Ver­si­che­rer ver­ab­schie­den Nach­hal­tig­keits­ziele

Das Präsidium des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat ein Positionspapier verabschiedet, mit dem sich die Assekuranz zum nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft verpflichtet. Die Beschlüsse sind weitreichend.

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Die deutsche Versicherungswirtschaft mit Kapitalanlagen von 1.700 Milliarden Euro will das Geld ihrer Kunden bis spätestens zum Jahr 2050 klimaneutral anlegen. Die Bürogebäude und Infrastruktur der Assekuranz sollen bereits bis 2025 CO2-neutral ausgerichtet sein.

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagte:

„Mit dem Beschluss des GDV-Präsidiums haben sich die Versicherer ehrgeizige Ziele gesetzt. Versicherungen werden grüner werden.“

Langfristig wollen die Versicherer keine gewerblichen und industriellen Risiken mehr zeichnen, die den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft negieren.

Damit leistet die Branche einen Beitrag zum nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Auch in den Versicherungspolicen selbst soll Nachhaltigkeit zukünftig eine größere Rolle spielen. Schon 2025 werden Versicherungen erkennbar nachhaltiger sein.

Der umfassende Ansatz orientiert sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Er sieht den Klimawandel als drängendste Herausforderung an.

Asmussen sagte:

„Der Klimawandel ist im vollen Gange, die Auswirkungen sind bereits deutlich zu spüren. Wir bringen unser Know-how und unser wirtschaftliches Gewicht ein, um die Auswirkungen zu begrenzen und beherrschbar zu machen. Die Verabschiedung der Nachhaltigkeitspositionierung durch das Präsidium des GDV ist ein erster und gleichzeitig entscheidender Schritt. Wir gehen dabei weit über die bereits ohnehin hohen rechtlichen Anforderungen hinaus. Wir sind prädestinierte Partner für die Energiewende und Investitionen in nachhaltige Infrastruktur. Die Debatte um nachhaltige Kapitalanlage werden wir prägen und fördern."

Das Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Versicherer unterstützen dieses Ziel. Als eine der größten institutionellen Investorengruppen wollen sie einen spürbaren Beitrag zur Transformation der Wirtschaft leisten.

Teil der Lösung zur Bewältigung des Klimawandels

Die Versicherungswirtschaft verfügt schon heute über Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels etwa bei der Versicherung von Anlagen zur Erzeugung alternativer Energien oder gegen Naturgefahren wie Starkregen und Überschwemmungen.

Asmussen sagte weiter:

„Das für Deutschland vergleichsweise schadenarme Naturgefahrenjahr 2020 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Klimawandel eine der maßgeblichen Einflussfaktoren für die künftige Entwicklung der Versicherungswirtschaft liegt. Das gilt spartenübergreifend vom überfluteten Keller bis zur Übersterblichkeit bei künftigen Hitzewellen. Wir werden daher den Themen Klimafolgenanpassung, Prävention und Nachhaltigkeit weiter höchste Priorität einräumen.“

Die Unternehmen streben außerdem an, bis 2025 ökologische und soziale Kriterien sowie Aspekte guter Unternehmensführung – dafür hat sich im Finanzwesen der Begriff der ESG-Kriterien etabliert – weiter in ihre Zeichnungsrichtlinien zu integrieren. Versicherer unterstützen ihre Gewerbe- und Industriekunden dabei, nachhaltiger zu werden.

Nachhaltigkeitskriterien für die Schadenregulierung bis 2025

Nachhaltige Versicherungsprodukte werden ausgebaut. Dazu gehören etwa Versicherungen, die Sharing-Konzepte unterstützen oder verstärkt auf die Reparatur eines defekten Gegenstands setzen anstelle eines Austauschs.

Bis 2025 werden die Unternehmen zunehmend solche Nachhaltigkeitskriterien in die Praxis der Schadenregulierung integrieren. Schon heute investieren viele Versicherer in Präventionsmaßnahmen. Das Angebot an Produkten für die Altersvorsorge, die auf einer nachhaltigen Kapitalanlage basieren, wird ebenfalls ausgebaut.

Klimaneutrale Geschäftsprozesse bis 2025 und mehr Vielfalt bei der Personalpolitik

Auch die Versicherer selbst werden grüner, nachhaltiger und diverser. Die Unternehmen verpflichten sich, bis 2025 ihre Geschäftsprozesse (etwa Bürogebäude oder Infrastruktur) klimaneutral auszurichten und – gerade auch in Führungspositionen – den Frauenanteil zu erhöhen.

Die Führungsgremien sollen die gleiche Vielfalt widerspiegeln, die ihre Unternehmen und die Kundinnen und Kunden ausmachen. Nachhaltigkeit wird ein fester Bestandteil der Aufsichtsstrukturen in den Unternehmen.

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