Die Barrieren auf dem Weg zu einer Bankfinanzierung haben nach Einschätzung der Unternehmen wieder zugenommen – und zwar erheblich. Die KfW-ifo-Kredithürde für den Mittelstand macht im 3. Quartal 2023 einen Satz um 6,1 Prozentpunkte nach oben.
31,7 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland stuften das Verhalten ihrer Banken bei Kreditverhandlungen als restriktiv ein. Damit wurde der bisherige Höchstwert seit der Überarbeitung der Befragungsmethodik im Jahr 2017 von 31,3 Prozent aus dem vierten Quartal 2022 leicht übertroffen. Während der Finanzmarktkrise und zu Beginn der 2000er Jahre berichtete jedoch ein noch deutlich höherer Prozentsatz der befragten Unternehmen mit strengeren Kreditzugangsbedingungen konfrontiert zu sein.
Die wachsenden Schwierigkeiten beim Kreditzugang trafen dabei mittelständischen Firmen aus allen Wirtschaftsbereichen. Besonders genau nahmen die die Finanzinstitute die Kreditgesuche aus dem Dienstleistungssektor (32,9 Prozent / +6,4 Prozentpunkte) und dem Verarbeitenden Gewerbe (32,4 Prozent / +7,4 Prozentpunkte) unter die Lupe. Auch die Großunternehmen berichten, dass die Banken erneut strenger geworden sind. Die Kredithürde für diese Größenklasse stieg um 3,4 Prozentpunkte auf 21,3 Prozent an.
„Die Schwierigkeiten der Unternehmen in Kreditverhandlungen wachsen“ , fasst KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib zusammen. „Dies dürfte zum einen dem anhaltenden Zinsanstieg zuzuschreiben sein. Im Durchschnitt waren für Unternehmenskredite zuletzt mehr als 5 Prozent fällig. Das ist nochmal ein deutlicher Aufschlag gegenüber den 4,7 Prozent vom zweiten Quartal. Zum anderen ist eine weitere Straffung der Kreditvergabepolitik aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Stimmung und einer damit einhergehenden Neubewertung der Risiken durch die Banken plausibel.“
Die Kreditnachfrage der Unternehmen bleibt dabei weiterhin gedämpft. Nach den Zuwächsen im Frühling sprachen im 3. Quartal wieder etwas weniger Unternehmen mit ihren Banken über eine Kreditaufnahme. Der Anteil der Befragten, die Verhandlungen über ein Darlehen führten, sank bei den kleinen mittleren Unternehmen auf 20,2 Prozent und bei den Großunternehmen auf 30,4 Prozent. Der Rückgang fiel mit jeweils 1,4 Prozentpunkten jedoch nur gering aus.
Themen:
LESEN SIE AUCH
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Erholungsrally des Geschäftsklimas unterbrochen
Nachdem es im April schon fast wieder den durch die Nulllinie markierten historischen Durchschnittswert erreichte, ist das Geschäftsklima der KMU im Mai zum ersten Mal nach sechs Anstiegen in Folge wieder gesunken. Treiber des Rückgangs ist eine Eintrübung der Geschäftserwartungen.
KfW-ifo-Kredithürde: Banken bei Kreditvergabe an Mittelstand restriktiver
Mittelstand blickt mit großen Sorgen nach vorn
KfW-ifo-Kredithürde: Kreditnachfrage der Unternehmen sinkt deutlich
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
„Die USA sind zu einer Quelle der Unsicherheit geworden“
Die geopolitischen Spannungen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen in den USA sorgen für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Pilar Gomez-Bravo, Co-CIO von MFS Investment Management und Fondsmanagerin des MFS Meridian Global Total Return Fonds, analysiert die aktuelle Lage und die Auswirkungen auf Anleger.
Solvium löst Fonds vorzeitig auf – Neue Transportlogistik-Beteiligung gestartet
Die Solvium Holding AG wird den 2020 aufgelegten Publikumsfonds „Solvium Logistic Fund One“ vorzeitig auflösen. Trotz der verkürzten Laufzeit um ein bis zwei Jahre soll die angestrebte Zielrendite von mindestens 4,56 Prozent pro Jahr für Anleger erreicht werden.
Multi-Asset-Strategien: Warum Anleihen wieder an Attraktivität gewinnen
Globale Anleihen könnten langfristig attraktive Renditen liefern – eine Entwicklung, die sich auf Multi-Asset-Portfolios auswirken dürfte. Laut Vanguard-Analyst Lukas Brandl-Cheng sprechen mehrere Faktoren für eine stärkere Gewichtung von Anleihen.
Börsenturbulenzen bremsen M&A-Aktivitäten
Die aktuelle Marktlage bleibt volatil: Die jüngsten Börsenturbulenzen verunsichern nicht nur Investoren, sondern dämpfen auch die Dynamik geplanter Fusionen und Übernahmen (M&A). Insbesondere der anhaltende Handelsstreit und mögliche Strafzölle belasten das Investitionsklima.