Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder gar mobile Büros: In den letzten Monaten ist in Sachen Agilität auf dem Arbeitsmarkt viel passiert. Zwangsweise, klar, aber dennoch hat die Krise nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich gebracht.
Viele Arbeitnehmende wollen längst nicht mehr zurück zur alten Routine, viel zu sehr genießen sie die neu gewonnene Flexibilität. Dabei haben sich jedoch längst nicht alle Branchen so anpassungsfähig gezeigt, vielerorts herrscht noch immer erheblicher Nachholbedarf.
Fakt ist aber: Wer zufriedene Mitarbeitende haben und konkurrenzfähig bleiben will, muss die Digitalisierung spätestens jetzt anpacken! Welche Berufszweige vorangehen und wo noch Luft nach oben ist, zeigt die große Branchenumfrage des Fintechs Billomat.
Welcome to the New Work: In diesen Branchen sind flexible Arbeitsmodelle im Trend
Die guten Nachrichten zuerst: Flexible Arbeitsmodelle setzen sich immer mehr durch – und zwar unabhängig von der Branche! Über 87 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass das für ihre Mitarbeitenden bereits möglich ist.
berichtet Philipp Hamm, CEO von Billomat. Die Umfrage zeigt aber auch: Je höher der Jahresumsatz einer Firma ist, desto eher ist flexibles Arbeiten Usus. Bei mehr als 350.000 Euro ist dies bereits bei über 90 Prozent der Unternehmen der Fall.
Die Bereiche Finanzen, Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung und Weiterbildung sind dabei am ehesten auf die Zukunft eingestellt. Hier bieten ganze 100 Prozent der Befragten Homeoffice, Teilzeit und Co. an!
Schlusslicht sind Handwerk und Logistik, die jeweils nur zu 58 beziehungsweise 33 Prozent flexibel aufgestellt sind. Dabei sind die Veränderungen, die die letzten Monate vielerorts mit sich gebracht haben, längst nicht mehr nur vorübergehend.
Vielmehr wünschen sich über 60 Prozent der Befragten, dass die Möglichkeit zum Homeoffice beibehalten wird. 56 Prozent wollen nicht mehr auf flexible Arbeitszeiten verzichten und über weniger Dienstreisen auch in Zukunft würden sich 42 Prozent freuen.
Auf dem besten Weg: Hier hat Corona die Digitalisierung ordentlich befeuert
Wie wirkt sich nun die derzeitige Pandemie auf die Arbeitsweise aus? Über 27 Prozent der Unternehmen gaben an, dass Corona die eigene Digitalisierung stark oder sogar sehr stark vorangetrieben hat.
Den größten Effekt stellten dabei Vereine (zu 76 Prozent), Steuerberatungen/ Wirtschaftsprüfungen (72 Prozent) und Weiterbildungen fest (62 Prozent).
Deutlich weniger ist dagegen in den Branchen Personalwesen und Telekommunikation passiert. Hier gaben lediglich 24 beziehungsweise 36 Prozent der Firmen an, dass die Pandemie ihre Digitalisierung vorangetrieben hat.
Umsatzverluste und Liquiditätsengpässe: Die negativen Auswirkungen der Pandemie
Knapp 48 Prozent der befragten Unternehmen mussten im Laufe des letzten Jahres Umsatzverluste hinnehmen.
Und auch die eigenen Kund*innen machten sich teilweise rar: 24 Prozent hatten hier mit vermehrten Kündigungen zu kämpfen. Das ist sicherlich ein Aspekt, der bei über 25 Prozent der Firmen letztendlich auch zu Liquiditätsengpässen führte. Hamm sagt:
Die gute Nachricht aber ist, dass lediglich sechs Prozent der Unternehmen Mitarbeitende entlassen mussten. Mit einem solch positiven Wert hätten wir nach den Herausforderungen der letzten Monate nicht gerechnet!
Schon jetzt total digital: Diese Branchen sind gut aufgestellt
Einige Unternehmen sind noch auf der Reise, andere sind schon jetzt sehr zufrieden mit dem Stand der Digitalisierung in den eigenen Reihen. Das gaben immerhin über 70 Prozent der Befragten an.
Ganz vorne mit dabei sind da wieder einmal Steuerberatungen und Wirtschaftsprüfer: Hier gaben 84 Prozent ihre Zufriedenheit kund.
Dicht gefolgt von EDV und Logistik (jeweils 83 Prozent). Gerade Letzteres kommt dabei überraschend, ist die Logistik doch eine der Branchen, die am wenigsten flexible Arbeitsmodelle anbietet, die ja aber eine zunehmende Digitalisierung mit sich bringen würde.
Weniger positiv stehen dagegen die Befragten aus Vereinen dem Status quo gegenüber: Nur 63 Prozent halten den Stand der Digitalisierung für zufriedenstellend. Hamm erklärt:
Das kann auch daran liegen, dass die Mitarbeitenden hier am wenigsten das Gefühl haben an entsprechenden Entscheidungen beteiligt zu werden. Zwar sind es 73 Prozent, die aussagen, auch hier Entscheidungsmacht zu besitzen. Doch zum Vergleich: Im Durchschnitt gaben dies 90 Prozent der Befragten an.
Bye-bye Zettelwirtschaft? Die Digitalisierung in der Buchhaltung
Überraschend ist, dass die Buchhaltung und Steuererklärung bei den Befragten im Schnitt bereits zu 79 Prozent digitalisiert ist. In den meisten Betrieben gehören Berge von Papieren und Aktenordnern also bereits der Vergangenheit an!
Besonders die Branchen Recht (90 Prozent), Finanzen (86 Prozent) und Multimedia (84 Prozent) sind, was die Buchhaltung angeht, deutlich digitalisiert. Dagegen fällt
das Handwerk mit gerade einmal 63 Prozent stark ab.
Gleichzeitig bilden Vereine im Bereich Steuern das Schlusslicht: Hier werden die Steuererklärungen noch immer zu einem großen Teil manuell verfasst, nur 56 Prozent sind dabei digital aufgestellt.
Fazit: Digitalisierung kostet Zeit – doch die sollten Betriebe sich nehmen!
Die Branchenumfrage zeigt nach Hamms Ansicht auf: Viele Unternehmen seien bereits auf einem guten – sprich digitalen – Weg. Gerade Corona habe da noch einmal für ordentlich Zündstoff gesorgt und einige Bereiche agiler gemacht. Und Fakt sei auch:
Es gibt keine guten Ausreden für Arbeitgeber, die Digitalisierung nicht endlich anzugehen!
Zwar gaben über 37 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Zeit für entsprechende Maßnahmen fehle, doch hier gilt es einfach, Prioritäten zu setzen! Denn wer konkurrenzfähig bleiben und Mitarbeitende an sich binden möchte, kommt an mehr Flexibilität nicht mehr vorbei.
Daher heißt es jetzt: Ärmel hochkrempeln, digitalisieren und ab in die (erfolgreiche) Zukunft.
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