Die veröffentlichten Beschlüsse der 17. Verbraucherschutzministerkonferenz zur Deckelung der Höhe von Dispozinsen trifft auf völliges Unverständnis beim Genossenschaftsverband Bayern (GVB).
GVB-Präsident Jürgen Gros sagte am Donnerstag in München: "Ein derart weitreichender Markteingriff ist in keiner Weise gerechtfertigt oder gar zu akzeptieren."
Mit der Aufforderung an die Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass Dispozinsen künftig "deutlich unter dem gegenwärtigen durchschnittlichen Zinsniveau" liegen sollen, hebele man marktwirtschaftliche Strukturen aus. Weiter stellt er fest:
Die Politik hat hier vermeintlich den Verbraucherschutz im Fokus, verkennt aber völlig die Realität und erweist den Bankkunden einen Bärendienst.
Zur Realität gehöre, dass Banken aus Dispozinsen keinen nennenswerten Ertrag ziehen. Privatkunden der bayerischen Kreditgenossenschaften zahlten im Jahr 2020 rund 53 Millionen Euro an Dispozinsen. Bei einem Gesamtzinsertrag in Höhe von fast drei Milliarden Euro entspricht das einem Anteil von nur 1,8 Prozent. Ein Geschäftsmodell sei das laut Gros nicht.
Dafür stelle der Dispokredit für Verbraucher ein schnell verfügbares und unkompliziertes Mittel dar, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überwinden. Für die Bank sei das nicht planbar. Gros gab zu bedenken:
Banken stellen mit dem Dispo einen flexiblen und unbesicherten Kredit zur Verfügung.
Dieses Modell hat seinen Preis. Denn mit dieser Art von Krediten seien auch ein höherer administrativer Aufwand und hohe regulatorische Auflagen verbunden. Die jetzige Entscheidung zur Deckelung könnte dagegen für Verbraucher unbeabsichtigte Konsequenzen haben. Gros warnt:
Wer könnte es den Banken verdenken, wenn sie unter diesen Umständen gar keine Dispos mehr anbieten? Ähnlich wie in Großbritannien bereits der Fall, könnten Verbraucher dann in die Schattenwirtschaft gedrängt werden, wo sie Wucherkonditionen gegenüberstehen.
Von Wucherkonditionen könne dagegen bei Dispokrediten keine Rede sein. Im Jahr 2010 belief sich der Zinssatz für Überziehungskredite in Deutschland auf ca. 10,19 Prozent.
Seither ist er stets zurückgegangen und lag zum Jahresende 2020 bei 7,11 Prozent - Tendenz weiter sinkend bei gleichzeitig nachlassender Nachfrage. Laut Gros stünde Kunden außerdem die Möglichkeit offen, mit der Bank Sonderkonditionen beim Dispo zu vereinbaren.
Als Dauereinrichtung seien Dispokredite ohnehin nicht gedacht. Wer ein Darlehen brauche, könne sich jederzeit an seine Bank wenden und unter einer Vielzahl von Alternativen auswählen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Basel III: Handlungsbedarf für Anpassungen bei Immobilienfinanzierungen erkannt
Der vdp begrüßt Änderungsvorschläge aus den Reihen des EU-Parlaments und warnt vor einer Übererfüllung der Baseler Vorgaben. Die sachgerechte Ausgestaltung der Basel III-Eigenkapitalregelungen muss das Ziel sein.
Verfassungswidrige Negativzinspolitik beenden
Nullzins-Umfeld bremst Eigenkapitalbildung: "Staatliche Förderung muss der neue Zins sein"
Die BaFin muss zurück ins rechtsstaatliche Korsett
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Zwischen Zauber und Zahlen: Warum deutsche Aktien wieder Chancen bieten
Trotz Konjunktursorgen, geopolitischer Spannungen und struktureller Probleme sehen viele Anleger wieder Potenzial im deutschen Aktienmarkt. Portfoliomanager Olgerd Eichler von MainFirst nennt sechs gute Gründe – mit überraschend positiven Langfristaussichten.
Höhere Pfändungsfreigrenzen ab 1. Juli 2025: Was das für Gläubiger bedeutet
Zum 1. Juli 2025 steigen die Pfändungsfreigrenzen – für Schuldner:innen bedeutet das mehr finanzieller Spielraum, für Gläubiger hingegen weniger pfändbare Beträge und längere Rückzahlungszeiträume. Was das konkret heißt und worauf Gläubiger jetzt achten müssen.
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.