Risikoprämie bei Aktien: Was steckt hinter der Kennzahl?

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Eine der wichtigsten Kennzahlen auf dem Finanzmarkt ist die sogenannte Risikoprämie für Anleger. Grundsätzlich gilt dabei der Kontext: Je höher das potenzielle Risiko, desto höher kann auch die Rendite ausfallen.

Das Grundprinzip kennt manch einer vielleicht aus der Spielhalle. Sehr volatile Spielautomaten bieten die Chance auf höhere Gewinne, während es auch Slots gibt, die häufiger, dafür aber geringere Gewinnsummen ausschütten. Betrachtet man die 11 beliebtesten Automatenspiele, sind sowohl Slots mit hoher als auch niedriger Volatilität vertreten.

Das lässt sich wunderbar auf den Aktienmarkt übertragen, denn auch hier bedeuten größere Risiken potenziell höhere Gewinne. Zudem sollte man die richtige Strategie zur Diversifikation wählen.

Riskante oder sichere Kapitalanlage – die Unterschiede

Prinzipiell ist jede Geldanlage auch ein Risiko, denn das angelegte Geld kann verloren gehen. Mit der Risikoprämie wird der Anleger entschädigt, weil er bereit ist, ein höheres Risiko einzugehen. Die Sicherheit einer Anlage wird in verschiedene Bereiche unterteilt. Als sogenannte Blue-Chip-Aktien (oder auch Standardwerte bzw. Large Caps) werden Wertpapiere bezeichnet, die von soliden Betrieben ausgegeben werden.

Sie verfügen über eine große Marktkapitalisierung und stehen für hochwertige und beliebte Dienstleistungen und Produkte. Blue Chips Unternehmen sind in der Regel dafür bekannt, dass sie auch Abschwünge kompensieren können und selbst bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihre Rentabilität aufrechterhalten.

Die meisten Blue Chips gehören zu den bekannten Marktindizes wie dem Nasdaq 100, dem Dax 40 oder dem FTSE Index (GB). Da die Blue Chip Aktie als wenig schwankungsanfällig gewertet wird, ist sie sehr liquide und wird häufig gehandelt.

Für Anleger gibt es ein hohes Maß an Sicherheit, dass ein Aktienverkauf aufgrund der Nachfrage immer und kurzfristig gelingt. Die mögliche Risikoprämie fällt bei Blue Chips sehr gering aus, da kaum mit Ausfällen zu rechnen ist. Es gibt sogar Wertpapiere (zum Beispiel von renommierten Banken), die keine Zinsen für den Anleger mitbringen.

Ein gutes Beispiel sind Staatsanleihen, die über einen langen Zeitraum am Laufen gehalten werden. In den Industrienationen des Westens ist das Ausfallrisiko hier äußerst gering, sodass es kaum eine hohe Risikoprämie braucht.

Gänzlich ohne Gefahren sind aber auch solche Anlagen nicht, da unklar ist, ob es in der Zukunft zu Inflationen kommen kann. Wer einmal an die Hyperinflation zwischen 1922 und 1923 zurückdenkt erinnert sich, dass seinerzeit die Werte sämtlicher festverzinster Anlagen verloren gingen und die Investoren erhebliche Verluste einfahren mussten. 

Mid- und Small-Cap Aktien als riskantere Kapitalanlage für wagemutige Anleger

Verglichen mit Large Caps sind Mid- und Small-Caps deutlich riskanter, die Anlage gilt als Volatil. Hauptgrund hierfür ist, dass die Finanzlage der ausgebenden Unternehmen nicht so stabil ist wie bei etablierten Large Caps, die im Dax 40 (Deutschland) aufgeführt sind. Small Caps gehören in den meisten Fällen zum SDAX, Mid Caps werden im MDAX gelistet und haben eine mittlere Volatilität, bei größerer Risikoprämie.

Zwar gibt hier ein Investment als riskanter, potenzielle Renditen können aber höher ausfallen. Der Börsenwert der aktienausgebenden Unternehmen wird als geringer eingestuft, oft handelt es sich um neue Betriebe, die noch nicht auf eine jahrzehntelange Börsentätigkeit zurückblicken können. Durch die Risikoprämie werden Anleger angespornt, auch diesen neuen Unternehmen eine Chance durch Investitionen zu geben. Das kann funktionieren und im Falle eines Gewinnes, profitieren beide Seiten.

Dosiertes Risiko durch ein diversifiziertes Portfolio

In Deutschland besitzen mehr als 18,3 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren 2022 Wertpapiere und Aktien. Die Zahl ist verglichen mit den 2010-er Jahren deutlich angestiegen. Der Wunsch bei einer Kapitalanlage besteht darin, das frei verfügbare Geld durch gute Anlagen zu vermehren und eine lohnende Rendite zu erzielen. Dabei stehen Anleger primär vor einer entscheidenden Frage: Entscheiden sie sich für Sicherheit oder für Risiko mit höheren Gewinnchancen?

Die Entscheidung ist abhängig von der Persönlichkeit des Anlegers. Eine kurzfristige, sehr risikoreiche Geldanlage kann eine hohe Rendite in die Kasse spülen, aber auch zu einem grandiosen Verlust werden. Eine sichere Anlage hingegen bringt gemäßigtere Renditen mit sich, hat aber auch ein deutlich geringes Verlustrisiko.

Experten empfehlen eine gestreute Kapitalanlage, um das Risiko weitmöglich zu minimieren. Entscheidend ist es, einen Totalverlust zu vermeiden, aber trotzdem Risikoprämien mitzunehmen. In der Praxis bedeutet diese Anlagestrategie, dass auf verschiedene Anleihen und Aktien mit Fonds gesetzt wird. Von großer Bedeutung sind heute auch ETFs, die eine Diversifikation des Portfolios ermöglichen und trotzdem gute Gewinnchancen bieten.

Risikoadjustiertes Portfolio durch ETFs konstruieren – die Vorteile aus wirtschaftlicher Sicht

In der modernen Wirtschaft geht es um Gewinne. In Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Situationen ist die Angst unter den Anlegern weit verbreitet.

Es besteht der Wunsch, Risikoprämien mitzunehmen und trotzdem nicht das komplette Kapital aufgrund einer zu hohen Volatilität zu verlieren. ETFs haben sich in den Strukturen gut diversifizierter Portfolios längst einen Namen gemacht. Sie beinhalten verschiedene Aktienklassen wie zum Beispiel Small- und Blue Caps sowie Pennystocks und punkten durch das gestreute Risiko. Fällt eine Aktie und wird zur Gefahr, puffern andere Papiere diesen Absturz ab. Vor allem bei starken Marktschwankungen hat sich die defensive ETF-Anlage auf Gold und Anleihen zusätzlich bewährt, da diese Werte als stabil gelten.

Generell reduziert sich durch die Anlage in ETFs das spezifische Risiko eines einzelnen Wertpapiers, nicht aber das systemische Risiko bei allgemeinen Marktschwankungen. Aus diesem Grund kommt es also auch bei weniger riskanten Anlagen zur Zahlung der Risikoprämie. Vor allem, wenn dabei in ETFs investiert wird, die volatile Segmente abbilden, kann der Anleger von größeren Risikoprämien profitieren. Aber auch hier gilt wieder, dass eine höhere Risikoprämie immer mit der höheren Verlustgefahr einhergeht.

Tipp: Einige erfahrene Anleger setzen auf Rebalancing, um Risiken im überschaubaren Rahmen zu halten. Einzelne ETFs werden im vorhandenen Portfolio ständig neu gewichtet, die Asset-Allokation bleibt aber aufrecht erhalten. So kann sichergestellt sein, dass der Anteil an ETFs in volatilen Segmente bestehen bleibt und die Gewinne durch die Risikoprämie nicht sinken. 

Fazit zur Risikoprämie von Aktien

Geschätzt wird die Risikoprämie fast immer auf Basis von historischen Renditen einer Anlage, sofern es möglich ist. Dabei gilt die Formel: Erwartete Rendite (riskante Anlage) abzüglich Rendite der risikofreien Anlage = Risikoprämie. Dabei gilt eine Anlage als risikofrei, wenn die Verlustwahrscheinlichkeit gering und zu vernachlässigen ist (zum Beispiel Staatsanleihen).

Als Benchmark ist dieser Wert aber trotzdem hilfreich, denn er lässt sich mit Risiken volatiler Anlagen gut vergleichen. Letztlich ist die Risikoprämie aber nur eine Schätzung, die bei vielen Anlegern mit in die Entscheidung für oder gegen ein Wertpapier, einen Fonds oder ETFs fließt.