Gesetzliche Krankenversicherung unter Druck: Zusatzbeiträge steigen 2025 deutlich

Der GKV-Schätzerkreis prognostiziert für 2025 eine massive Finanzierungslücke in der gesetzlichen Krankenversicherung. Experten fordern strukturelle Reformen und die Rückkehr zu einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik, um die Beitragsspirale zu stoppen.

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Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), warnt vor sprunghaften Beitragssatz-Anhebungen.Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), warnt vor sprunghaften Beitragssatz-Anhebungen.vdek / Georg J. Lopata

Der GKV-Schätzerkreis, bestehend aus Expertinnen und Experten des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesamtes für Soziale Sicherung und des GKV-Spitzenverbandes, hat bei seiner Sitzung im Oktober 2024 die Finanzentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die Jahre 2024 und 2025 prognostiziert. Die Ergebnisse zeigen: Die GKV steht vor einer erheblichen Finanzierungslücke.

Für das Jahr 2025 erwartet der Schätzerkreis Einnahmen des Gesundheitsfonds in Höhe von 294,7 Milliarden Euro, denen Ausgaben von 341,4 Milliarden Euro gegenüberstehen. Dies führt zu einer Finanzierungslücke von rund 13,8 Milliarden Euro, die voraussichtlich durch eine Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes um 0,8 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent geschlossen werden muss. Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, betont, dass viele Krankenkassen keine Reserven mehr haben, um Beitragssteigerungen abzufedern. Der Druck auf die Beitragssätze werde dadurch weiter steigen.

Auch der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) sieht dringenden Handlungsbedarf. Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, kritisiert die aktuelle Gesundheitspolitik scharf. Ihrer Meinung nach wurden in den letzten Jahren veraltete Strukturen mit immer mehr Geld konserviert, anstatt notwendige Strukturreformen voranzutreiben. „Die GKV steht vor sprunghaften Beitragssatz-Anhebungen“, so Elsner. Sie fordert eine Rückkehr zu einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik, um die finanzielle Stabilität der Krankenkassen langfristig zu sichern.

Die Zahlen belegen die drastische finanzielle Lage der GKV: Im Jahr 2024 stiegen die Ausgaben in Bereichen wie Krankenhaus (+7,9 %), Arzneimittel (+10 %) und ärztliche Versorgung (+5,3 %) stark an. Für 2025 wird ein weiterer dynamischer Anstieg erwartet, auch aufgrund geplanter Reformen wie der Klinikreform und dem Wegfall von Preisbegrenzungen im Arzneimittelbereich.

Die Expertinnen und Experten fordern von der Politik daher klare Maßnahmen zur Stabilisierung der GKV-Finanzen. Neben strukturellen Reformen im Gesundheitssystem, wie der Einführung digitaler Lösungen und der Rückkehr zur Grundlohnsummenanbindung, müsse der Bund seiner Verantwortung für gesamtgesellschaftliche Aufgaben gerecht werden. Insbesondere die Finanzierung von Leistungen für Bürgergeldbeziehende aus Steuermitteln und eine Dynamisierung des Bundeszuschusses für familienpolitische Leistungen seien dringend erforderlich.

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