Am 27. Oktober 2022 verkündet die Europäische Zentralbank (EZB) eine dritte Erhöhung des Leitzinses in diesem Jahr. Die Zinssätze von Dispo- und Konsumentenkrediten steigen dadurch über kurz oder lang voraussichtlich weiter an.
Konsumentenkredite: Zinssätze steigen jeden Monat – aber nicht bei jeder Bank im gleichen Maß
In den letzten Monaten sind die Zinssätze von Konsumentenkrediten im Bundesdurchschnitt von Monat zu Monat im Schnitt um rund 3 Prozent auf 6,33 Prozent im August gestiegen. (1) "Die Zinssätze von Konsumentenkrediten werden, auch durch die bereits vorgenommenen Leitzinserhöhungen, in den nächsten Monaten im Bundesdurchschnitt voraussichtlich um die 7-Prozent-Marke herum liegen. So viel kosteten Konsumentenkredite als der Leitzins 2011 das letzte Mal bei 1,25 Prozent und darüber lag. (1) (2) Das heißt jedoch nicht, dass Jede*r 7 Prozent Kreditzinsen zahlen muss. Banken haben schon immer unterschiedlich hohe Zinssätze für den gleichen Kredit verlangt.
Nun kommt noch hinzu, dass sie die Zinssätze unterschiedlich oft, schnell und stark anpassen", sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer des Kreditvergleichsportals smava. Daher empfiehlt es sich aktuell mehr denn je, die Angebote möglichst vieler Banken zu vergleichen. Kreditvergleichsportale helfen, Kredite mit Zinssätzen um die 5 Prozent herum und bei sehr guter Bonität auch deutlich darunter zu finden, weil eben nicht alle Banken die Zinssätze gleich oft, schnell und stark anpassen.
Dispo: 9 von 20 führenden Direkt-, Neo- und überregionalen Banken haben Dispozinssätze bereits erhöht
"Bis Mai 2022 verlangten Banken deutschlandweit im Schnitt 9,43 Prozent Dispozinsen. (3) Eine Langzeit-Erhebung des Kreditportals smava zeigt: 9 von 20 führenden Direkt-, Neo- und überregionalen Banken haben infolge der Leitzinserhöhungen die Zinssätze ihrer Dispokredite bereits erhöht. (4) Es sieht derzeit so aus, als wenn sich die aktuell 5,4 Millionen Disponutzer*innen in den nächsten Monaten auf Dispozinssätze von im Schnitt um die 12 Prozent und mehr einrichten müssen. (5)
So viel kosteten Dispokredite als der Leitzins 2011 das letzte Mal bei 1,25 Prozent und darüber lag (2) (6)", sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer von smava. Verbraucherschützer*innen prangern die hohen Dispozinssätze seit Jahren an. Passiert ist bis heute nichts. "Wer mehr als 3 Monate braucht bis das Konto wieder ausgeglichen ist, ist gut beraten sich eine günstigere Alternative wie einen Konsumentenkredit zu suchen. Das betrifft knapp ein Drittel der Disponutzer*innen. Sie überziehen ihr Konto länger als 3 Monate, zum Teil sogar mehr als 12 Monate", sagt Alexander Artopé. (5)
Datenquellen
- (1) Deutsche Bundesbank: MFI Zinsstatistik; Zinssätze und Volumina für das Neugeschäft der deutschen Banken / Konsumentenkredite an private Haushalte (zuletzt abgerufen am: 05.10.2022)
- (2) Deutsche Bundesbank: Zinssatz der EZB für Hauptrefinanzierungsgeschäfte (zuletzt abgerufen am: 05.10.2022)
- (3) Finanztest: Dispozinsen - alle Banken im Test (zuletzt abgerufen am: 30.05.2022)
- (4) smava GmbH: Entwicklung der Dispozinsätze von 20 führenden Direkt-, Neo- und überregionalen Banken (Stand: 05.10.2022).
- (5) smava GmbH: Die verwendeten Daten stammen aus einer Befragung für die die Civey GmbH im Auftrag der smava GmbH über 2.500 Personen ab 18 Jahre befragt hat. (Stand: 30.09.2022) Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren. Hochrechnungen wurden auf Basis der Statistik "Fortschreibung des Bevölkerungsstandes" des statistischen Bundesamtes zum Stichtag 31.12.2021 erstellt.
- (6) Finanztest: Dispozinsen - Deutschlands teuerste Banken (19.09.2011) (zuletzt abgerufen am: 05.10.2022)
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