Die Erklärung der Fed am 3. Mai 2023 entsprach den Markterwartungen. Es handelte sich im Wesentlichen um eine weniger aggressive Zinserhöhung um 25 Basispunkte. Die deutet darauf hin, dass die Straffung der Zinsen durch die Fed ein Ende finden könnte.
Ein Marktkommentar von Florian Ielpo, Head of Macro und Multi-Asset bei Lombard Odier Investment Managers
Vorab drei wichtige Hinweise aus der Erklärung der Fed, die zeigen, wie der Kurs der Fed sich verändert:
Erstens: "Bescheidenes Wachstum der Konsumausgaben" wird zu "Wirtschaftstätigkeit nahm in bescheidenem Tempo zu": Dies ist keine wesentliche Änderung, zeigt aber, dass die Fed weiterhin von einer robusten Wirtschaftstätigkeit im ersten Quartal ausgeht.
Zweitens: Die Verschärfung der Kreditkonditionen wurde von einer Vermutung zu einer Tatsache: "Die Verschärfung der Kreditkonditionen für Haushalte und Unternehmen wird wahrscheinlich die Wirtschaftstätigkeit, die Einstellungen und die Inflation belasten." Die Ungewissheit über das Ausmaß der Verschärfung bleibt bestehen, aber die Fed sieht eine Verschärfung der Kreditbedingungen.
Drittens: Ein Satz wird fast vollständig gestrichen: "Der Ausschuss geht davon aus, dass eine gewisse zusätzliche Straffung der Geldpolitik angemessen sein könnte, um einen ausreichend restriktiven geldpolitischen Kurs zu erreichen, der die Inflation im Laufe der Zeit wieder auf 2 Prozent ansteigen lässt." Damit ist der Straffungszyklus - zumindest aus heutiger Sicht - beendet.
Das Ende der Zinserhöhungen
All das zusammengenommen zeigt vor allem eines: Wir sind mit den Zinserhöhungen am Ende und es gibt keinen unmittelbaren Grund für einen Kurswechsel. Die Zinsen könnten länger als erwartet so hoch bleiben wie heute: Willkommen in einer Ära der "geldpolitischen Mäßigung".
Aus Sicht der Märkte entspricht diese Erklärung in etwa dem, worauf die Anleger vorbereitet waren. Dies ist wahrscheinlich nicht das Ende der Welt der Volatilität bei festverzinslichen Wertpapieren, aber ihr Hauptfeind (überraschende massive Zinserhöhungen) ist verschwunden, und dies ist der erste Schritt zu einer deutlich besseren Perspektive. Sollte der Inflationsbericht seinen Abwärtstrend fortsetzen, könnte der gesamte Zinskomplex eine Verschnaufpause genießen.
Aus Sicht der Aktienmärkte ist eine Beruhigung der Zinssätze wahrscheinlich eine gute Sache, zumal die Gewinnsaison immer noch eine robuste Wirtschaft erkennen ließ (was die Fed für sich selbst sieht).
Die Mäßigung der Zentralbank dürfte einige weitere positive Faktoren für die Renditen von Vermögenswerten bringen: eine niedrigere Inflation (positiv), eine Verlangsamung des Wachstums (positiv, solange es sich noch um eine "weiche Landung" handelt) und eine positive Stimmung.
Die Fed bewegt sich auf einem schmalen Grat, aber sie scheint zu wissen, was sie tut. Das sollte für die Märkte und Anleger beruhigend sein.
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