Die letzte Dekade war geprägt von stetigem Konjunkturwachstum und selten länger anhaltenden Aktienmarktverlusten. Die Geld- und Fiskalpolitik schuf ein expansives Umfeld, das vor allem für risikobehaftete Assets wie Aktien der perfekte Nährboden schien.
Nahezu jeder externe Schock und Kursrücksetzer – ob hervorgerufen durch Brexit, Handelskriege oder Corona-Virus – wurde schnell ausgeglichen und langfristige Kursanstiege schnell wiederaufgenommen. Mit den aktuell zahlreichen Krisen wirkt dieses Phänomen der letzten Jahre jedoch ausgehebelt. So lasten Themen wie geopolitische Risiken durch den Russland-/Ukraine-Konflikt, Stagflationsängste und der damit einhergehende Zinserhöhungszyklus, Lieferkettenproblematiken oder die Corona-Pandemie auf den globalen Aktienmärkten. Nach langen Jahren des ungebremsten Optimismus scheint sich das Sentiment einzutrüben. Der Risikoappetit der Investorinnen und Investoren nimmt ab.
Healthcare – der sichere Hafen?
In Phasen erhöhter Unsicherheit hat sich der Sektor Healthcare in der Vergangenheit oft als sicherer Hafen herauskristallisiert. Viele Unternehmen dieser Branche, speziell der Subsektoren Pharma und Dienstleister, erzielten weiterhin Gewinne und ließen ihre Aktionärinnen und Aktionäre daran teilhaben. Der defensive, oft nicht zyklische Charakter von Healthcare-Aktien stellt sich in Zeiten wie diesen als besonders vorteilhaft heraus. So haben diese in den letzten drei Zinserhöhungszyklen immer an Wert gewonnen. Auch in Rezessionszyklen, die verlässlich über die invertierte Zinskurve angekündigt wurden, haben Healthcare-Titel den breiten Markt relativ geschlagen. Höhere Wachstumsraten bei gleichzeitig niedriger Konjunkturabhängigkeit machen die Branche besonders attraktiv.
Home-Bias und globale Diversifikation
Die Aktienauswahl wird von psychologischen Fallen maßgeblich und dauerhaft begleitet. So konzentrieren wir uns oft zu sehr auf Investments, die in unserem direkten Umfeld – wie zum Beispiel im Heimatland – zu finden sind – der so genannte Home-Bias. Gewohntes und Bekanntes wird bevorzugt und resultiert in einer Übergewichtung im Portfolio. In Kombination mit dem Status-Quo- Bias, der Tendenz den Ist-Zustand beizubehalten und Veränderungen eher abzulehnen, ist dies eine gefährlich statische Strategie. Dabei lohnt sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts der Blick auf andere Kontinente. Mit der voranschreitenden De-Globalisierung, die mit einem Erstarken des Protektionismus einhergeht, gewinnt die geographische Selektion an Bedeutung und bietet für Investoren Chancen. Viele Emerging Markets, wie dieses Jahr zum Beispiel Brasilien, entwickeln sich daher unabhängiger von den großen globalen Indices und eignen sich hervorragend zur Diversifikation.
Selektion wichtiger denn je
Das aktuelle Umfeld am Kapitalmarkt erfordert und fördert aktives Investieren. Denn neben der geographischen Diversifikation bedarf es der sorgfältigen Einzeltitelselektion. Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen, stetig hohen Cashflows, geringer Verschuldung, gutem Management und Preissetzungsmacht sind gegenüber unprofitablen Wachstumswerten in der jetzigen Phase krisenfester. Diese Kriterien erfüllen viele große Pharmatitel. Aber auch Krankenversicherer, die im steigenden Zinsumfeld ihre Prämien gewinnbringender anlegen und gleichzeitig ihre Verbindlichkeiten mit höheren Zinsen abdiskontieren können, fallen hierunter.
Themen:
LESEN SIE AUCH
"Schwaches Geschlecht", stark an der Börse
In einem Bereich, der lange Zeit von Männern dominiert wurde, setzen immer mehr Frauen ihre eigenen Maßstäbe und zeigen sich nachhaltig erfolgreich. Mit diesen fünf Stärken trumpfen Börsianerinnen auf.
Vermögensbildung: Worauf kommt es an?
Vermögensbildung ist ein fortwährender Prozess, der strategische Planung und Geduld erfordert. Durch das Verständnis der verschiedenen Anlageformen, das Meiden typischer Fehler und das Befolgen bewährter Prinzipien kann jeder ein stabiles Vermögen aufbauen.
Vermögens-Ungleichheit hat sich verringert
Zwar ist das Vermögen in Deutschland nach wie vor sehr ungleich verteilt. Und dennoch: von 2017 auf 2021 hat sich die Ungleichheit leicht reduziert. Das gestiegene Interesse der Bundesbürger*innen an Investments könnte dabei eine wichtige Rolle spielen.
Investieren ist das neue Sparen
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Zwischen Zauber und Zahlen: Warum deutsche Aktien wieder Chancen bieten
Trotz Konjunktursorgen, geopolitischer Spannungen und struktureller Probleme sehen viele Anleger wieder Potenzial im deutschen Aktienmarkt. Portfoliomanager Olgerd Eichler von MainFirst nennt sechs gute Gründe – mit überraschend positiven Langfristaussichten.
Höhere Pfändungsfreigrenzen ab 1. Juli 2025: Was das für Gläubiger bedeutet
Zum 1. Juli 2025 steigen die Pfändungsfreigrenzen – für Schuldner:innen bedeutet das mehr finanzieller Spielraum, für Gläubiger hingegen weniger pfändbare Beträge und längere Rückzahlungszeiträume. Was das konkret heißt und worauf Gläubiger jetzt achten müssen.
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.