Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren. Vor allem bestimmte Personengruppen können von diesem Schritt finanziell und leistungstechnisch profitieren.

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Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: Adobestock

Doch der Wechsel ist keineswegs frei von Risiken, insbesondere was die langfristigen Auswirkungen betrifft. Hinzu kommt, dass die finanziellen Belastungen in der GKV durch den demografischen Wandel, steigende Gesundheitskosten und eine sinkende Zahl von Beitragszahlern stetig zunehmen. Viele Versicherte spüren dies bereits deutlich und suchen nach Alternativen. Ein Wechsel in die PKV sollte jedoch gut durchdacht sein, da dieser Schritt an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist und mit weitreichenden Konsequenzen verbunden sein kann.

Wer kann von der PKV profitieren?

Angestellte, die mit ihrem Jahresbruttoeinkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze liegen, können in die PKV wechseln. Diese Grenze liegt im Jahr 2025 bei etwa 66.000 Euro. Vor allem für junge und gesunde Angestellte ergeben sich hier finanzielle Vorteile, da die Beiträge in der PKV alters- und gesundheitsabhängig berechnet werden und somit deutlich niedriger ausfallen können als in der GKV. Auch Selbstständige und Freiberufler profitieren oft von den individuell anpassbaren Tarifen der PKV, die sich flexibler auf die Bedürfnisse und Einkommensverhältnisse abstimmen lassen. Für junge Singles oder kinderlose Paare kann ein Wechsel besonders lohnend sein, da sie von der einkommensunabhängigen Beitragsberechnung der PKV profitieren.

Warum ergeben sich Einsparungen in der PKV?

Die Einsparungen in der PKV ergeben sich vor allem aus der Kalkulation der Beiträge nach individuellen Risiken wie Alter und Gesundheitszustand. Für junge und gesunde Versicherte bedeutet dies oft deutlich niedrigere Kosten im Vergleich zur einkommensabhängigen Berechnung in der GKV. Die PKV bietet zudem eine Vielzahl an Tarifen, die flexibel gestaltet werden können, und bleibt unabhängig von Gehaltssteigerungen konstant, was besonders für Gutverdiener attraktiv ist. Doch so vielversprechend die Einsparungen auf den ersten Blick erscheinen mögen, sollten auch die Zusatzkosten beachtet werden, die sich durch Selbstbeteiligungen oder die Wahl eingeschränkter Leistungen in Basistarifen ergeben können. Langfristig ist insbesondere die Dynamik steigender Beiträge im Alter ein nicht zu unterschätzender Faktor, der in die Planung einbezogen werden muss.

Wenn nur das Problem mit den Kindern und dem Alter nicht wäre

Neben den finanziellen Vorteilen gibt es jedoch auch einige Herausforderungen, die eine Entscheidung für die PKV erschweren können. Die Altersrückstellungen, die in der PKV aufgebaut werden, sollen zwar dazu beitragen, die Beiträge im Ruhestand zu stabilisieren, doch die Kosten können trotzdem erheblich ansteigen. Ein weiteres Problem stellt die Rückkehr in die GKV dar. Für Angestellte bleibt ein Wechsel nur dann möglich, wenn das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt. Ab dem 55. Lebensjahr greifen jedoch strengere Regelungen, die eine Rückkehr in die GKV in der Praxis oft ausschließen. Für Selbstständige ist eine Rückkehr nur dann realistisch, wenn sie ihre selbstständige Tätigkeit aufgeben und in ein sozialversicherungspflichtiges Angestelltenverhältnis wechseln. Diese Hürden machen es für viele schwierig, im späteren Lebensverlauf aus der PKV auszutreten.
Ein weiterer Nachteil der PKV zeigt sich bei der Familienversicherung. Anders als in der GKV gibt es in der PKV keine kostenfreie Mitversicherung für Ehepartner ohne eigenes Einkommen oder für Kinder. Jedes Familienmitglied muss einen eigenen Vertrag abschließen, was die Gesamtkosten für Familien erheblich erhöhen kann.

Die Rolle der Krankenversicherung der Rentner (KVdR)

Für Rentner spielt die sogenannte Krankenversicherung der Rentner (KVdR) eine wichtige Rolle. Diese bietet häufig deutlich günstigere Beiträge im Vergleich zu einer freiwilligen Mitgliedschaft in der GKV. Doch um in die KVdR aufgenommen zu werden, müssen Rentner die sogenannte 90-Prozent-Regelung erfüllen. Diese besagt, dass mindestens 90 Prozent der zweiten Hälfte des Erwerbslebens in der GKV verbracht worden sein müssen, sei es als Pflicht- oder freiwillig Versicherter. Zudem muss ein Anspruch auf eine gesetzliche Altersrente bestehen.

Was passiert, wenn die 90 %-Regelung nicht erfüllt wird?

Wer die 90-Prozent-Regelung nicht erfüllt, kann nicht in die KVdR aufgenommen werden und bleibt stattdessen nur als freiwilliges Mitglied in der GKV versichert. Dies bringt jedoch finanzielle Nachteile mit sich, da bei der freiwilligen Mitgliedschaft alle Einkommensarten – also auch Kapitalerträge, Mieteinnahmen und private Renten – bei der Beitragsberechnung berücksichtigt werden. Die monatlichen Beiträge können dadurch erheblich ansteigen. Eine erneute Rückkehr in die PKV im Rentenalter stellt für viele ebenfalls keine Option dar, da die Beiträge aufgrund des Alters und möglicher Gesundheitsprobleme oft unerschwinglich sind.

Eine Lücke – Ein besonderer Vorteil für Eltern

Ein kleiner Lichtblick für Eltern ergibt sich aus einer Sonderregelung, die die Erfüllung der 90-Prozent-Regelung erleichtert. Pro Kind werden drei Jahre als Vorversicherungszeit angerechnet. Dies kann insbesondere für Mütter und Väter mit familienbedingten Erwerbsunterbrechungen eine wichtige Unterstützung sein, um doch noch die Voraussetzungen für die KVdR zu erfüllen.
Beitragsunterschiede zwischen Pflicht- und freiwillig Versicherten
Bei der Beitragsberechnung für Rentner gibt es zudem entscheidende Unterschiede zwischen Pflichtversicherten in der KVdR und freiwilligen Mitgliedern in der GKV. Während Pflichtversicherte nur auf Einkünfte aus der gesetzlichen Rente und Betriebsrenten Beiträge zahlen, werden bei freiwillig Versicherten sämtliche Einkünfte herangezogen. Dies führt dazu, dass Rentner mit hohen Zusatzeinkünften in der freiwilligen Mitgliedschaft oft deutlich höhere Beiträge zahlen müssen als in der KVdR.

Immer eine individuelle Entscheidung

Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt damit eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt. Für junge, gutverdienende und gesunde Versicherte mag sich der Schritt lohnen, doch die langfristigen Risiken wie steigende Beiträge im Alter, die fehlende kostenfreie Familienversicherung und die eingeschränkte Möglichkeit einer Rückkehr in die GKV dürfen nicht unterschätzt werden. Eine ausführliche Beratung durch unabhängige Experten sowie ein umfassender Tarifvergleich sind daher unbedingt notwendig, um die Entscheidung auf eine solide Basis zu stellen.

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