In der Eurozone, den USA und Großbritannien stehen in dieser Woche Zinsentscheide auf der Agenda. Während wir von der EZB und der Bank of England (BoE) jeweils eine weitere Anhebung der Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte auf 3,00 bzw. 4,00 Prozent erwarten, rechnen Analysten vonseiten der US-Notenbank Fed mit 25 Basispunkten Zinsanstieg auf eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent.
Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL
Wichtiger als die Zinsentscheide werden aber die begleitenden Einschätzungen zu den weiteren Perspektiven von Wachstum und Inflation sein, wobei davon auszugehen ist, dass man trotz mehr oder weniger stark nachlassendem Inflationsdruck auf weiterhin bestehende Gefahren einer dauerhaft erhöhten Teuerung hinweisen und entsprechend einen anhaltend restriktiven geldpolitischen Kurs nahelegen wird.
Damit stehen auch einige inflationsrelevante Daten im Fokus. In Deutschland besonders die Schnellschätzung des Anstiegs der Verbraucherpreise im Januar, der im Vergleich zum Vormonat steigend erwartet wird. Hintergrund ist der Wegfall des preisniveaudämpfenden Effekts der staatlich finanzierten Erstattung einer Abschlagszahlung durch die Gasversorger. In den USA werden Anleger(innen) vor allem die aktuellen Arbeitsmarktdaten im Blick haben.
Während viele Frühindikatoren den Beginn einer Rezession anzeigten, ist die Arbeitslosenquote im Dezember leicht gesunken, mit einem weiterhin deutlichen Überhang nicht besetzter Stellen. Eine wirtschaftliche Abschwächung ohne einen parallelen Anstieg der Arbeitslosigkeit wäre jedoch ein sehr unübliches Szenario, so dass eine sinkende Anzahl neu geschaffener Stellen und ein Anstieg der Arbeitslosenquote nicht überraschen dürfte.
Die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt wird für die Fed bei der Ausrichtung ihres künftigen geldpolitischen Kurses ein entscheidender Faktor sein. Denn nur wenn eine Abschwächung erkennbar wird, wäre einer der potenziellen Hauptinflationstreiber, eine Lohn-Preisspirale weniger wahrscheinlich.
Nach dem sehr positiven Jahresstart an den internationalen Aktienmärkten dürften jedoch nur Anzeichen einer baldigen Leitzinserhöhungspause weitere größere Impulse nach oben erwarten lassen. Wenn überhaupt wären diese vonseiten der Fed zu erwarten, vermutlich aber frühestens im Rahmen des kommenden Zinsentscheids im März.
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