Die digitale und ökologische Transformation erfordert viel Kapital. Die Versicherer stehen als größter institutioneller Investor bereit, den Wandel mitzugestalten, betont GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen auf dem Versicherungstag in Berlin.
Die Versicherungsunternehmen in Deutschland investieren jedes Jahr 300 Milliarden Euro neu – und sind damit ein zentraler Akteur in der Finanzierung der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Insgesamt verfügt die deutsche Versicherungswirtschaft über Kapitalanlagen in Höhe von 1,9 Billionen Euro. Zum Vergleich: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt lag im vergangenen Jahr bei 4,1 Billionen Euro. „Als größter institutioneller Investor sind wir ein langfristiger Finanzierer für die öffentliche Hand und für die Privatwirtschaft“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Versicherer als bedeutende Zukunftsgestalter
So sind die deutschen Versicherer verlässliche Kapitalgeber für die Finanzierung von Immobilien, Banken und Unternehmen. Aufgrund der Langfristigkeit ihres Geschäfts halten sie ihre Kapitalanlagen typischerweise über viele Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte, und unterstützen somit unter anderem die Finanzierung von Infrastruktur. Auch beteiligen sie sich an Start-ups – sowohl als strategische Investments als auch im Rahmen der ordentlichen Kapitalanlage. „Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen“ sagt Asmussen. „Der Umbau unserer Wirtschaft erfordert erhebliche Finanzmittel zur Sicherung von Wachstumspotenzialen und Wohlstand. Den Versicherern als Kapitalgeber kommt damit eine bedeutende Rolle als verantwortungsvolle Zukunftsgestalter zu.“
Mit Blick auf den GDV-Versicherungstag in Berlin verweist Asmussen auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Versicherungswirtschaft: In Deutschland gibt es 488 Millionen Versicherungsverträge. Damit bieten wir Risikoschutz und Vorsorge für nahezu jeden privaten Haushalt und jedes Unternehmen.
Einer der größten Wirtschaftszweige Deutschlands
Zusätzlich zählt die Versicherungswirtschaft mit Beitragseinnahmen in Höhe von 226 Milliarden Euro zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Deutschland. Die Nachfrage nach Versicherungslösungen zeigt sich dabei auf hohem Niveau stabil: Im Vergleich zu 2022 stiegen die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent. „Zudem ist Deutschland einer der international führenden Rückversicherungsstandorte“, sagt Asmussen. Mit einem Weltmarktanteil von fast 20 Prozent liegt Deutschland auf Rang zwei hinter den USA mit knapp 25 Prozent. Um diese starke Position zu halten, haben die in Deutschland tätigen Versicherer 2023 mit 6,2 Milliarden Euro so viel für ihre IT-Infrastruktur ausgegeben wie nie zuvor. Im Jahr zuvor lagen die Ausgaben bei 5,9 Milliarden Euro. Diese umfassende Modernisierung der IT-Infrastrukturen ist auch hinsichtlich der Rolle von künstlicher Intelligenz (KI) in den Geschäftsstrategien vieler Versicherer zentral. „Semantische Texterkennung im Posteingang, Schadenbearbeitung, Betrugserkennung und Chatbots sind nur einige Bereiche für den Einsatz von KI“, so Asmussen. „Vor allem in der Schadenbearbeitung schreitet die Automatisierung rapide voran: Über 30 Prozent der Fälle werden inzwischen vollständig ohne menschliches Eingreifen abgewickelt.“
Neue GDV-Publikation mit aktuellen Daten und Themen der Branche
Weitere Zahlen und Daten finden sich in der heute erschienenen Neuauflage der GDV-Publikation „Fakten zur Versicherungswirtschaft". In zwölf Kapiteln werden die verschiedenen Themenfelder der Branche beleuchtet – von der Vielfalt der Produkt- und Anbieterlandschaft über die bestehenden Versicherungsverträge bis hin zu den Vertriebswegen und den Kapitalanlagen der Versicherer.
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