Am Immobilienmarkt gab es in den letzten Jahren viel Bewegung. Gerade in den großen Städten und Metropolen stiegen die Preise für Gebäude und Wohnungen oftmals stark an, während sich beispielsweise im ländlichen Osten der Trend eher in die entgegengesetzte Richtung entwickelte. 1 Aber wie berechnet sich überhaupt der Preis für eine Immobilie und auf welche Faktoren sollten Verkaufende und Kaufende achten?
Als Verkehrswert im Baugesetzbuch definiert, handelt es sich beim Preis für eine Immobilie um den Preis, der bei dem Verkauf eines Objekts im gewöhnlichen Geschäftsverkehr unter entsprechenden und den aktuell gültigen rechtlichen Rahmenbedingungen an einem Stichtag erzielt werden kann. Sebastian Reccius, Vorstandsmitglied der DI Deutschland.Immobilien AG weiß:
Um diesen Preis zu ermitteln, gibt es nach der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) drei valide Vorgehensweisen: das Vergleichswert-, das Sachwert- und das Ertragswertverfahren.
Welche Praxis im Einzelfall Anwendung findet, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Für eine
fundierte Wertermittlung braucht es einige relevante Kriterien, wie beispielsweise Bodenrichtwerte, Bewirtschaftungskosten oder auch Wohn- und Nutzflächenermittlung.
Mit professioneller Berechnung zum finalen Wert
Vor allem für Anlage-Immobilien und nicht selbst genutzte Gewerbe- oder Mietobjekte empfehle sich das durch Paragraf 15 bis 20 der ImmoWertV festgelegte Ertragswertverfahren, welches den zu erwirtschaftenden Gewinn aus dem Objekt berechne, erklärt Reccius.
Die Grundlage bildet hierbei eine getrennte Berechnung des Bodenwertes und des Gebäudeertrages der Geldanlage, da das Grundstück anders als die Immobilie auch in der Zukunft keinen Wertverlust erfährt. Dieses Phänomen einer Abwertung bei steigender Lebensdauer der Immobilie nennt sich Altersabschlag. Im Groben errechnet sich der Gebäudeertragswert aus der Jahresrohausbeute mit Abzug der Bewirtschaftungskosten und der Bodenwertverzinsung. Gutachtende multiplizieren das entstehende Ergebnis mit dem Vervielfältiger, der sich über eine Formel aus der Restnutzungsdauer und dem Liegenschaftszins berechnen lässt. Zuletzt entsteht der Ertrag aus der Summe von Boden und Immobilie. Der Experte dazu:
Aufgrund der Komplexität dieser hier vereinfacht dargestellten Methode findet sie zumeist Anwendung bei vollwertigen, kostenpflichtigen Gutachten.
Ansonsten bietet sich auch das Sachwertverfahren an. Hierbei muss sich die Gutachterin beziehungsweise der Gutachter die Frage stellen: Was würde es kosten, dasselbe Gebäude noch mal genau in dieser Lage zu errichten? Dafür berechnet sie oder er den Sachwert des Objektes.
Als dritte Möglichkeit eröffnet sich das Vergleichswertverfahren. Hier dienen kürzlich verkaufte und in Ort beziehungsweise Lage vergleichbare Immobilien in der nahen Umgebung als Referenzobjekte für den endgültigen Kostenaufwand.
Lage, Zustand und Ausstattung verantworten den Preis
Viele Faktoren können den Verkehrswert eines Objekts nachhaltig beeinflussen. Sebastian Reccius verdeutlicht:
Bei der Lage – dem fast wichtigsten Kriterium zur Preisfindung – kommt es beispielsweise auf die Mikro- und Makrolage an.
Wie sieht die allgemeine Umgebung, die Nachbarschaft, aber auch die wirtschaftliche beziehungsweise sozialdemografische Entwicklung aus? Wie ist die Infrastruktur und gibt es zum Beispiel Freizeitangebote oder Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe? Genauso spielt die Fläche aller Räumlichkeiten in der Immobilie inklusive der Außenflächen eine entscheidende Rolle bei der Zusammensetzung des Wertes. Bei der Berechnung dessen dürfen Kaufende und Verkaufende auch den Zustand und die Ausstattung des Gebäudes oder der Wohnung, wie beispielsweise Heizungs- und Sanitäranlagen oder das Datum der letzten Sanierung, nicht vergessen. Der Vorstand weiß:
Käuferinnen und Käufer von Anlage-Immobilien stellen sich zudem die Frage, wie viel sie mit dem Investment erwirtschaften können, und sollten dabei auch immer die Betriebs- sowie mögliche Instandhaltungskosten im Blick behalten.
Aufgrund der Komplexität einer Bewertung empfiehlt es sich, diese Aufgabe kompetenten Sachverständigen zu überlassen. Zumeist nutzen Gutachtende eine Kombination der beschriebenen Verfahren, um einen möglichst exakten Wert zu erhalten.
Unter Berücksichtigung aller angeführten Faktoren steht der passgenauen Immobilienbewertung und somit dem Anlageerfolg nichts mehr im Weg.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Lage, Lage, Finanzierbarkeit: der deutsche Immobilienmarkt im Wandel
Nach der langanhaltenden Phase rückläufiger Zinsen traf die abrupt eintretende Zinswende im Sommer 2022 auf eine Gemengelage weiterer negativer Einflüsse im Immobilienmarkt. Ein Überblick über die Auswirkungen der unterschiedlichen Faktoren.
Immobilienverrentung mit Nießbrauch
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Verrentung ist Sicherheit für die Immobilieneigentümer und der Ausschluss jeglicher Bevormundung durch die Vertragspartner. Wie die Gesellschaft HausplusRente dieses Prinzip auf Basis des Nießbrauchrechts profitabel umsetzt.
Deutschlands beste Karte für Immobilienpreise
Die immowelt Price Map ermöglicht es Nutzern schnell und kostenfrei zuverlässige Preisschätzungen für Wohnungen und Häuser in allen Regionen und Städten Deutschlands zu erhalten. Je nach Stadt finden Immobilieneigentümer und Suchende sogar Daten für einzelne Gebäude.
Betongold als krisenfeste Anlage
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
BFH-Urteil: Sonderwünsche bei Neubauten können Grunderwerbsteuer auslösen
Der Bundesfinanzhof hat in zwei aktuellen Urteilen entschieden, dass nachträglich vereinbarte Sonderwünsche bei einer noch zu errichtenden Immobilie der Grunderwerbsteuer unterliegen können, sofern sie in einem rechtlichen Zusammenhang mit dem Grundstückskaufvertrag stehen.
Wunsch nach Wohneigentum bleibt hoch
Trotz hoher Immobilienpreise und knappen Eigenkapitals bleibt der Wunsch nach Wohneigentum in Deutschland groß. Besonders junge Erwachsene und Menschen in Süddeutschland streben nach einem Eigenheim. Welche Motive hinter dem Kaufinteresse stehen – und was viele dennoch davon abhält.
„Wohnraumkrise ist kaum noch zu verhindern“
Die Wohnungswirtschaft hat während der Regierungszeit der Ampel-Koalition eine turbulente Phase durchlebt. Während der Immobilienverband Deutschland (IVD) dringend Sofortmaßnahmen für den Wohnungsbau fordert, zeigt eine Analyse von Immowelt, dass die Angebotspreise für Wohneigentum zunächst einen Höchststand erreichten, dann aber deutlich fielen.
Baufinanzierung: Wie sich Tilgungssatz und Zinsbindung zu Jahresbeginn entwickelten
Baufinanzierung: Die durchschnittliche anfängliche Tilgung ist zum Jahresbeginn 2025 gesunken, zeigt der jüngste Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB). Kreditnehmende starten aktuell mit einer Tilgung von durchschnittlich 1,73 Prozent – Anfang 2024 waren es noch 1,84 Prozent. Auch die Zinsbindung hat sich verringert, bleibt aber mit durchschnittlich zehn Jahren und elf Monaten auf einem hohen Niveau.