Frostschäden: Versicherung kann Leistungen kürzen – Murmeltier warnt vor anhaltender Kälte

Das Murmeltier hat entschieden: Am 2. Februar 2025 verkündete Phil aus Punxsutawney, dass der Winter noch sechs weitere Wochen andauern wird. Eine jahrhundertealte Tradition mit ungewisser Trefferquote – doch wer sich allein darauf verlässt, dass der Frühling bald Einzug hält, geht ein Risiko ein. Denn nicht nur das tierische Orakel, sondern auch Meteorologen warnen: Der Winter ist noch lange nicht vorbei. Für Immobilienbesitzer bedeutet das, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um Schäden durch Frost zu vermeiden. Ein aktuelles Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 7. August 2024 (Az. 7 U 251/20) zeigt, welche finanziellen Konsequenzen drohen können, wenn diese Maßnahmen nicht eingehalten werden.

(PDF)
Die Prognose des Murmeltiers mag mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, doch die winterlichen Risiken sind real.Maxe N., CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Gerichtsurteil: Grobe Fahrlässigkeit führt zu Leistungskürzung

Im verhandelten Fall blieb ein Wohngebäude mehrere Monate unbewohnt. Die Eigentümer versäumten es, die wasserführenden Leitungen abzusperren oder zu entleeren. Als die Temperaturen sanken, kam es zu Frostaufplatzungen, die einen erheblichen Leitungswasserschaden verursachten. Die Schadenssumme wurde auf über 600.000 Euro geschätzt. Doch anstatt die Kosten zu übernehmen, verweigerte die Wohngebäudeversicherung die Regulierung und berief sich auf grobe Fahrlässigkeit seitens des Versicherungsnehmers.

Das Gericht bestätigte diese Einschätzung teilweise. Es sah eine erhebliche Pflichtverletzung seitens des Eigentümers, bewertete die getroffenen Sicherungsmaßnahmen als unzureichend und reduzierte die Versicherungsleistung um 75 %. Die Versicherung musste somit nur noch 25 % der Schadenssumme übernehmen.

Winterliche Risiken: Vorsorge ist entscheidend

Die Entscheidung verdeutlicht, dass Eigentümer bei längerem Leerstand eines Gebäudes in der kalten Jahreszeit nicht nur auf eine funktionierende Heizung setzen sollten. Selbst regelmäßige Kontrollen reichen nicht aus, wenn grundlegende Sicherheitsmaßnahmen nicht umgesetzt werden. Dazu gehören insbesondere:

  • Entleeren und Absperren wasserführender Leitungen: Sobald ein Gebäude unbewohnt ist und nicht regelmäßig beheizt wird, besteht das Risiko, dass Wasser in den Leitungen gefriert und diese aufplatzen. Das kann zu erheblichen Schäden an der Bausubstanz führen.
  • Ausreichende Beheizung: Wird das Gebäude nicht entleert, muss sichergestellt sein, dass die Heizung konstant auf einem Niveau läuft, das Frost verhindert.
  • Regelmäßige Kontrollen: Vor allem bei stark schwankenden Temperaturen ist es ratsam, das Gebäude regelmäßig zu überprüfen. Heizungsstörungen oder offene Fenster können dazu führen, dass Räume unerwartet auskühlen.
  • Versicherungsbedingungen beachten: Die meisten Wohngebäudeversicherungen enthalten klare Vorgaben zur Sicherungspflicht. Werden diese nicht eingehalten, kann die Leistung gekürzt oder ganz verweigert werden.

Das Murmeltier hat gesprochen – doch die Verantwortung bleibt

Die Prognose des Murmeltiers mag mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, doch die winterlichen Risiken sind real. Frostschäden gehören zu den häufigsten und teuersten Versicherungsfällen in der kalten Jahreszeit. Wer darauf hofft, dass der Frühling früher einsetzt, könnte am Ende hohe Reparaturkosten selbst tragen müssen.

Das Urteil des OLG Frankfurt zeigt deutlich: Versicherungsnehmer haben eine Pflicht zur Schadensvermeidung. Wird diese vernachlässigt, kann die Versicherung ihre Leistung drastisch kürzen. Wer also ein unbewohntes Gebäude besitzt oder längere Zeit verreist, sollte nicht nur auf die Wetterprognose achten, sondern vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Denn eines ist sicher: Der Winter ist noch nicht vorbei.


(PDF)

LESEN SIE AUCH

Deep Flood WaterDeep Flood WaterDeep Flood Water
4 Wände

Hochwasser: Mehr als 300.000 Adressen in Deutschland bedroht

Sachsen hat von allen Bundesländern den höchsten Anteil gefährdeter Adressen. Hier liegen knapp 3 Prozent in Überschwemmungsgebieten. Dahinter folgen Thüringen mit rund 2,7 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 2 Prozent. Am wenigsten betroffen sind Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin.

Wasserschaden-Trockner-409059850-AS-JuefrateamWasserschaden-Trockner-409059850-AS-JuefrateamJuefrateam – stock.adobe.comWasserschaden-Trockner-409059850-AS-JuefrateamJuefrateam – stock.adobe.com
Assekuranz

Leitungswasser verursacht jeden dritten Schaden im Haus

Wenn Leitungswasser unbemerkt durch ein Leck in dringt, wird das schnell teuer. Leckage-Schutzsysteme können dabei helfen Rohrschäden frühzeitig zu entdecken und damit größere Schäden bei Wohngebäuden zu verhindern. R+V-Kunden erhalten nun bei Einbau eines Warnmelders einen Preisnachlass.

Tiny gray house on wheelsTiny gray house on wheelslowphoto – stock.adobe.comTiny gray house on wheelslowphoto – stock.adobe.com
4 Wände

Kompakt, sparsam und immer beliebter: Tiny Houses

Die kompakten und meist mobilen Mini-Häuser sind beliebt. Schon fast jeder Vierte kann sich vorstellen, darin zu wohnen. Das zeigt eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag der DEVK Versicherungen.
Sandsaecke-113427763-AS-kelifamilySandsaecke-113427763-AS-kelifamilykelifamily – stock.adobe.comSandsaecke-113427763-AS-kelifamilykelifamily – stock.adobe.com
Assekuranz

Flut­ka­ta­stro­phe: Schon mehr als ein Fünftel aus­ge­zahlt

Rund zwei Monate nach der Flutkatastrophe an Ahr, Erft und anderen Regionen Deutschlands hat die Versicherungswirtschaft schon erhebliche Gelder an Versicherte geleistet.
Wasserleitung-Frost-257384048-AS-alexkichWasserleitung-Frost-257384048-AS-alexkichalexkich – stock.adobe.comWasserleitung-Frost-257384048-AS-alexkichalexkich – stock.adobe.com
Assekuranz

Frost­schä­den an Was­ser­lei­tun­gen ver­ur­sa­chen Kos­ten bis zu 150 Mil­lio­nen Euro

Fallen die Temperaturen in den Minusbereich, können Wasserleitungen einfrieren und platzen. Die daraus resultierenden Schäden gehen in die Millionen, wie aktuelle GDV-Zahlen zeigen. Doch schon mit einfachen Mitteln lassen sich Schäden vermeiden. Frost und Kälte sorgen jedes Jahr in Deutschland für 30.000 bis 40.000 Schäden an Wasserleitungen.
Weihnachten bringt nicht nur Besinnlichkeit, sondern auch Brandgefahr.DALL-EWeihnachten bringt nicht nur Besinnlichkeit, sondern auch Brandgefahr.DALL-E
Verbraucher

Adventszeit: Brandschäden steigen – Experten warnen vor unachtsamem Umgang mit Kerzen

Weihnachten bringt nicht nur Besinnlichkeit, sondern auch Brandgefahr. GDV und BdV warnen vor unachtsamem Umgang mit Kerzen und geben wichtige Hinweise zu Versicherungen bei Brandschäden.

Mehr zum Thema

Foto: AdobestockFoto: Adobestock
4 Wände

Grundsteuerreform: Teure Überraschungen für Eigentümer und Mieter 2025

Die Grundsteuerreform, die ab Januar 2025 in Kraft tritt, sorgt bereits jetzt für hitzige Diskussionen. Kritiker befürchten deutliche finanzielle Belastungen für Eigentümer und Mieter, die weit über das hinausgehen, was ursprünglich von der Politik versprochen wurde.

Der Handlungsdruck ist groß. Laut Heisenberg liegt die Sanierungsrate in Deutschland aktuell bei mageren 0,69 Prozent jährlich.Foto: AdobestockDer Handlungsdruck ist groß. Laut Heisenberg liegt die Sanierungsrate in Deutschland aktuell bei mageren 0,69 Prozent jährlich.Foto: Adobestock
4 Wände

Der Sanierungsstau erfordert mehr als Wärmepumpen – Zeit für eine ganzheitliche Gebäudewende

Emanuel Heisenberg, Experte für nachhaltige Immobilienentwicklung, hat in einem Gastkommentar in der Wirtschaftswoche eindringlich vor einem einseitigen Fokus auf Wärmepumpen bei der Sanierung des deutschen Gebäudebestands gewarnt.

Prairie Storm Clouds CanadaPrairie Storm Clouds CanadaPrairie Storm Clouds Canada
4 Wände

2024 überdurchschnittlich hohe Schäden durch Wetterextreme

Zwei Hochwasser prägen die Schadenbilanz der ersten Jahreshälfte. Für das Gesamtjahr erwarten die Versicherer Schäden von mindestens sieben Milliarden Euro.

disinfector holding chemical sprayer and other equipment for sterilizationdisinfector holding chemical sprayer and other equipment for sterilizationdisinfector holding chemical sprayer and other equipment for sterilization
4 Wände

Neue Gefahrstoffverordnung belastet Versicherer zusätzlich

Mit den geplanten Änderungen der Gefahrstoffverordnung kommen hohe Kosten auf die Wohngebäudeversicherer zu. Vorgesehen ist unter anderem, dass vor Reparaturen in Gebäuden unter bestimmten Voraussetzungen Asbestprüfungen durchgeführt werden müssen.

Haus-401883858-DP-elxeneizeHaus-401883858-DP-elxeneizeHaus-401883858-DP-elxeneize
4 Wände

Deutsche Mietwohnungsmärkte in Negativspirale gefangen

Die hohe Nachfrage nach Wohnraum und das vergleichsweise geringe Angebot haben die Neuvertragsmieten kräftig nach oben getrieben. Die strenger regulierten Bestandsmieten konnten nicht Schritt halten und in großen Ballungsräumen entstand eine Lücke zwischen den Angeboten für Neuvertragsmieten und Mieten für bestehende Vertragsverhältnisse.

Fliesenleger bei der Arbeit, Haus umbau oder renovierungFliesenleger bei der Arbeit, Haus umbau oder renovierungkarepa – stock.adobe.comFliesenleger bei der Arbeit, Haus umbau oder renovierungkarepa – stock.adobe.com
4 Wände

Von wegen Sanierungsmuffel: Jeder 4. Eigentümer modernisierte seine Immobilie

Trotz hoher Baukosten, langer Wartezeiten auf Handwerker und dem Hickhack rund um das Gebäudeenergiegesetz und die Förderungen haben viele Immobilieneigentümer Sanierungen durchführen lassen. Dabei konnten 2 von 3 Immobilien die Energieeffizienzklasse verbessern.