Die Beitragssätze der Sozialversicherungen drohen bis zum Jahr 2040 auf 46,0 Prozent anzusteigen. Sie lägen dann in Summe rund sechs Prozentpunkte über dem aktuellen Wert. Für diese Entwicklung kann die Politik dem demografischen Wandel und der Corona-Pandemie nur eine Teilschuld geben.
Wie stark fehlende und falsche Reformen der Bundesregierung die Beitragsbelastung unnötig erhöhen, zeigt das Prognos-Institut in einem Faktenblatt für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).
So sorgt allein das weitere Aussetzen des Nachholfaktors für einen zusätzlichen Anstieg der Rentenbeiträge um 0,6 Prozentpunkte.
Der Geschäftsführer der INSM, Hubertus Pellengahr, fordert daher die Bundesregierung zu sofortigem Handeln auf:
"Wenn die Corona-Krise überwunden ist, können sich auch die Rentnerinnen und Rentner auf Rentenerhöhungen freuen. Der Nachholfaktor würde lediglich dafür sorgen, dass die Renten nicht stärker steigen als die Löhne. Das ist solidarisch und entspricht dem Grundgedanken der deutschen Rentenversicherung. Die Weigerung von Sozialminister Hubertus Heil, den Nachholfaktor wieder zu aktivieren, sollte die Union nicht länger unterstützen."
Reformen nötig für eine generationsgerechte Sozialpolitik
Das Prognos-Institut hat auch berechnet, ob und wie eine Beitragsstabilisierung bei 40 Prozent mit höheren Steuerzuschüssen möglich wäre. Das Ergebnis: Allein für das Jahr 2040 ergäbe sich eine Finanzierungslücke in Höhe von 173 Mrd. Euro (114 Mrd. Euro in heutigen Preisen).
Studienleiter Dr. Oliver Ehrentraut:
"Ergänzt man diese hypothetische Finanzierungslücke um die tatsächlich gezahlten Transfers des Staates an die Sozialversicherungen, so belaufen sich diese Gesamtausgaben auf 495 Mrd. Euro im Jahre 2040."
Die Zahlen machen deutlich: Für eine generationengerechte Sozialpolitik muss die nächste Bundesregierung grundsätzliche Reformen angehen.
Dabei müsse die langfristige Tragfähigkeit in den Mittelpunkt der Sozialpolitik gestellt werden. Das Bundesverfassungsgericht habe eben klar und deutlich gemacht, dass eine Generation Freiheiten nicht auf Kosten einer anderen ausnutzen dürfe. Das müsse auch das Leitbild für unser Sozialversicherungssystem bleiben, so Pellengahr.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Das denken Verbraucher über Versicherer und Nachhaltigkeit
GKV-Bundeszuschüsse sind keine nachhaltige Lösung
So blickt Deutschland in den Ruhestand
Solvabilität im Vergleich von 2014 bis 2023
Die deutschen Versicherer legten im April ihre aktuellen SFCR-Berichte vor: Sowohl private Krankenversicherer als auch Lebensversicherer hinterließen einen soliden Eindruck bei der Eigenmittelausstattung.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Versicherungstarifrunde: 1.400 Beschäftigte in Baden-Württemberg im Warnstreik
Im Tarifkonflikt der privaten Versicherungswirtschaft erhöhen die Beschäftigten den Druck: Rund 1.400 Angestellte legen in Baden-Württemberg die Arbeit nieder – mit klarer Botschaft an die Arbeitgeber vor der entscheidenden Verhandlungsrunde am 4. Juli.
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.