Geldanlagen im Internet - Verbraucher sind skeptisch

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Inzwischen gibt es wohl deutschlandweit keine Bank mehr, die ihren Kunden nicht die Möglichkeit des Online-Banking einräumt und dabei im Regelfall auch Online-Depots anbietet. Zugleich verfügen Neobroker wie N26 oder Trade Republic inzwischen selbst über Vollbanklizenzen und bieten denjenigen, die auf Beratung und persönlichen Kundenservice verzichten wollen, äußerst kostengünstige Konditionen an. Und so genannte "Finfluencer" verbreiten, meist gesponsort durch Produktanbieter, im Internet Ratschläge in Gelddingen.

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) griff das Thema auf und wollte im Rahmen seiner halbjährlichen Befragung von rund 2.000 Bürgerinnen und Bürgern zum Deutschen Geldanlageindex DIVAX-GA wissen, wie die Menschen zu solchen Angeboten im Internet stehen und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben.

Deutscher Geldanlage-Index Sommer 2024 (DIVAX-GA) / Geldanlage im Internet - Verbraucher sind skeptischDeutscher Geldanlage-Index Sommer 2024 (DIVAX-GA) / Geldanlage im Internet - Verbraucher sind skeptischDeutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH

Persönliche Beratung weiterhin favorisiert

Trotz aller Angebote im Internet erachtet eine große Mehrheit bei Aktienanlagen persönliche Beratung für notwendig. 76,2 Prozent stimmen dem zu, und rund die Hälfte davon sieht das zumindest bei anspruchsvollen und langfristigen Anlagen so. "Die Tatsache, dass im Umkehrschluss ein knappes Viertel der Menschen Aktiengeschäfte allein und ohne Beratung tätigt beziehungsweise tätigen würde, offenbart aber einen beachtlich großen Markt für die reine Online-Geldanlage. Eines der Hauptmotive dürften dabei niedrige Gebühren sein. Die haben aber eine Kehrseite, wie aktuelle Medienberichte zeigen. Mancher Neobroker mit Banklizenz hat erhebliche Servicedefizite, von fehlerhaften Depotüberträgen über verspätete Buchungen bis hin zu mangelhafter telefonischer Erreichbarkeit", kommentiert Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.

Mäßig verbreitete Skepsis gegenüber Internetangeboten

Bei Alternativen zur persönlichen Beratung sind die Jüngeren erwartungsgemäß offener für eigenständige Recherchen im Internet. Fast 70 Prozent der 18- bis 29-Jährigen kennen Internetangebote, die darin unterstützen sollen, die persönlichen Finanzen zu organisieren und zu verwalten - Websites, Podcasts, Apps, virtuelle Ratgeber und Weitere. Bei den 50 bis 64-Jährigen sind das nur 42,6 Prozent. Bemerkenswerterweise nutzt aber nur rund ein Drittel derjenigen, die solche Angebote kennen, diese auch für konkrete Geldentscheidungen, und zwar unabhängig vom Alter.

Mehr als 36 Prozent haben nämlich Bedenken hinsichtlich der Sachkenntnis solcher Informationsquellen, und ein Drittel (33,6 Prozent) glaubt nicht, dass Ratschläge im Internet wirklich objektiv sind. Über 40 Prozent fordern gesetzliche Regelungen für mehr Struktur und Qualität, begegnen den Angeboten also offensichtlich mit Skepsis. Andererseits zeigen diese relativ niedrigen Werte mit skeptischer Haltung, dass viele Menschen den anonymen Websites vertrauen bzw. zumindest nicht misstrauen. DIVA-Direktor Heuser: "Mancher scheint bei seinen Finanzdingen gutgläubig und zum Teil naiv im Internet unterwegs zu sein."

"Equal-Level-Playing-Field" beim Verbraucherschutz gefordert

Angesichts dessen fordert Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, einer der Trägerverbände des DIVA, vehement durchgehend hohe Standards und ein "Equal-Level-Playing-Field", also gleiche Bedingungen, für alle Finanzdienstleister: "Die Umfrage des DIVA zeigt, dass die Mehrheit gegenüber den vermeintlich guten Tipps im Internet nicht das erforderliche Misstrauen aufbringt. Das ist sehr bedenklich. Denn im Internet macht jeder, was er will. Es wimmelt von Ratgebern, die gelinde gesagt oberflächlich und einseitig informieren und nur auf den schnellen Abschluss aus sind.

Viele können weder ausreichende Qualifikationen noch eine Zulassung vorweisen. Hingegen sind unsere Verbandsmitglieder, die ihre Kunden persönlich beraten, gewerberechtlich zugelassen, weisen regelmäßig eingehende Qualifikationen nach und müssen in der Beratung hohe gesetzliche Standards erfüllen. Das kann nicht sein. Wo bleibt der Verbraucherschutz im Internet?" Die DIVA-Ergebnisse geben ihm Recht: 29,9 Prozent der 18 bis 29-Jährigen, die mit Geldgeschäften im Internet unterwegs sind, geben an, aufgrund von Tipps im World Wide Web schon (viel) Geld verloren zu haben.

Die Umfrage ist Teil der aktuellen Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) Sommer 2024 und wurde im Juli 2024 im Auftrag des DIVA von INSA-CONSULERE durchgeführt. Befragt wurden ca. 2.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland. Die Ergebnisse sind auf der Website des DIVA zu finden.

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