Im Corona-Jahr 2020 hatte mehr als jeder fünfte Darlehensnehmer bereits laufende Kreditpflichten. Am höchsten war der durchschnittliche Schuldenstand mit über 24.000 Euro bei den Hamburgern. Sie nehmen auch überdurchschnittlich häufig Kredite auf und verdienen besonders gut.
In einkommensschwächeren Bundesländern sind die durchschnittlichen Schulden tendenziell niedriger. Das und mehr zeigt der Kredit- und Schuldenatlas von Verivox.
Wer einen neuen Kredit abschließt, macht dabei Angaben zu bestehenden Verbindlichkeiten. Unter den Verivox-Kunden mit laufenden Krediten haben Hamburger mit 24.278 Euro im Schnitt den höchsten Schuldenstand.
Mit durchschnittlich 2.256 Euro Nettoeinkommen stehen die Hanseaten auch beim Verdienst an der Spitze des Bundesländervergleichs. Nach den Hamburgern haben Saarländer (23.914 Euro) und Baden-Württemberger (23.447 Euro) im Schnitt die höchsten Schulden. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 22.669 Euro.
In allen Bundesländern mit überdurchschnittlich hohem Schuldenstand liegt das Durchschnittseinkommen über 2.000 Euro.
Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, sagt:
„Verbraucher mit einem hohen Einkommen können auch höhere Kredite finanzieren. Dementsprechend höher sind dann auch die offenen Verbindlichkeiten, wenn sie erneut einen Kredit beantragen.“
Der Zusammenhang von Verdienst und Verbindlichkeiten wird auch am anderen Ende des Rankings deutlich: Nur in Sachsen haben Darlehensnehmer mit laufenden Kreditpflichten im Schnitt weniger als 20.000 Euro Schulden. Zugleich verfügen die Verbraucher im Freistaat über das zweitniedrigste Einkommen. In den fünf Bundesländern mit den niedrigsten Schuldenständen liegt der durchschnittliche Nettoverdienst überall unter 2.000 Euro.
Brandenburger leihen sich besonders oft Geld, Bayern am seltensten
Hamburger belegen nicht nur beim Schuldenstand und dem Durchschnittseinkommen einen Spitzenplatz. Sie nehmen auch um 15 Prozent häufiger Kredite auf als Verbraucher im Bundesdurchschnitt. Getoppt wird das nur noch von Brandenburg (25 Prozent über Durchschnitt), Schleswig-Holstein (19 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (17 Prozent).
Am seltensten nehmen die bayerischen Verbraucher (16 Prozent unter Durchschnitt) und die Sachsen (10 Prozent unter Durchschnitt) Kredite auf.
21 Prozent der Verbraucher, die 2020 über Verivox einen Ratenkredit angefragt haben, hatten bereits mindestens eine laufende Finanzierung. Der Anteil der Kreditinteressenten mit bestehenden Verbindlichkeiten ist im Jahresvergleich um rund ein Fünftel gestiegen (Anteil 2019: 17,8 Prozent).
Oliver Maier erklärt:
„Während der Corona-Pandemie haben Verbraucher insgesamt weniger konsumiert. Dadurch gab es auch weniger Grund, Kaufvorhaben mit einem Kredit zu finanzieren. Anderseits haben zahlreiche Haushalte in der Krise die eigenen Finanzen nochmal genauer unter die Lupe genommen. Viele Verbraucher mit laufenden Darlehen haben sich nach günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten umgesehen und ihre bestehenden Verbindlichkeiten auf einen Kredit mit niedrigeren Zinsen umgeschuldet.“
Modellrechnung: 2.000 Euro Sparpotenzial durch Umschuldung
Wie sehr sich das mitunter lohnt, zeigt ein simples Rechenbeispiel: Verbraucher, die heute vor zwei Jahren einen Ratenkredit aufgenommen haben, mussten dafür im Durchschnitt 5,86 Prozent Zinsen zahlen – laut Daten der Bundesbank. Einen Kredit in Höhe des durchschnittlichen Schuldenstands von 22.669 Euro gibt es bei günstigen Banken derzeit zum Effektivzins von 2,43 Prozent. Diesen oder einen besseren Zins erhält die Mehrheit aller Kunden der Bank.
Bei einer Restlaufzeit von 5 Jahren würden Kreditnehmer mit dem günstigen Umschuldungskredit insgesamt 1.789 Euro sparen. Teilweise darf die alte Bank bei einer Umschuldung eine Entschädigung in Höhe von 1 Prozent der noch offenen Restschuld verlangen. Diese sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung ist in der Rechnung bereits berücksichtigt. Ohne die Entschädigungszahlung läge die Ersparnis sogar bei 2.030 Euro.
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