Talente gewinnen mit Social Recruiting

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Der Fachkräftemangel ist mittlerweile in fast jeder Branche vertreten. Überall wo man hinschaut, fehlen gute Mitarbeiter. Auch in der Versicherungs- & Finanzbranche sieht es nicht anders aus. Arbeitnehmer freuen sich über die Situation, da man sich in einigen Fällen regelrecht aussuchen kann, für welches Unternehmen man arbeiten möchte. Arbeitgeber hingegen schauen in eine ungewisse Zukunft.

Ein Beitrag von Janik Deimann, Geschäftsführer der Social Recruiting Agentur Leantree

Janik Deimann, Geschäftsführer, Leantree © Leantree GmbH

Klassische Maßnahmen aus dem Recruiting wie Stellenanzeigen oder Empfehlungen sind nicht mehr so effektiv wie früher. Auch Stellenportale wie StepStone werden immer teurer und liefern immer unqualifiziertere Ergebnisse. Eine Recruiting-Maßnahme jedoch, wird immer beliebter: Social Recruiting. Damit ist das Recruiting über soziale Medien wie Facebook, TikTok und ähnliche gemeint.

Social Media ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und daher nicht mehr wegzudenken. Die Zahl der Nutzer steigt von Jahr zu Jahr. Warum also nicht dort nach Mitarbeitern suchen, wo sich die Zielgruppe aufhält?

Was wird unter Social Recruiting verstanden, wo liegen die Vor- und Nachteile im Gegensatz zu anderen Recruiting-Maßnahmen und wie können qualifizierte Finanzmitarbeiter auf diese Weise gewonnen werden?

Recruiting im Finanzwesen – Status Quo

Für Banken, Versicherungen und anderen Institutionen aus dem Finanzwesen wird es immer schwieriger Personal zu finden. Für den Rückgang der Bewerbungen auf offene Stellen im Finanz- und Versicherungswesen gibt es viele Gründe.

Zum einen macht die Digitalisierung der Branche zu schaffen: Immer mehr Menschen schließen ihre Versicherungen online ab. Darüber hinaus machen Bedrohungen aus dem Netz – wie beispielsweise Cyberangriffe – machen die Versicherungsmöglichkeiten immer komplexer; dementsprechend steigt auch der Bedarf an Expertise im digitalen Bereich.

Zudem kann man einen Rückgang an Kandidaten und einen Rückgang am allgemeinen Interesse an der Versicherungs- und Finanzbranche spüren. Das liegt vor allem am Image der Branche, was zum geringen Interesse an einem Job in der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche führt.

Hinzu kommt, dass immer mehr Banken ihre Standorte schließen, so dass der direkte Kundenkontakt in den Berufen zunehmend wegfällt. Dies könnte den Ruf als eintöniger Arbeitsplatz zusätzlich verstärken. Dennoch gibt es immer noch genug Kandidaten, doch wo findet man diese?

Wie hilft Social Recruiting?

Mit klassischen Recruiting-Maßnahmen kommt man nicht mehr weit. Wir befinden uns in einem Arbeitnehmermarkt. Gute Kandidaten sind heiß begehrt und Inserate in Zeitungen oder Stellenportalen funktionieren in solch einem Markt nicht wirklich. Daher muss man auf unkonventionellere Wege zurückgreifen. Ein Weg ist der des Social Media Recruitings.

Mit Social Recruiting meint man die Mitarbeitersuche über soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok, YouTube oder LinkedIn. Die Unternehmen setzten dabei auf die Reichweite der sozialen Netzwerke und machen sich diese zunutze, um potenzielle Bewerber gezielt anzusprechen.

In der Regel gibt es 2 Arten, wie man über Social Media neue Mitarbeiter gewinnt: Beim Social Recruiting kann man entweder direkt mit dem Bewerber in Kontakt treten, in dem man diesen auf den sozialen Kanälen anschreibt beziehungsweise kontaktiert. Diese Form wird eher auf Berufsplattformen wie Xing oder LinkedIn genutzt.

Eine andere Form des Social Recruitings stellt die Schaltung von Werbeanzeigen dar. Auf Facebook, Instagram und Co. kann man Werbeanzeigen schalten und diese auf Personen ausrichten, die gut zur Zielgruppe passen. Egal ob Alter, Interessen oder berufliche Erfahrung. Die sozialen Netzwerke wissen alles über ihre User und dies kann man sich als Werbetreibender zu Gebrauch machen.

Mithilfe der Werbeanzeigen können Unternehmen also auf offene Stellen aufmerksam machen und Interessenten können sich mit wenigen Klicks direkt bewerben.

Mittlerweile ist Social Recruiting von den meisten Bewerbern und von vielen Unternehmen akzeptiert. Jüngere Generationen erwarten sogar teilweise, dass sich Unternehmen auch auf Social Media nach Mitarbeitern umsehen und sich dort gut und professionell präsentieren.

Social Recruiting unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Recruiting-Maßnahmen. Ich will Ihnen nun die Vor- und Nachteile dieser Personalakquisemethode vorstellen.

Vorteile von Social Recruiting

Social Media Recruiting heißt nicht umsonst so. Der soziale Faktor spielt eine deutlich größere Rolle als bei herkömmlichen Recruiting Maßnahmen. Man steht in direkter Interaktion mit dem potenziellen Kandidaten, was sich positiv auf die persönliche Bindung auswirkt. Als Arbeitnehmer bekommt man zudem schneller ein Gefühl, wie es sein könnte bei dem jeweiligen Unternehmen zu arbeiten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich selbst proaktiv auf die Suche nach potenziellen Kandidaten begeben kann und diese direkt kontaktieren können. Dank Berufsplattformen wie LinkedIn oder Xing kann man seinen Wunschkandidaten durch Filteroptionen schnell finden und kontaktieren.

Der größte Vorteil vom Social Recruiting ist jedoch der deutlich größere Bewerberpool. Dank der Einblendung von Werbemaßnahmen erreicht man nicht nur die Leute, die aktiv nach Jobs suchen, sondern auch die passiven Kandidaten, die bereits fest in einer Anstellung sind. Diese Kandidaten sind jedoch häufig offen für neue Herausforderungen und Jobangebote und sind oft auch besser qualifiziert als die aktiv suchenden Kandidaten.  

Vor allem kann man auf den sozialen Netzwerken die Zielgruppe präzise festlegen. Egal ob Alter, Wohnort oder Interessen, man kann seine Zielgruppe messerscharfgenau festlegen. Man spricht also nur die Kandidaten an, die zur Wunschzielgruppe passen. Kein Streuverlust wie beispielsweise bei Zeitungen.

Zudem gibt es beim Social Recruiting eine geringere Hürde zur Bewerbung. Oftmals reichen einige, wenige Klicks und man hat eine Bewerbung abgeschickt, sofern das Unternehmen alles richtig umsetzt, aber dazu später mehr!

Nachteile

Auch wenn Social Recruiting viele Vorteile hat, sollte man auch die Nachteile nicht vergessen: Technik ist nie fehlerfrei und deswegen kann es durchaus vorkommen, dass mal eine Bewerbung nicht ankommt und man deswegen einen qualifizierten Kandidaten verpasst.

Auch kann es vorkommen, dass man zu viele Bewerbungen von unqualifizierten Mitarbeitern bekommt. Dies ist den geringen Hürden zur Bewerbung geschuldet. Es ist also erforderlich, dass man bei seinen Werbeanzeigen im Vorfeld schon deutlich vorqualifiziert. Ansonsten verschwendet man einiges an Zeit und Mühe.

Wie baut man eine Social Recruiting Strategie auf?

Nun wissen Sie, wie wirkungsvoll Social Recruiting sein kann und sind über die Vor- und Nachteile aufgeklärt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man selbst eine solide und wirkungsvolle Social Recruiting Strategie für sein Unternehmen aufbauen kann.

Eine besondere Herausforderung im Social Media Recruiting ist die Tatsache, dass die Bewerber meist von einem Jobwechsel überzeugt werden müssen. Hier gilt es Konzepte zu entwickeln, welche die eigene Arbeitgeberattraktivität stärkt und eine klare Abgrenzung zum bisherigen Unternehmen schafft.

Um eine geeignete Strategie für Social Media Recruiting zu entwickeln, müssen zunächst folgende Fragen geklärt werden:

  • Welche Plattform eignet sich am besten für das jeweilige Ziel, das wir verfolgen?
  • Auf welchem Weg finden wir am ehesten Kandidaten, die zu unserem Unternehmen passen?
  • Wer ist mein Wunschkandidat?
  • Wie hebt sich mein Unternehmen von der Konkurrenz ab? Wie sehen die USPs aus?
  • Wollen wir für Gespräche und Diskussionen offen sein und Active Sourcing über Soziale Medien betreiben oder wollen wir über Werbeanzeigen auf unsere Jobangebote aufmerksam machen?

Es gibt also einiges im Vorfeld zu bedenken:

Zielgruppe: Wenn Sie nicht wissen, wen Sie ansprechen wollen, werden Sie nur wenig Erfolg auf Social Media haben. Wichtig ist es im ersten Schritt die eigene Zielgruppe festzulegen. Wer ist die Zielgruppe im Detail? Welche Bedürfnisse hat diese und wo hält sich diese auf?

Eine professionelle Außendarstellung: Sie müssen ein professionelles Bild nach außen abgeben, denn wie Sie wissen, zählt der erste Eindruck sehr. Füllen Sie alle Informationen auf den Social Media Plattformen aus, laden Sie professionelle Bilder hoch und optimieren Sie Ihre Profile so, dass Sie bei den für Sie wichtigen Suchbegriffen gefunden werden. Vergessen Sie dabei nicht, Ihr Corporate Design auch auf Social Media zu nutzen.

Seien Sie aktiv: Es wirkt sich nicht positiv aus, wenn Sie nur einen Beitrag auf Ihren sozialen Kanälen haben.  Sie müssen permanent neue Inhalte veröffentlichen, um Sichtbarkeit zu gewinnen. Seien sie kreativ aber auch professionell.

Beispielsweise bietet es sich, jede Woche einen Ihrer Mitarbeiter mit Steckbrief und Foto vorzustellen. So können sich potenzielle Kandidaten ein Bild von den zukünftigen Kollegen machen. Auch Videos mit Mitarbeiter-Interviews zu ihren Erfahrungen im Unternehmen und Ihren Job bewähren sich. So wirkt man als Unternehmen nahbar und sympathisch.

Schalten Sie Werbeanzeigen: Das Internet Sourcing ist eine der stärksten Waffen beim Social Recruiting, also nutzen Sie diesen Vorteil auch. Schalten Sie effektive Jobanzeigen auf Social Media. Erstellen Sie einen auffälligen, aber dennoch seriösen Beitrag als Bild oder Video-Anzeige, in dem Sie auf die offene Stelle aufmerksam machen.

Im Text kann man noch näher auf die Stelle eingehen und die eigenen USPs als Arbeitgeber kommunizieren. Wenn Sie möglichst viele Bewerbungen erzielen möchten, bietet es sich an die Kampagne als sogenannte „Lead-Ad“ zu schalten. Das sind Anzeigen, bei denen man sich noch direkt über ein Formular auf Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. bewerben kann, ohne die Plattform zu verlassen. Hier muss man aber auch mit mehr unqualifizierten Bewerbungen rechnen.

Daten auswerten: Damit Ihre Werbeanzeigen so effektiv wie möglich sein können, müssen Sie Ihre Daten richtig sammeln und auswerten. Viele Plattformen wie beispielsweise Facebook erlauben es, viele relevanten Daten der Kampagnen zu erheben. Mit diesen Daten können Sie arbeiten und die Kampagnen dementsprechend feinjustieren und optimieren.

Fazit

Nun wissen Sie, worauf es bei der richtigen Social Recruiting Strategie ankommt. Nehmen Sie sich meine Tipps zu Herzen und Sie werden schnell Erfolge auf Social Media erzielen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und viele neue Bewerbungen und Mitarbeiter!

Bild (2): © Leantree GmbH