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Das Selbstbestimmungsbarometer von Swiss Life bestätigt einen Abwärtstrend: Seit 2020 fühlen sich immer weniger Menschen in Deutschland selbstbestimmt. In der diesjährigen Studie sinkt der Selbstbestimmungswert auf 53 Prozent. Auch die finanzielle Zuversicht und das Vertrauen in die eigene Altersvorsorge nehmen aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten ab.
„Die zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen, die uns derzeit in Deutschland begegnen, wirken sich auf die Zuversicht der Menschen aus und verändern den Blick auf Finanzthemen“, betont Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland. „Unser Selbstbestimmungsbarometer 2023 bestätigt, dass sich im Vergleich zum Vorjahr weniger Menschen selbstbestimmt fühlen. Zudem steigt die Angst, nicht genügend für das Rentenalter vorzusorgen.“
Der Versicherungs- und Finanzberatungskonzern Swiss Life untersucht seit 2019 mit dem Meinungsforschungsinstitut Bilendi das Gefühl von Selbstbestimmung und Zuversicht der Bevölkerung in Bezug auf Finanzen.
Nur jeder zweite Deutsche fühlt sich grundsätzlich selbstbestimmt
Für 80 Prozent der Befragten ist es wichtig, in ihrem Leben selbstbestimmt und unabhängig zu sein. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (2022: 78 Prozent). Für 47 Prozent ist die Relevanz der Selbstbestimmung in den Monaten vor der Befragung sogar noch einmal wichtiger geworden. Zu den wichtigsten Grundbedürfnissen für ein selbstbestimmtes Leben zählen Entscheidungsfreiheit (52 Prozent) und finanzielle Unabhängigkeit (36 Prozent).
Obwohl das Bedürfnis danach groß ist, fühlen sich seit 2020 stetig weniger Menschen in Deutschland selbstbestimmt: In diesem Jahr lag der Selbstbestimmungswert bei 53 Prozent, 2022 bei 56 Prozent, 2021 bei 59 Prozent und 2020 bei 63 Prozent. Die Frage, ob die Selbstbestimmung konkret in den letzten zwölf Monaten gesunken sei, bejahten 18 Prozent.
Der Selbstbestimmungswert beim Thema Finanzen ist stabil geblieben: Wie im Vorjahr fühlen sich auch 2023 47 Prozent der Studienteilnehmenden mit ihren Finanzen selbstbestimmt. Hinsichtlich der finanziellen Altersvorsorge ist jedoch ein Rückgang von drei Prozentpunkten zu verzeichnen (2023: 39 Prozent; 2022: 42 Prozent).
Abnehmende finanzielle Zuversicht
Auch die finanzielle Zuversicht der Menschen hat 2023 leicht abgenommen: 60 Prozent der Befragten schätzen ihre persönliche finanzielle Situation in zehn Jahren positiv ein. Das sind vier Prozentpunkte weniger als noch im Jahr 2022. Bei Personen im Ruhestand ist der Rückgang mit einer Differenz von 5 Prozentpunkten größer. Hier geben nur noch 46 Prozent der Studienteilnehmenden an, ihre Finanzen in zehn Jahren positiv zu bewerten (2022: 51 Prozent).
„Ein Drittel der Menschen in Deutschland glaubt aufgrund der Unsicherheiten, dass es sich nicht lohnt, Geld langfristig anzulegen“, beschreibt Jörg Arnold die Ergebnisse. „Die finanziellen Mittel für den Ruhestand haben ebenfalls nur ein Drittel der befragten Personen gut geplant. Insbesondere Frauen fallen hier deutlich zurück.“ (24 Prozent vs. Männer 35 Prozent).
Unterschiede ergeben sich auch bei den Altersstrukturen: Nur 23 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind zuversichtlich, dass sie ihre Finanzen für den Ruhestand gut aufgestellt haben. Bei den 30- bis 64-Jährigen sind es 28 Prozent. Lediglich die über 65-Jährigen sind mit 37 Prozent etwas positiver gestimmt.
Wenig Vertrauen in die Altersvorsorge und das eigene Finanzwissen
Nach wie vor ist das Vertrauen in die Altersvorsorge auf einem niedrigen Niveau: Nur 32 Prozent der Befragten glauben, dass ihnen ihre staatliche und private Vorsorge im Alter ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen wird (2022: 32 Prozent). Männer fühlen sich dabei mit 35 Prozent etwas besser aufgestellt als Frauen mit 29 Prozent.
Bei den Altersgruppen zeigen sich jedoch Abweichungen: Während im Vorjahr noch 32 Prozent der 18- bis 29-Jährigen von ihrer staatlichen Rente und privaten Vorsorgelösungen überzeugt waren, sind es in diesem Jahr nur noch 27 Prozent. Jede vierte Person (25 Prozent) gibt außerdem an, sich zu spät um die eigene Altersvorsorge gekümmert zu haben, und wünscht sich, besser über Finanz- und Vorsorgethemen Bescheid zu wissen.
Am größten ist der Nachholbedarf in Sachen Finanzwissen bei den jüngeren Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren (41 Prozent) und 30 bis 39 Jahren (35 Prozent). Die Bereitschaft, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, ist durchaus gegeben: Mehr als jede dritte befragte Person (37 Prozent) wäre bereit, mehr für eine gute Altersvorsorge zu sparen. Dabei ist die Motivation bei den Jüngeren noch deutlich höher als bei den Älteren (18–29 Jahre: 46 Prozent; 30–39 Jahre: 44 Prozent; 40–49 Jahre: 39 Prozent; 50–64 Jahre: 32 Prozent; 65+ Jahre: 27 Prozent).
Optimismus und Zufriedenheit auf stabilem Niveau
Trotz der vielen globalen Krisen blickt weiterhin fast jede dritte Person in Deutschland (29 Prozent) uneingeschränkt positiv in die Zukunft. Damit zeigt sich der Optimismus im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Bei der allgemeinen Zufriedenheit zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: 40 Prozent der befragten Personen geben an, mit ihrem Leben insgesamt sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden zu sein. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 41 Prozent.
„Unsere Aufgabe in der Finanz- und Vorsorgebranche ist es, die Zuversicht in Finanzfragen und das Vertrauen in die Altersvorsorge wieder zu stärken“, hält Jörg Arnold fest. „Mit der richtigen Finanzexpertise und flexiblen Vorsorgelösungen ist es durchaus möglich, in Zeiten von Inflation und steigenden Zinsen zu sparen, ohne im Hier und Jetzt große finanzielle Abstriche machen zu müssen."
Für diese Gestaltungsoptionen sei die Finanzbildung ein wichtiger Hebel, so der Vorstand weiter, denn nur mit fundiertem Wissen können ökonomische Ziele formuliert und individuelle Finanzpläne erstellt werden. Finanzberatung könne dabei helfen, Wissenslücken zu schließen und den Überblick über aktuelle Marktentwicklungen zu behalten, um so die Weichen für ein finanziell selbstbestimmtes Leben im Alter zu stellen.