KI-Techs: Die nächste Welle bahnt sich an

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Wenn es um Künstliche Intelligenz (KI) geht, stehen derzeit vor allem Big-Techs wie Nvidia, Meta, Microsoft oder Alphabet im Rampenlicht. Doch es gibt auch zahlreiche Zweitrundenprofiteure. Bei welchen Unternehmen sich dank KI neues Marktpotenzial eröffnen könnte.

Um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist in diesem Jahr ein regelrechter Börsenhype entfacht. Im Fokus der Investoren stehen dabei vor allem Unternehmen, die KI-Infrastruktur wie Hardware, Halbleiter, Software- und Service-Applikationen anbieten. Dazu zählen insbesondere die US-Technologieriesen Alphabet, AMD, Apple, Broadcom, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.

In einer Studie der Commerzbank werden die genannten Firmen deshalb auch als die „Magischen Acht“ bezeichnet. Gleichzeitig fragen die Commerzbank-Analysten, ob es jenseits dieser Erstrundenprofiteure auch Zweitrundengewinner gibt. Gemeint sind damit Unternehmen, die KI-Lösungen einsetzen beziehungsweise KI-Funktionalitäten in bestehende und neue Produkte und Dienstleistungen implementieren und sich damit neues Wachstumspotenzial eröffnen.

Die Commerzbank-Studie kommt hierbei zu einem positiven Ergebnis: „KI ist eine neue disruptive Technologie, die sich in sehr vielen Bereichen der Wirtschaft nutzen lässt, über die Zeit an Produktivität gewinnt und in den Unternehmen viele Folgeinnovationen auslösen wird“, heißt es. Die Zweitrundenprofiteure könnten den Markt mit gänzlich neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen aufrollen. Umso spannender ist die Frage, welche Unternehmen das Potenzial dazu haben. In der Praxis gibt es bereits zahlreiche Firmen, die KI einsetzen. Hier einige interessante Beispiele.

KI für Computerspiele und Hollywood-Filme

Künstliche Intelligenz wird nach Meinung zahlreicher Experten das Gaming in ein neues Zeitalter führen. Zu den Pionieren in diesem Bereich gehört das Entwicklerstudio Monolith mit seinem bereits 2014 erschienenen und mit Preisen überhäuften Game „Mittelerde: Mordors Schatten“. Das Computerspiel führte das sogenannte Nemesis-System ein. Das heißt, die Widersacher des Gamers entwickeln sich permanent weiter, sie werden sozusagen immer „schlauer“.

Aber auch das Spiel selbst lernt hinzu und verändert sich kontinuierlich. Monolith ist eines von mehreren Studios, die zur Gaming-Sparte des internationalen Medienriesen Warner Bros Discovery gehören. Das Spielesortiment von „Warner Games“ umfasst neben den Mittelerde-Spielen zahlreiche weitere Blockbuster wie etwa die Mortal-Kombat-Reihe.

Apropos Blockbuster. Auch die Filmsparte von Warner Bros Discovery setzt auf KI. Im Jahr 2020 hat der Hollywood-Gigant mit der deutschen Softwarefirma Cinelytic eine Vereinbarung unterzeichnet, um deren KI-gesteuertes Projektmanagementsystem zu nutzen. Wie die Fachzeitschrift „The Hollywood Reporter“ berichtete, setzen die Filmbosse die umfassenden Daten und prädiktiven Analysen des Systems unter anderem dazu ein, um die Blockbuster-Qualitäten einer geplanten Produktion besser einschätzen zu können.

So soll die Cinelytic-Plattform in der Lage sein, den Wert eines Schauspielers für eine bestimmte Produktion zu taxieren. Auf diese Weise ließe sich zum Beispiel diejenige Besetzung ermitteln, welche das größte Einspielergebnis erwarten lässt. Beim jüngsten Kassenschlager von Warner scheint das ganz gut funktioniert zu haben: „Barbie“ zählt zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres.

Weniger gut ist es hingegen für die Aktie des Medienriesen gelaufen. Nachlassende Gewinne, ein hoher Schuldenberg und sinkende Werbeeinnahmen haben dem Kurs seit Anfang 2022 stark zurückkommen lassen. Mittlerweile scheint sich der an der Nasdaq gelistete Titel jedoch stabilisiert zu haben und die Mehrheit der Analysten ist zuversichtlich, dass dem Titel eine Trendwende gelingen könnte[1].

Smarte Werbetools von Adcore

Laut einer Studie der SRH Berlin University of Applied Sciences gehen fast 95 Prozent der befragten Marketingmanager davon aus, dass sich die Bedeutung von KI für Marketing- und Werbeaufgaben in ihrem Unternehmen erhöhen wird[2]. Ein Dienstleister in diesem Bereich ist Adcore. Das Unternehmen bietet Werbetreibenden KI-gestützte Apps und Services zur Automatisierung, Optimierung und Kontrolle ihrer digitalen Werbe- und eCommerce-Aktivitäten an. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, Produktbeschreibungen und Werbeanzeigen auf den Online-Plattformen der Adcore-Partner TikTok, Google, Facebook oder Microsoft nicht nur innerhalb kürzester Zeit zu generieren, sondern auch perfekt auf die Bedürfnisse der Nutzer auszurichten.

Adcore ist noch ein relativ junges Unternehmen. Gegründet im Jahr 2006 verzeichnete das Technologieunternehmen ein starkes Wachstum: Im zweiten Quartal 2023 legte der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 33 Prozent auf 6,9 Millionen kanadische Dollar (CAD) zu. Der Umsatz wuchs über alle Regionen: In Nordamerika erhöhten sich die Erlöse um 16 Prozent, in der Region EMEA (Europa-Arabien-Afrika) um 50 Prozent und in der Region APAC (Asien-Pazifik) um 29 Prozent.

KI zur Krankheits- und Behandlungsdiagnose

Das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme in München sieht in der Künstlichen Intelligenz einen Schlüsselfaktor für die Medizin der Zukunft. Denn KI, so das Institut, könne in kürzester Zeit große Datenmengen kombinieren und analysieren und damit den Weg für intelligente Anwendungen bei der klinischen Entscheidungsfindung, der Überwachung chronischer Krankheiten, der roboterassistierenden Chirurgie und der medizinischen Diagnostik ebenen“.

Ein Unternehmen, das nach Analystenmeinung zu den größten KI-Profiteuren im Gesundheitssektor gehören könnte, ist Quest Diagnostics. Die US-Firma verfügt eigenen Angaben zufolge über die weltweit größte Datenbank medizinischer Laborergebnisse. Durch den Einsatz von KI lassen sich Krankheitsbilder besser und schneller erkennen und optimale Behandlungsmethoden ableiten. Ein Beispiel dafür ist eine von uMETHOD entwickelte KI-Plattform, die von Quest Diagnostics dazu eingesetzt wird, um personalisierte Pflegepläne für Demenz-Patienten zu erstellen.

Im zweiten Quartal 2023 hat Quest Diagnostics die Gewinn- und Umsatzerwartungen leicht übertroffen. Das Ergebnis je Aktie legte um knapp fünf Prozent  auf 2,05 US-Dollar zu. Der Umsatz war zwar leicht rückläufig, aber das war aufgrund der rückläufigen Einnahmen aus dem Geschäft mit Covid-Tests erwartet worden. Ohne dieses Nischensegment ist der Umsatz um 9,5 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar gestiegen.

KI bringt „Wachstums-Touch“ zurück

Inzwischen hat mit Adobe ein Unternehmen die KI-Bühne betreten, das bereits mit Programmen wie Photoshop, Acrobat und Indesign einen festen Platz in vielen Marketingabteilungen und Medienhäusern innehat. Im März stellte Adobe unter dem Namen Firefly eine Sammlung an KI-Tools vor, die auf generative KI zurückgreifen.

Dazu zählt zum Beispiel ein „Text to Image“-Generator. Das heißt, der Nutzer gibt einen Text ein, die KI erstellt dann dazu das passende Bild. Analysten sehen in Adobes neuem Angebot hohes Potenzial. „Die Kreativ-Engine Firefly bringt den Wachstums-Touch zurück“, heißt es in einer Studie der DZ Bank vom 16. Juni 2023. Aber nicht nur deshalb ist Adobe aus Sicht der DZ Bank-Analysten einen Blick wert: Der Konzern, heißt es in der Studie, profitiere mit seinem breiten Produktangebot und seinem (multidimensional) diversifizierten Geschäftsmodell von der Digitalen Transformation in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen.

Quellen:

[1] nasdaq.com, Analyst Research, Stand: 25. August 2023

[2] Studie: Künstliche Intelligenz – die Zukunft des Marketings