Debatte um längere Lebensarbeitszeit: Was Arbeitnehmer jetzt tun sollten

Die demografische Entwicklung befeuert die Diskussion über eine Anhebung des Rentenalters. Da absehbar ist, dass künftig die gesetzliche Rente für den Erhalt des Lebensstandards nicht ausreichen wird, sollte die private Altersvorsorge stärker als bislang im Fokus stehen. Warum eine professionelle und ganzheitliche Finanzplanung dabei eine entscheidende Rolle spielt

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Das Rentenalter muss hierzulande flexibler gestaltet werden – das fordern aktuell viele Politiker. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze in Deutschland ohne Renten-Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Eine weitere Anhebung des Rentenalters hat die Bundesregierung aus SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen im Koalitionsvertrag zugleich ausgeschlossen.

Dennoch ist auch in anderen europäischen Ländern, wie aktuell in Frankreich, das Renteneintrittsalter immer wieder ein heiß diskutiertes Thema. Das gilt sowohl nach oben als auch nach unten. Speziell Arbeitnehmer in körperlich belastenden Berufen plädieren für ein niedrigeres Eintrittsalter in den Ruhestand. Dagegen werden zunehmend Stimmen laut, die mit Blick auf die demografischen Daten fordern, dass Menschen länger arbeiten müssen. Schließlich müssten immer weniger Arbeitende immer mehr Rentenzahlungen finanzieren.

Gesetzliche Rente ist zu wenig

„Wir haben es leider versäumt, unser Rentensystem demografiefest aufzustellen“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland), und ergänzt:

Es ist ein Fehler, sich nur auf die gesetzliche Rente zu verlassen. Die Konsequenz kann nur sein, dass jeder Bürger noch stärker den Fokus auf seine private Altersvorsorge legt.

Der FPSB-Vorstand kann sich zugleich durchaus vorstellen, hierzulande vom starren Rentenalter abzuweichen und den Beginn der gesetzlichen Rente flexibler als bisher zu gestalten. „Die Lebensläufe werden immer unterschiedlicher, da sollten die Menschen schon selbst entscheiden dürfen, wann sie in Rente gehen wollen – vorausgesetzt, sie haben entsprechend vorgesorgt“, sagt Tilmes.

Denn aus seiner Beratungspraxis weiß der Experte, dass immer noch viele Frauen und Männer die durchschnittliche Lebenserwartung unterschätzen, entsprechend nicht ausreichend vorsorgen und deshalb am Ende ihres Arbeitslebens nicht genügend Geld zur Verfügung haben. Tatsächlich leben deutsche Rentner nach ihrem Renteneintritt durchschnittlich noch 21,4 Jahre – Tendenz steigend.

Wer seinen Ruhestand angemessen bestreiten will, müsse deshalb selbst vorsorgen und Geld gezielt und intelligent zurücklegen, empfiehlt Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance, Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist. Eine lebenslange finanzielle Absicherung ist für einen unbeschwerten Lebensabend von enormer Bedeutung. Und je früher man damit anfängt, desto besser.

Ein professionell erstellter Finanzplan kann dem verunsicherten Verbraucher helfen, mögliche Defizite in der Ruhestandsplanung aufzudecken. Nur solch ein genauer Fahrplan mit einer umfassenden Vermögens- und Rentenübersicht schafft die Voraussetzung, den lang ersehnten Ruhestand in finanzieller Sicherheit und Freiheit genießen zu können.

Ein wichtiges Augenmerk sollte dabei auch auf der Liquiditätsentwicklung liegen, das heißt welche Einnahmen kann man ab dem Ruhestandsbeginn pro Jahr erwarten und wie hoch werden in etwa die Ausgaben sein.

Fokus auf die Auszahlungsphase legen

„Der Fokus einer üblichen Finanzberatung liegt meist auf der Ansparphase, doch die Auszahlungsphase ist mindestens ebenso wichtig – gerade vor dem Hintergrund der immer längeren Lebenserwartung und der damit verbundenen längeren Rentenbezugsdauer“, sagt Tilmes.

Entscheidend sei es, das angesparte Kapital zu optimieren und in leistungsfähige sowie sichere Zahlungsströme zu verwandeln. Ein weiterer, oft vernachlässigter Aspekt betrifft die Simulation von Risikoszenarien, wie einem starken Anstieg der Inflationsrate oder einer eventuell auftretenden Pflegebedürftigkeit, um möglicherweise auftretende Finanzlücken im Alter auszuschließen.

„Viele Menschen wissen jedoch nicht, welche Ausgaben sie als Rentner tatsächlich haben werden – und sorgen deshalb schlecht vor“, erläutert der FPSB-Vorstand

Wichtige Unterstützung bei der individuellen Ruhestandsplanung leisten die vom FPSB Deutschland zertifizierten CFP®-Professionals. Sinnvoll ist es, sich früh an sie zu wenden, um noch im aktiven Berufsleben notwendige Optimierungen vornehmen zu können.

Mit Hilfe einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation, der Risikoeinstellung und einer konservativen Liquiditätsrechnung erarbeiten die Experten Lösungsansätze, mit denen sich ein Anleger besser auf seinen Ruhestand vorbereiten kann – wann auch immer er eintritt.

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