Die Stornoquote gilt als wichtiger Gradmesser für die Stabilität und Qualität von Lebensversicherern. Trotz globaler Krisen zeigt sich der Markt stabil, wie der aktuelle map-report von Franke und Bornberg belegt. Doch es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Anbietern.
Die Stornoquote der Lebensversicherer ist im Jahr 2023 trotz globaler Unsicherheiten stabil geblieben. Laut dem aktuellen „map-report 936“ von Franke und Bornberg lag die durchschnittliche Stornoquote im gesamten Lebensversicherungsbestand bei 2,55 % – leicht über dem Vorjahreswert von 2,51 %. Diese Kennzahl zeigt, wie viele Verträge vorzeitig gekündigt werden und gilt als Indikator für die Bestandsqualität eines Versicherers.
Unterschiede zwischen den Anbietern
Während die niedrigste Stornoquote mit 0,64 % von der Delta Direkt gemeldet wurde, liegt die Targo Lebensversicherung mit 8,98 % am anderen Ende der Rangliste. Auch bei den Produktkategorien zeigt sich eine deutliche Spreizung. Bei Kapitallebensversicherungen liegt die Quote bei 1,80 %, während sie bei fondsgebundenen Produkten mit 3,39 % deutlich höher ausfällt.
Bedeutung für Versicherte und Makler
Hohe Stornoquoten belasten die betroffenen Versicherer, da diese nicht nur auf Beitragseinnahmen verzichten, sondern auch Rückkaufswerte auszahlen müssen. Gleichzeitig können hohe Stornoquoten ein Hinweis auf Vertriebsprobleme sein, etwa wenn Produkte nicht im Zielmarkt vermittelt werden. Für Versicherungsmakler ist die Stornoquote daher ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl geeigneter Produkte.
„Eine niedrige Stornoquote spricht für die Qualität der Produkte und die Kundenbindung eines Versicherers“, so Analyst Reinhard Klages. Ähnlich sieht es auch die deutsche Finanzaufsicht. Auf ihrer Jahreskonferenz in Bonn kündigte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an, die Stabilität der Versicherer und die Weiterentwicklung der Wohlverhaltensaufsicht in den Fokus zu rücken. Exekutivdirektorin Julia Wiens sagte, dass die BaFin verstärkt Lebensversicherer prüfen werde, die hohe Stornoquoten aufweisen, weil diese ein Indikator für mangelnden Kundennutzen sein können (Experten.de berichtete).
Themen:
LESEN SIE AUCH
„Je flexibler eine Risikoversicherung, umso besser schützt sie“
Die Risikolebensversicherung wächst wieder: 2023 stieg die Zahl der Verträge erstmals seit Jahren um 4,34 %. Doch trotz des Aufschwungs bleibt die Qualität vieler Tarife ausbaufähig. Das zeigt die aktuelle Analyse von Franke und Bornberg.
Höherer Höchstrechnungszins: Mehr Leistung bei BU-, Risiko- und Rentenversicherungen
Der neue Höchstrechnungszins von 1,0 Prozent sorgt für höhere Garantieleistungen in der Berufsunfähigkeits-, Risikolebens- und Rentenversicherung. Eine aktuelle GDV-Analyse zeigt, wie Versicherte profitieren.
Private Krankenversicherung (PKV): Erhebliche Beitragsanpassungen in 2024
Beitragsanpassungen prägten 2024 die Private Krankenversicherung (PKV). Als Treiber dieser Entwicklung identifiziert Franke und Bornberg steigende Gesundheitskosten und Zinsentwicklungen.
Lebensversicherungen müssen angemessenen Kundennutzen bieten
Die BaFin hatte im Mai 2023 ihr Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten veröffentlicht. Parallel dazu wurden Aspekte der Produkte analysiert, wie Effektivkosten, Abschlussprovisionen und Stornoquoten. Dabei wurden Ausreißer identifiziert. 13 besonders auffällig Lebensversicherer wurden einer wohlverhaltensaufsichtlichen Prüfung unterzogen. Das Ergebnis: Neben formalen Defiziten genügten manche Versicherer bei Weitem nicht den Vorgaben des BaFin-Merkblatts.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Sportunfälle 2024: ERGO veröffentlicht neue Unfallstatistik pünktlich zur Frauen-EM
Fußball, Skisport, E-Bikes – wo Sport zur Gefahr wird: Die neue Unfallstatistik von ERGO zeigt, welche Sportarten 2024 besonders viele Verletzungen verursacht haben. Wer denkt, es trifft nur die Profis, liegt falsch. Besonders auffällig: Eine beliebte Sommersportart ist aus den Top Ten verschwunden.
BaFin deckt Beratungsmängel bei Versicherungsanlageprodukten auf
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat bei einer Mystery-Shopping-Aktion deutliche Defizite bei der Beratung und Dokumentation im Vertrieb von Versicherungsanlageprodukten festgestellt. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Aufsicht jetzt veröffentlicht hat. Die Aktion war Teil einer europaweiten Untersuchung, die von der Europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA koordiniert wurde und zwischen März und Juni 2024 stattfand.
Altersdiskriminierung trifft nicht nur die Älteren – neue Studie überrascht mit Ergebnissen
Die neueste Ausgabe der DIA-Studie 50plus rückt ein bislang wenig beachtetes Phänomen ins Licht: Jüngere Menschen berichten deutlich häufiger von Altersdiskriminierung als Ältere.
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch – doch nicht alle Branchen ziehen mit
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der deutschen Wirtschaft nimmt spürbar zu. Inzwischen setzen rund 41 Prozent der Unternehmen auf KI-gestützte Prozesse. Besonders große Firmen und technologieaffine Branchen treiben die Entwicklung voran – doch es gibt auch Zurückhaltung.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.