monate ihren Leitzins gesenkt – von 2,50 auf 2,25 Prozent. Der Schritt folgt einer geldpolitischen Linie, die angesichts sinkender Inflationsdynamik Spielräume für eine Lockerung sieht. „Der Disinflationsprozess schreitet gut voran“, teilte der EZB-Rat mit. Die geldpolitische Lage bleibt allerdings angespannt – insbesondere wegen externer Faktoren wie der jüngsten Zollpolitik der USA.
Datenbasierte Kurssetzung in instabilen Zeiten
Die EZB begründet ihre Zinssenkung mit der aktuellen Inflationsentwicklung. Mit 2,2 Prozent liegt die Teuerungsrate nur noch leicht über dem Zielwert von zwei Prozent. Die europäische Notenbank sieht darin einen Beleg für die Wirksamkeit ihrer bisherigen Maßnahmen und kündigte zugleich an, künftige Entscheidungen „von Sitzung zu Sitzung“ auf Basis der vorliegenden Daten zu treffen. Der betont adaptive Ansatz unterstreicht die Unsicherheit, die derzeit die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen prägt.
Handelskonflikt droht zu eskalieren
Ein zentrales Risiko für die europäische Konjunktur geht derzeit von den USA aus. Präsident Donald Trump hatte Anfang April angekündigt, künftig pauschale Importzölle in Höhe von 20 Prozent auf eine breite Palette europäischer Produkte zu erheben – darunter auch strategisch zentrale Exportgüter wie Automobile, Stahl und Aluminium. Zwar wurde ein Großteil dieser Maßnahmen zunächst für 90 Tage ausgesetzt, doch die Drohkulisse bleibt bestehen.
Trump betonte zuletzt, man befinde sich auf einem „guten Weg“ zu einem neuen Handelsabkommen mit der EU. Dennoch ist die Unsicherheit aufseiten der europäischen Unternehmen groß. Die Aussicht auf dauerhaft höhere Handelsbarrieren belastet Investitionsentscheidungen ebenso wie die außenwirtschaftliche Planung.
EZB bleibt vorsichtig – politische Lösungen gefordert
Der jüngste Zinsschritt signalisiert: Die EZB sieht sich weiterhin in der Pflicht, wachstumsstabilisierend einzugreifen. Doch zugleich macht sie deutlich, dass sie an die Grenzen geldpolitischer Steuerungsfähigkeit stößt, wenn geopolitische Entwicklungen die ökonomischen Grundlagen infrage stellen. Der Ruf nach politischen Lösungen – insbesondere im transatlantischen Verhältnis – wird damit lauter.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Weltwirtschaft im Umbruch: Handelskonflikte, Zinsentscheidungen und wirtschaftliche Unsicherheiten
Die globale Wirtschaft steht Anfang 2025 vor großen Herausforderungen. Während die USA und China ihr Wachstum behaupten, stagniert die Wirtschaft im Euroraum.
Bundesbank mit Rekordverlust: 19,2 Milliarden Euro Minus im Jahr 2024
Die Deutsche Bundesbank hat das Geschäftsjahr 2024 mit einem historischen Defizit abgeschlossen. Mit 19,2 Milliarden Euro Verlust verzeichnet sie das höchste Minus ihrer Geschichte – und den ersten Fehlbetrag seit 1979.
Bauzinsen im Spannungsfeld von EZB-Politik und US-Handelskonflikten
Die Baufinanzierungszinsen zeigen sich im April stabil – vorerst. Die Märkte spekulieren auf eine Leitzinssenkung der EZB, während Handelskonflikte unter US-Präsident Trump für Unsicherheit sorgen. Qualitypool-Geschäftsführer Antonio Skoro ordnet die aktuelle Entwicklung ein.
Trumps Zollpolitik: Eskalation gegenüber China, 90-tägige Atempause für über 75 Staaten
In einem neuen Truth-Social-Post hebt Donald Trump die US-Zölle auf chinesische Importe drastisch an. Zeitgleich gewährt er über 75 Ländern eine befristete Zollpause. Beobachter sehen darin eine gezielte Machtprojektion im Vorfeld des Wahlkampfs.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Wirtschaftliche Erholung unter Druck: Rekordhoch bei Insolvenzen
Während einzelne Wirtschaftsbereiche zaghaft ins Plus drehen, offenbart die rasant steigende Zahl an Unternehmensinsolvenzen eine tiefere Instabilität. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Die Erholung steht auf wackligen Füßen.
Apple erhöht die Preise und das könnte nur der Anfang sein
Wenn selbst Apple den Preis anhebt, ohne den wahren Grund zu nennen, ist klar: Die globale Wirtschaft hat eine neue Phase erreicht. Handelszölle, geopolitische Spannungen und strukturelle Abhängigkeiten treiben die Produktpreise
FRTB: Warum die EZB vor einer Aufweichung des Marktrisikorahmens warnt
Die EZB positioniert sich klar zur FRTB-Reform: Keine weitere Verschiebung, dafür ein risikobasierter Übergang mit Augenmaß. Was Banken jetzt erwartet – und warum die Finanzaufsicht keine Kompromisse bei Marktrisiken duldet.
Personalumbau im Bundeswirtschaftsministerium: Katherina Reiche vollzieht Bruch mit Habeck-Ära
Katherina Reiche zieht nach ihrem Amtsantritt als Bundeswirtschaftsministerin einen radikalen Schlussstrich unter die Ära Habeck: Mit umfassenden Personalentscheidungen ersetzt sie zentrale Staatssekretäre und Abteilungsleiter. Was hinter dem überraschenden Bruch im Wirtschaftsministerium steckt – und welche politischen Signale Reiche damit sendet.