AfD-Parteitag in Riesa: Radikale Inhalte und Weidels Führungsanspruch

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat am heutigen Parteitag in Riesa ein klares Signal gesetzt: Mit der Wahl von Alice Weidel zur ersten Kanzlerkandidatin der Parteigeschichte präsentierte sie eine Führungsfigur, die sich mit einer scharfen und radikalisierten Rhetorik positionierte. Wer nach dem kürzlichen Gespräch zwischen Alice Weidel und Elon Musk moderate oder diplomatische Worte von der AfD-Spitzenkandidatin erwartet hatte, wurde enttäuscht. Stattdessen setzte Weidel auf eine Konfrontationslinie, die sowohl intern als auch extern die Grenzen ihrer politischen Agenda betonte.

(PDF)
Weidel zeigte sich in ihrer Rede auf dem Parteitag der AfD in Riesa als entschlossene Führungsfigur.Foto: AfD

Die Wahl von Weidel: Ein strategisches Signal

Die Ernennung von Alice Weidel zur Kanzlerkandidatin erfolgte nicht durch eine geheime Abstimmung, sondern durch das symbolische Erheben der Delegierten. Mit diesem Verfahren wollte die Parteiführung offenbar sicherstellen, dass die Einigkeit hinter Weidel nach außen hin gewahrt bleibt. Kritische Stimmen, die innerhalb der Partei möglicherweise existieren, wurden so im Keim erstickt.

Weidel zeigte sich in ihrer Rede als entschlossene Führungsfigur. Die Themen ihrer Rede, darunter Migration, Klimapolitik und der sogenannte „Kulturkampf“, zeigten jedoch deutlich, dass die AfD ihre Programmatik weiter radikalisiert. Weidels Aussagen richteten sich nicht nur an die Basis der Partei, sondern auch an ein breiteres Publikum, das die AfD als potenzielle Wähler gewinnen möchte.

Radikale Inhalte und harte Worte

Bereits zu Beginn ihrer Rede griff Weidel zu deutlicher Sprache: „Wir brauchen Rückführungen im großen Stil. Deutschland ist kein Weltsozialamt.“ Mit dieser Aussage untermauerte sie die migrationspolitische Linie der AfD, die auf Abschottung und Rückführung abzielt. Sie bekannte sich zudem offen zu Begriffen wie „Remigration“, die aus dem rechtsextremen Diskurs stammen.

Auch in der Klimapolitik wählte Weidel eine klare Konfrontationslinie: „Wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Diese Windmühlen der Schande haben in unserem Land keinen Platz.“ Mit dieser Forderung positionierte sie sich gegen die Energiewende und sprach sich erneut für den Bezug von Gas aus Russland aus.

Besonders auffällig war der Angriff auf die deutsche Wissenschaftslandschaft und Hochschulen. Weidel bezeichnete Universitäten als „queer-woke Kaderschmieden“ und kündigte an, dass Gender-Studies-Programme geschlossen werden sollen. „Unsere Universitäten dürfen keine queer-woken Kaderschmieden mehr sein“, erklärte sie.

Weidels Aussagen standen in starkem Kontrast zu den Erwartungen, die nach ihrem Gespräch mit Elon Musk aufkamen. Der Tesla-Chef und Gründer von SpaceX hatte sich in der Vergangenheit mehrfach auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) rechtspopulistischen Diskursen angenähert. Die Hoffnung, dass Weidel sich durch die Begegnung mit Musk moderater zeigen könnte, wurde durch die aggressive Tonalität ihrer Rede jedoch klar zerschlagen.

Proteste begleiten den Parteitag

Der Parteitag in Riesa wurde von massiven Protesten begleitet. Bereits am frühen Morgen hatten sich Tausende Gegendemonstranten versammelt, um Zufahrtswege zu blockieren. Laut Polizeiangaben kam es dabei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, bei denen Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt wurden. Mehrere Personen, darunter Demonstrierende und Polizisten, wurden verletzt.

Die Demonstrationen richteten sich insbesondere gegen die rechtsextremen Inhalte und die Radikalisierung der AfD. Teilnehmer kritisierten zudem die Normalisierung der Partei durch hohe Umfragewerte, die in einigen Instituten mittlerweile über 20 Prozent liegen.

Interne Machtverhältnisse: Weidel und Höcke

Die Wahl Alice Weidels zur Kanzlerkandidatin zeigt auch eine Verschiebung innerhalb der Machtverhältnisse der Partei. Die enge Nähe von Weidel zum rechtsnationalen Flügel um Björn Höcke wurde unterstrichen.

Co-Parteichef Tino Chrupalla stellte sich in den Dienst Weidels: „Ich halte ihr den Rücken frei.“ Mit dieser Aussage machte Chrupalla deutlich, dass die Partei Weidel als zentrale Figur des kommenden Bundestagswahlkampfes sieht. Björn Höcke zeigte sich ebenfalls einverstanden mit Weidels Ernennung und betonte, dass sie die richtige Wahl sei, um die AfD in eine neue Phase zu führen.

Politische Perspektiven

Trotz wachsender Umfragewerte bleibt die AfD politisch isoliert. Keine der anderen im Bundestag vertretenen Parteien ist bereit, mit der AfD zu koalieren. Mit der Zuspitzung ihrer Inhalte – von der migrationspolitischen Abschottung über die Ablehnung der Energiewende bis hin zum Angriff auf die deutsche Hochschullandschaft – macht die Partei klar, dass sie ihre Rolle als Oppositionskraft festigen möchte.

Weidel stellte in ihrer Rede erneut heraus, dass die AfD die einzige Partei sei, die sich klar gegen die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland positioniere. „Die Union ist eine Betrügerpartei, die unser Wahlprogramm kopiert, aber niemals umsetzen wird“, erklärte sie.

Der Parteitag in Riesa markiert einen weiteren Schritt in der strategischen und inhaltlichen Radikalisierung der AfD. Beobachter erwarten, dass die Partei diese Linie im Bundestagswahlkampf weiter fortsetzen wird.


(PDF)

LESEN SIE AUCH

Die Gigafactory in Grünheide ist ein bedeutender Standort für die deutsche Wirtschaft.Foto: TeslaDie Gigafactory in Grünheide ist ein bedeutender Standort für die deutsche Wirtschaft.Foto: Tesla
Politik

Merz gegen Musk: Politisches Rückgrat oder Wahlkampftaktik?

Friedrich Merz hat mit seinen jüngsten Aussagen zur Einmischung von Elon Musk in den Bundestagswahlkampf für Aufsehen gesorgt. In einem Interview mit dem Wall Street Journal (WSJ) kritisierte der Unionskanzlerkandidat die offene Unterstützung des Tesla-Chefs für die AfD und stellte politische oder rechtliche Konsequenzen in Aussicht.

Im europäischen Kontext fordert Friedrich Merz eine geschlossenere Strategie der EU, insbesondere im Umgang mit den USA.Foto: CDU / Tobias KochIm europäischen Kontext fordert Friedrich Merz eine geschlossenere Strategie der EU, insbesondere im Umgang mit den USA.Foto: CDU / Tobias Koch
Politik

CDU stellt „Agenda 2030“ vor – Wirtschaftsreformen im Fokus

Die CDU/CSU hat auf ihrer Klausurtagung in Hamburg unter Führung von Kanzlerkandidat Friedrich Merz die „Agenda 2030“ vorgestellt.

In seiner Rede auf dem Parteitag der SPD warnte Scholz vor einer Regierungsübernahme durch CDU und CSU.Foto: l. Nadine to Roxel, Chefreporterin Politik RTL-MediengruppeIn seiner Rede auf dem Parteitag der SPD warnte Scholz vor einer Regierungsübernahme durch CDU und CSU.Foto: l. Nadine to Roxel, Chefreporterin Politik RTL-Mediengruppe
Politik

Olaf Scholz offiziell als SPD-Kanzlerkandidat bestätigt – Kampf um die Bundestagswahl beginnt

Auf dem SPD-Parteitag in Berlin wurde Olaf Scholz am Samstag offiziell als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl am 23. Februar bestätigt. Die Delegierten sprachen sich mit überwältigender Mehrheit für den 66-jährigen Bundeskanzler aus – lediglich fünf der knapp 600 Delegierten stimmten gegen ihn.

Die Nominierung Wagenknechts wurde von den Delegierten mit großem Zuspruch aufgenommen und markiert den Auftakt in eine intensive Wahlkampfphase.Foto: sahra-wagenknecht.deDie Nominierung Wagenknechts wurde von den Delegierten mit großem Zuspruch aufgenommen und markiert den Auftakt in eine intensive Wahlkampfphase.Foto: sahra-wagenknecht.de
Politik

Bundesparteitag des BSW nominiert Sahra Wagenknecht als Kanzlerkandidatin

Der Bundesparteitag des BSW in Bonn markierte einen wichtigen Moment in der noch jungen Parteigeschichte. Mit der Nominierung von Sahra Wagenknecht zur Kanzlerkandidatin und der Verabschiedung des Wahlprogramms richtete sich die Partei sechs Wochen vor der Bundestagswahl strategisch aus.

Während Parteichef Lars Klingbeil die Rolle des Lautsprechers übernimmt, scheint Kanzler Olaf Scholz als Spitzenkandidat nahezu abgetaucht zu sein.Pressefoto Lars Klingbeil – Foto: Sandra KrafftWährend Parteichef Lars Klingbeil die Rolle des Lautsprechers übernimmt, scheint Kanzler Olaf Scholz als Spitzenkandidat nahezu abgetaucht zu sein.Pressefoto Lars Klingbeil – Foto: Sandra Krafft
Politik

Hallo, ist da noch jemand außer Klingbeil? Die SPD im Wahlkampf mit viel Programm, wenig Gesichter – und ein unsichtbarer Scholz

Die SPD ist offiziell in den Bundestagswahlkampf 2025 gestartet, doch schon jetzt zeigt sich, wie holprig der Weg bis zum Wahltag am 23. Februar sein könnte. Der Auftakt im Willy-Brandt-Haus offenbarte mehr Schwächen als Stärken, mehr Symbolik als Substanz.

Neben den Angriffen auf die Union zeigte sich Habeck auch selbstkritisch. Die Nicht-Verlängerung der Mietpreisbremse sei ein schwerer Fehler der Ampelregierung gewesen.Foto: Bündnis90/Die Grünen, © Dominik ButzmannNeben den Angriffen auf die Union zeigte sich Habeck auch selbstkritisch. Die Nicht-Verlängerung der Mietpreisbremse sei ein schwerer Fehler der Ampelregierung gewesen.Foto: Bündnis90/Die Grünen, © Dominik Butzmann
Politik

Wahlkampfauftakt der Grünen in überfüllter Halle - Habecks Kampfansage an die Union

Beim Wahlkampfauftakt der Grünen in Lübeck zeichnete Robert Habeck ein Bild der kommenden Bundestagswahl als „Richtungsentscheidung“: Schwarz oder Grün – Rückschritt in die Vergangenheit oder Aufbruch in die Zukunft.

Mehr zum Thema

Thomas Richter ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Investment (BVI).Stefan Gröpper PhotographyThomas Richter ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Investment (BVI).Stefan Gröpper Photography
Politik

Bundestagswahl 2025: BVI fordert rasche Reformen

Der deutsche Fondsverband BVI drängt auf schnelle politische Entscheidungen in zentralen Finanzfragen. Neben einer Reform der privaten Altersvorsorge stehen Infrastrukturfinanzierung, Bürokratieabbau und der Umgang mit Finanzmarktdaten im Fokus.

Im Plenum flogen die verbalen Angriffe, während sich beide Lager auf den Endspurt im Wahlkampf vorbereiteten (Symbolbild mit KI erstellt).GROKIm Plenum flogen die verbalen Angriffe, während sich beide Lager auf den Endspurt im Wahlkampf vorbereiteten (Symbolbild mit KI erstellt).GROK
Politik

Hitzige Debatte im Bundestag: Scholz und Merz im offenen Schlagabtausch

Nur wenige Tage vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 lieferten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz eine der schärfsten Auseinandersetzungen der Legislaturperiode.

„Politik und Bevölkerung entfremden sich immer mehr“, so ein Fazit der repräsentativen R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ im Vorfeld der Bundestagswahl.FelixMittermeier / pixabay„Politik und Bevölkerung entfremden sich immer mehr“, so ein Fazit der repräsentativen R+V-Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ im Vorfeld der Bundestagswahl.FelixMittermeier / pixabay
Politik

„Politik und Bevölkerung entfremden sich immer mehr“

Eine Sonderauswertung der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ zeigt: Die Furcht vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung ist sprunghaft angestiegen. Auch Inflation, Wirtschaftseinbruch und Vertrauensverlust in die Politik bereiten den Menschen erhebliche Sorgen.

Bei einer Notbremse ist Missbrauch strafbar. Ob das auch für die Schuldenbremse gilt?pvdv63 / pixabayBei einer Notbremse ist Missbrauch strafbar. Ob das auch für die Schuldenbremse gilt?pvdv63 / pixabay
Politik

Schuldenbremse aufheben? Allianz Trade warnt vor fiskalischen Risiken und mahnt Reformen an

Die Diskussion um die Aufhebung der Schuldenbremse nimmt Fahrt auf. Doch welche Folgen hätte das für Deutschland? Eine neue Analyse von Allianz Trade beleuchtet die Auswirkungen auf Wirtschaft, Investitionen und Inflation. Zudem wird der Vorschlag einer „dynamischen Schuldenbremse“, wie ihn Bundesbank und Sachverständigenrat empfehlen, kritisch bewertet.

Die FDP-Fraktion im Bundestag hat einen Antrag zur Reform der Altersvorsorge eingebracht.kschneider2991 / pixabayDie FDP-Fraktion im Bundestag hat einen Antrag zur Reform der Altersvorsorge eingebracht.kschneider2991 / pixabay
Politik

Die Aktienrente ist zurück

Die Aktienrente ist zurück - vorerst nur in einem Antrag der FDP-Fraktion im Bundestag. Doch immerhin wurde dieser Antrag zur weiteren Beratung in den Ausschuss 'Arbeit und Soziales' überwiesen.

DAV-Vorsitzender Dr. Maximilian HappacherDeutsche AktuarvereinigungDAV-Vorsitzender Dr. Maximilian HappacherDeutsche Aktuarvereinigung
Politik

Aktuare fordern Reformen: Positionspapier zur Bundestagswahl 2025 veröffentlicht

Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) und ihr spezialisierter Zweigverein, das Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS), haben ein umfassendes Positionspapier zur anstehenden Bundestagswahl veröffentlicht. Darin formulieren sie konkrete Forderungen für Reformen in den Bereichen Alterssicherung, Gesundheit, Klimawandel und KI-Regulierung.