Wer investiert noch in Staatsanleihen?

Die hohe Inflation und steigende Zinsen belasten derzeit die Rentenmärkte. Trotzdem sollten Anleihen ein wichtiger Baustein in jedem ausgewogenen Portfolio sein, denn gerade festverzinsliche Papiere erfüllen gleich mehrere Aufgaben.

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„Zinsschock“, „Ausverkauf“ oder gar „Tsunami“ – die Kommentare zu den jüngsten Entwicklungen an den Rentenmärkten überschlagen sich vor lauter Superlativen. Tatsächlich sind die Bewegungen an den Anleihemärkten seit Jahresbeginn beachtlich. So haben viele Investoren auf die überraschend starke Inflationsdynamik sowie die Ankündigungen beziehungsweise Umsetzungen der Zinserhöhungen der Notenbanken reagiert, indem sie Staatsanleihen aus den Depots warfen.

Im Gegenzug zu den gefallenen Kursen kletterten die Renditen vieler zehnjähriger Benchmark-Anleihen so hoch wie seit Jahren nicht mehr. So stieg etwa die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen wieder über einem Prozent. Das ist der höchste Stand seit 2014. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries kletterten sogar wieder über die 3-Prozent-Marke.

Anleiheanleger haben zuletzt angesichts anhaltend hoher Inflation und steigender Zinsen gelitten, berichtet Klaus Porwoll. Der Gründer und Inhaber der Honorar-Finanzberatung PecuniArs aus Berlin geht jedoch davon aus, dass das Schlimmste vorbei ist. Er rät sogar zum vorsichtigen Einstieg – vorausgesetzt, die Streuung stimmt. Denn die Chancen am Rentenmarkt ergeben sich dann, wenn der Zinserhöhungszyklus perspektivisch zum Ende kommt. Der Anlagenprofi empfiehlt:

Grundsätzlich sollten Anleihen, und insbesondere Staatsanleihen, ohnehin ein fester Bestandteil jedes Depots sein.

Die Papiere bleiben als klassische „sichere Häfen“ für langfristig orientierte Investoren unverzichtbar, denn sie sorgen bei jedem Börsenwetter für Stabilität im Portfolio und können Risiken in anderen Bereichen, vor allem dem Aktienmarkt, ausgleichen. Gerade in Anbetracht der derzeitigen turbulenten globalen Lage bleibe der Portfolioschutz mit hochwertigen Vermögenswerten von entscheidender Bedeutung, erklärt Porwoll.

Auch Corporates als Beimischung empfehlenswert

Neben Staatsanleihen bieten sich auch Unternehmensanleihen guter Bonität als Beimischung an. Viele Firmen sind aktuell finanziell gut aufgestellt und weisen solide Bilanzen auf. Die Ausfallraten sind auf einem niedrigen Niveau. Zudem bieten die Corporate Bonds meist höhere Kupons als Staatsanleihen. Doch auch hier gilt es genau hinzuschauen, Einzelinvestments sollte man meiden.

Aber auch für Investoren, die auf laufende Erträge angewiesen sind, bleiben Anleihen ohne Alternative. Denn im Gegensatz zu Aktien haben sie klar definierte und prognostizierbare Erträge in Form von Kuponzahlungen. Nicht umsonst spricht man von festverzinslichen Wertpapieren. Während die Rendite mit den Kursen schwankt, bleiben die Kupons von Anleihen in der Regel stabil – deshalb erzielen sie immer laufende Erträge. Kurzfristige Schwankungen der Kurse dürfen da kein Grund zur Sorge sein.

Anleihen haben aus einer Risikomanagement-Perspektive weiterhin ihre Daseinsberechtigung, weiß Porwoll. Der erfahrene Finanzprofi rät dazu, passend zur individuellen Risikoneigung und zum persönlichen Anlagehorizont, immer auch schwankungsarme Anlagen einzusetzen. Er rät, dass Anleger beachten sollten, dass es bei einem strategischen Vermögensaufbau, wie wir Honorarberater ihn verfolgen, weniger um kurzfristige Profite, sondern vielmehr um den langfristigen Erfolg sowie die finanzielle Absicherung bis ins hohe Lebensalter gehe.

Diversifikation sorgt für Risikominimierung

Der bewährte Anlageansatz von PecuniArs ist wissenschaftlich belegt und beruht darauf, langfristig investiert zu sein und nicht den angeblich richtigen Ein- und Ausstiegspunkt zu suchen. Und man lege Wert darauf, dass die Diversifikation möglichst groß ist, erläutert der Vermögensverwalter. Die Investments, die PecuniArs empfiehlt, verfügen über eine breite Streuung in den entwickelten Märkten. Als Instrumente nutzen die Experten passive und zugleich günstige ETFs.

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