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Mit Blick auf das Jahr 2024 sind die Ausgangsrenditen sehr attraktiv und in den meisten Fällen sogar höher als zu Jahresanfang. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Wirtschaft stärker als erwartet abschwächen wird, Leitzinsen gesenkt werden und Staatsanleihen sich positiv entwickeln. Bei Unternehmensanleihen kann es trotz möglicherweise höherer Spreads und Volatilität insgesamt starke Erträge geben.
Ein Marktkommentar von Eoin Walsh, Portfolio Manager, TwentyFour Asset Management
Am US-Rentenmarkt spricht vieles für ein positives Jahr, wenn auch Unsicherheitsfaktoren zur Volatiltät beitragen dürften: Dazu zählen neben der US-Präsidentschaftswahl die Entwicklung der Gesamt- und der Kerninflation, die Höhe und die Laufzeiten der Neuemissionen an US-Staatsanleihen zur Finanzierung des Haushaltsdefizits sowie die geringeren Käufe von US-Staatsanleihen durch China und Japan – um nur einige zu nennen.
Für die Entwicklung der US-Leitzinsen war seit Anfang 2022 die Inflation tonangebend. Da sich die Teuerung inzwischen der Komfortzone der Fed nähert, dürften die Notenbanker bei künftigen Entscheidungen dem Wirtschaftswachstum mehr Beachtung schenken. Wir rechnen dabei mit einer milden Rezession, gefolgt von einer V-förmigen Erholung. Die deutlich höheren Leitzinsen geben der Fed wieder mehr Spielraum, um die Wirtschaft zu unterstützen. Wir glauben, dass die Fed die Leitzinsen im nächsten Jahr senken wird – womöglich um bis zu 100 Basispunkte, wenn wir in unserem Basisszenario auch von geringeren Zinssenkungen ausgehen.
Die Entwicklung der Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen ist aber selbst bei Leitzinssenkungen nicht ganz sicher vorhersagen. Am wahrscheinlichsten ist ein Rückgang der Renditen über alle Laufzeiten hinweg, was eine Rally entlang der gesamten Zinskurve bedeutet. Wo sich die Renditen letztlich einpendeln, hängt aber wie gesagt von zahlreichen Faktoren ab, auch die quantitative Straffung (QT) könnte hier eine große Rolle spielen.
In dem Zusammenhang besteht durchaus auch die Möglichkeit eines aggressiven „Bull Steepening”, bei dem die längerfristigen Renditen trotz zahlreicher Zinssenkungen relativ hoch bleiben. Wir gehen jedoch selbst in einem negativen Szenario davon aus, dass Anleger mit langlaufenden US-Staatsanleihen zumindest einen positiven Ertrag in Höhe der Kupons erzielen.
Euro-Anleihen: Mehr Klarheit am kurzen Laufzeitende
In der Eurozone ist die Rezessionswahrscheinlichkeit deutlich höher als in den USA, doch auch hier erwarten wir keine wirklich harte Landung. Die Wirtschaft der Eurozone schrumpfte bereits im dritten Quartal dieses Jahres im Quartalsvergleich leicht.
Sehr günstig entwickelt sich die Inflation im Euroraum. Die EZB könnte angesichts der abnehmenden Teuerung und schwächerer Konjunktur durchaus bereits vor der US-Fed die Leitzinsen senken, wir rechnen für 2024 mit Leitzinssenkungen um 75 bis 100 Basispunkte. Kurzlaufende Bundesanleihen dürften am stärksten von den Zinssenkungen profitieren. Unklar scheint dagegen, ob die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von aktuell etwa 2,4 Prozent aus deutlich sinken wird.
Unternehmensanleihen: Starke und attraktive Ausgangsrenditen
Die Renditen bei Unternehmensanleihen liegen auf dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise und weit über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, dabei sind die Spreads im laufenden Jahr tendenziell gesunken. Wir rechnen damit, dass sich die Anlageklasse 2024 insgesamt gut entwickelt.
Dabei wird sie vom allgemeinen Zinstrend unterstützt. Zwar könnten sich die Spreads im Laufe des Jahres ausweiten, wenn der konjunkturelle Optimismus nachlässt. Den genauen Zeitpunkt einer solchen Reaktion zu bestimmen, ist jedoch schwierig. Unterm Strich halten wir aber die aktuell gebotenen Renditen für attraktiv, selbst falls die Spreads etwas steigen sollten.
Trotz der Rally im vierten Quartal sind die Ausgangsrenditen auch bei Hochzinsanleihen unserer Meinung nach weiterhin attraktiv. Hochzinsanleihen lieferten bereits in diesem Jahr auf Grund sinkender Spreads eine starke Performance. Auch hier könnten wir zwar im nächsten Jahr wieder eine Ausweitung sehen, unterstützend ist aber neben der Fälligkeitsstruktur der ausstehenden Schulden, dass die meisten Unternehmen sich in einer gesunden finanziellen Position befinden. Zudem sollten sich die Zahlungsausfälle insgesamt in Grenzen halten, auch wenn sie konjunkturbedingt etwas zunehmen dürften.
Schwellenländeranleihen: Solide aber nicht günstig
Bei Schwellenländeranleihen sehen die Fundamentaldaten für 2024 recht vernünftig aus. Die Spreads sind im Lauf des Jahres gesunken. Auch Unternehmensanleihen aus Schwellenländern präsentieren sich stabil, wenn auch das untere Ende des Ratingspektrums anfälliger für Refinanzierungsrisiken ist. Im Vergleich zu Schwellenländeranleihen bevorzugen wir aktuell aber andere Alternativen – dazu zählen Unternehmensanleihen aus Industrieländern und Anleihen aus dem Finanzsektor.
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