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Das Versicherungsjahr 2024 wird keine radikale Neuorientierung bringen, aber die Zinsentwicklung, demografische Fragen und die Haushaltssituation in Deutschland werden viel Flexibilität und Kreativität für neue beziehungsweise angepasste Lösungen erfordern.
Ein Beitrag von Christian Eck, Leiter Versicherungen – Aktien und nachhaltige Lösungen bei BNP Paribas S.A., Niederlassung Deutschland
Erste Banken senken bereits ihre Festgeldangebote, die im vergangenen Jahr gerne genutzt wurden und den Versicherern das Leben im Bereich der Einmalbeiträge weiterhin schwer gemacht haben. Die Markterwartungen gehen für die Meeting-Termine der EZB 2024 von eher sinkenden Zinsen am kurzen Ende aus. Interessant ist, dass vor allem die Zinsen für Laufzeiten zwischen 3 und 6 Jahren in den vergangenen sechs Monaten deutlich gesunken sind. Hier unser #GlobalOutlook für 2024 dazu.
Zahlreiche aktuelle Krisen zwingen zu kurzfristigen Planungen, eine Situation, die zu langfristiger Vorsorge so gar nicht passt. Aus meiner Sicht steigert das den Druck auf Versicherer, flexible Lösungen anzubieten. Dazu zählen Produkte, die in Tranchen für begrenzte Vertriebszeiträume gute Konditionen bieten und mit einer starken Kapitalmarktkomponente ausreichend Chancen auf Renditen oberhalb der Inflation eröffnen. Wer schnell ist, kann einen kontinuierlichen Neugeschäftsstrom halten, ohne zu großen Aufwand bezüglich Neuproduktentwicklung einzugehen.
Die demografische Wende kommt unaufhaltsam
Der Einstieg der Baby-Boomer in die Rente rückt immer näher. Das hat Folgen für den ohnehin belasteten Arbeitsmarkt und wird das Anforderungsprofil an Vorsorgelösungen verändern, weil auch die Erwerbsbiografien sich ändern. Häufigere Wechsel der Tätigkeit, Phasen der Selbstständigkeit, flexible Arbeitszeiten sind nur die auffälligsten Ausprägungen. Dem werden sich Vorsorgesysteme und Angebote anpassen müssen. Wie die dafür notwendige Flexibilität umsetzbar ist? Der Kapitalmarkt liefert die Antworten!
Was kann der Staat in der Vorsorge noch leisten?
Der Einstieg in das „Generationenkapital“ (Aktienrente) wurde angesichts der Haushaltskrise verschoben. Das weckt auch Befürchtungen für die Umsetzung weiterer Vorschläge der Fokusgruppe Altersvorsorge. Deutschland ist hinsichtlich der notwendigen Reformen international weiter ins Hintertreffen geraten.
Die umlagenfinanzierte und mit Steuermitteln gestützte Rente ist an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Wenn seitens des Staates die Kapitalmarktkomponenten erst verspätet kommen, erhöht das erneut den Bedarf an privater Vorsorge. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik zumindest die richtigen Signale an die Menschen sendet, sich um eigene Vorsorge zu kümmern – auch wenn nicht jeder in der Lage ist, aus seinem Einkommen selbstständig vorzusorgen.
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