Beitragsanpassungen prägten 2024 die Private Krankenversicherung (PKV). Als Treiber dieser Entwicklung identifiziert Franke und Bornberg steigende Gesundheitskosten und Zinsentwicklungen.
Der jüngste map-report widmet sich nicht nur dem Rating der Versicherer (Experten.de berichtete), sondern auch der Beitragsentwicklung. Und die Beiträge in der Privaten Krankenversicherung (PKV) stiegen zum Jahresbeginn 2024 stärker als im Vorjahr. In der Beispielrechnung eines Angestellten lag die durchschnittliche Erhöhung bei knapp 5,3 Prozent (Vorjahr: 3,5 Prozent). Während ein Versicherer keine nennenswerten Anpassungen vornahm, variierten die Erhöhungen bei den übrigen Anbietern zwischen 1,6 und 15,9 Prozent.
Im Musterfall eines Bundesbeamten stiegen die Beiträge im Vergleichszeitraum von 2000 bis 2024 durchschnittlich um 3,2 Prozent pro Jahr. Zum Jahresbeginn 2024 betrug die Anpassung hier durchschnittlich 5,9 Prozent (Vorjahr: 1,0 Prozent). Die Schwankungen reichten von 1,3 bis 18,3 Prozent.
Anders sieht es bei der stationären Zusatzversicherung aus: Hier hielten sich Beitragserhöhungen und -reduzierungen über die Jahre weitgehend die Waage. Im Zeitraum von 2000 bis 2024 lag die durchschnittliche Anpassung bei lediglich 0,1 Prozent. Zum Jahresauftakt 2024 verzeichneten diese Tarife sogar ein durchschnittliches Minus von 3,6 Prozent (Vorjahr: 0,3 Prozent).
Langfristige Entwicklung im Vertragsbestand
Eine zusätzliche Perspektive bietet die Betrachtung der Beitragsentwicklung im gesamten Vertragsbestand, basierend auf der BaFin-Nachweisung 230. Zwischen 2014 und 2023 betrugen die jährlichen Anpassungen durchschnittlich 2,8 Prozent. Im Jahr 2023 lag die Steigerung bei 2,4 Prozent, deutlich unter der Anpassungsrate von 6,3 Prozent im Jahr 2021.
Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg, erläutert: „Diese Gesamtsicht auf den Versichertenbestand liefert eine realistischere Darstellung der Beitragsentwicklung als hypothetische Szenarien mit fiktiven Versicherten.“
Ursachen für die Beitragserhöhungen
Steigende Kosten für Medikamente und neue Behandlungsmethoden sowie die zunehmende Zahl psychischer Erkrankungen belasten die Kalkulation der PKV. Hinzu kommt die anhaltende Herausforderung durch die langjährige Niedrigzinsphase. Ein großer Teil der Anpassungen zu Beginn des Jahres 2024 resultiert aus der Senkung des Rechnungszinses.
Blick in die Zukunft
Trotz der Belastungen könnte die Stabilisierung der Kapitalmärkte den Druck auf die Beitragsentwicklung mittelfristig abmildern. Eine Reduzierung der beitragstreibenden Faktoren bleibt jedoch ungewiss. „Eine nachhaltige Beitragspolitik erfordert eine präzise Balance zwischen Kostensteigerungen und dem Erhalt der Beitragsstabilität“, so Reinhard Klages, Verantwortlicher des map-report.
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