Finanzwissen ist in Deutschland klar ausbaufähig

Euro am Seil
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Wer das eigene Wissen um Finanzen und Vorsorge als sehr gut oder gut einschätzt, hat mehr Geld zur Verfügung, beschäftigt sich mehr mit Finanzen (90 Prozent) und fühlt sich besser auf die Rente vorbereitet und abgesichert (74 Prozent). Das belegen aktuelle Zahlen einer YouGov-Befragung mit über 2.000 Personen im Auftrag des Finanz- und Versicherungsunternehmens Swiss Life Deutschland.

Aber das Finanzwissen ist ausbaufähig: Nur jede dritte Person (37 Prozent) schätzt ihr Wissen als sehr gut oder gut ein. Die genannten Gründe dafür sind vielfältig: 25 Prozent der befragten Personen sagen, dass sie nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, um sich mit dem Thema zu beschäftigen.

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An zweiter Stelle werden die teils widersprüchlichen Informationen, die im Zusammenhang mit Finanzen und Vorsorge existieren, genannt (21 Prozent) und dann folgt die Komplexität des Themas (20 Prozent). 40 Prozent der befragten Personen sagen, dass Finanzberatung eine wichtige Funktion in der Vermittlung von Finanzwissen einnimmt. 

Jörg Arnold, Geschäftsführer von Swiss Life Deutschland, sieht den Hebel zu mehr Wissen und Selbstbestimmung ebenfalls in der qualitativen Finanzberatung: „Wer in der Lage ist, für sich selbst zu entscheiden und Finanzfragen zu beantworten, kann ökonomische Ziele formulieren, fürs Alter ausreichend vorsorgen und profitiert von Gestaltungsoptionen. Wir sollten in die Eigenverantwortung der Menschen investieren und ihnen Unterstützung bieten, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“ 

Finanzthemen haben ein Imageproblem

Neben mangelndem Finanzwissen beschäftigt sich fast jede dritte befragte Person (32 Prozent) nie oder nur selten mit dem Thema Finanzen. Und fast jede zweite Person unter 25 Jahren hat bisher noch nicht für den Ruhestand vorgesorgt (47 Prozent). Das macht deutlich, dass Finanzthemen in Deutschland ein Imageproblem haben und die Menschen gehemmt sind, sich eingehend mit ihrer Vorsorge zu beschäftigen. 44 Prozent sagen, dass häufiger über Geld gesprochen werden sollte. 

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„Generell wird ein offener Dialog zu Geld- und Finanzthemen gesellschaftlich meist tabuisiert. Es braucht verlässliche Quellen und eine bewusste Kommunikation, um Finanzthemen qualitativ hochwertig, modern und inspirierend zu vermitteln“, sagt Jörg Arnold. 

Grundsätzlich wünschen sich aber viele mehr Wissen, vor allem in den Bereichen Aktien (28 Prozent), Sparen allgemein (23 Prozent) und Altersvorsorge (23 Prozent). Je jünger die Befragten sind, desto eher interessiert das Thema Bausparen. Zudem zeigt sich hier auch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während Männer sich vor allem mehr Finanzwissen im Bereich Aktien wünschen (30 Prozent), steht für Frauen allgemeines Sparen an erster Stelle (27 Prozent). 

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Finanzwissen bereits in der Schule

Grundsätzlich hat hohes Finanzwissen auch etwas mit der Schulbildung zu tun: Wer einen hohen Schulabschluss hat (Abitur/allgemeine Hochschulreife) schätzt das eigene Wissen um Finanzen als sehr gut oder gut ein (48 Prozent). 

Aber die Schule als Ort der Vermittlung von Finanzwissen hat noch großes Potential: Nur 3 Prozent der befragten Personen sagen, dass sie die Schule als Informationskanal für Finanzwissen genutzt haben. Das ist der am wenigsten genannte Kanal. Dabei finden die meisten, dass die Schule ein guter Ort wäre, um Finanzwissen zu vermitteln (45 Prozent) und sogar 61 Prozent finden, dass es ein verpflichtendes Schulfach für Finanzen geben sollte. Gleichzeitig sagen 45 Prozent der Befragten, dass die Menschen in Deutschland nicht die gleiche Chance auf finanzielle Bildung haben. 

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„Aktuelle Lehrpläne wirken nicht zeitgemäß und sie bereiten nur bedingt auf ein selbstbestimmtes Leben vor. Es überrascht deshalb nicht, dass viele Menschen in Deutschland ein verpflichtendes Schulfach für Finanzen wünschen. Gleichzeitig bleibt das Auseinandersetzen mit Finanzthemen nicht nur in frühen Jahren, sondern ein Leben lang relevant“, konstatiert Jörg Arnold. Neben der allgemeinen Finanzberatung sehen auch 40 Prozent der befragten Personen Informationsangebot im Internet als relevant an. Eine Kombination aus persönlicher und digitaler Beratung ist deshalb essentiell.  

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Generationengerechtigkeit und Sicherung der Alten- und Rentensysteme ist wichtig 

Wer sich gut mit Finanzen auskennt, weiß auch, dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht. 83 Prozent der befragten Personen glauben, dass die Rente nicht sicher ist. Menschen haben erkannt, dass sie sich mit der Sicherung ihrer Rente beschäftigen und sie selbstbestimmt in die Hand nehmen müssen. Und wer beispielsweise sein Finanzwissen als sehr gut beziehungsweise gut einschätzt, vertraut am ehesten in die private Altersvorsorge (42 Prozent).

Das zeigt sich auch in den Themen, die aktuell im Land für relevant eingestuft wurden. Für die meisten Menschen gehören Generationengerechtigkeit und die Sicherung der Alters- und Rentensysteme zu den wichtigsten Themen (46 Prozent). Dieser Punkt zählt neben der Energiepolitik (55 Prozent) und Gesundheit & Pflege (49 Prozent) zu den Top-3-Themen. 

Zur Befragung

Die verwendeten Daten beruhen auf einer durch Swiss Life Deutschland beauftragten Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.026 Personen zwischen dem 5. bis 11. Mai 2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. 

Bild (2 - 6): Swiss Life Deutschland