Immer mehr Finanzdienstleister setzen auf Mehrwert-Dienstleistungen: 56 Prozent bieten sie bereits an, weitere 30 Prozent planen den Markteintritt. Die Institute wollen damit auch ein Gegengewicht zum Beispiel zu Neobanken setzen, für die Treueprogramme oder Mehrwert-Services selbstverständlich sind. Noch richtet sich das Angebot der klassischen Banken aber vornehmlich an Privatpersonen. Das Potenzial von Geschäftskunden schöpfen sie nicht aus.
Dies zeigt die Studie „Mehrwert-Services 2022“, für die das Fintech Etvas gemeinsam mit dem IT Finanzmagazin und Pfefferminzia mehr als 100 Führungskräfte von Banken und Versicherungen befragt hat.
Die Entscheidungsträger in der Finanzindustrie seien sich einig: Mehrwert-Services werden immer wichtiger. Denn die Kunden wünschen sich ergänzende Cashback-Angebote sowie Mehrwert-Dienstleistungen. Dies gelte insbesondere für Angebote aus Bereichen wie Sicherheit, Wohnen oder Gesundheit, so Sören Timm, Co-Geschäftsführer der Etvas GmbH.
Die Institute stünden jetzt vor der Herausforderung, diese neuen Dienstleistungen innerhalb des eigenen Ökosystems möglichst barrierefrei einzubetten. Die Banken sollten sich dabei an der Portalstrategie großer Web-Konzerne orientieren und ein breites Angebot auf ihrer Plattform zusammenfügen, so Timm. Er weiß:
So können sich maßgeschneiderte Beyond-Banking-Produkte harmonisch in die größere Unternehmensstrategie der Bank einfügen. Der Kunde erhält dann alles aus einer Hand.
Von den befragten Experten messen 66 Prozent Mehrwert-Services eine große beziehungsweise sehr große Bedeutung für ihre Branche zu. 56 Prozent der Finanzdienstleister bieten aktuell bereits Mehrwert-Dienstleistungen an. Bei 10 Prozent befindet sich ein Projekt in der Umsetzung, 21 Prozent sind noch in der Planungsphase. In 13 Prozent der befragten Finanzinstitute gibt es bislang weder Pläne noch Aktivitäten bezüglich von Mehrwert-Services.
Banken verschenken Potenzial
Auffällig ist: Nur 8 Prozent adressieren konsequent auch Geschäftskunden. Gezielte Angebote für kleine und mittelgroße Unternehmen gibt es bisher nur sehr selten, obwohl vor allem der Mittelstand von Mehrwert-Services profitieren könnte. Der Experte für Mehrwert-Dienstleistungen erklärt:
Insbesondere bei der Digitalisierung oder der Auslagerung von Prozessen ist ein erweitertes Dienstleistungsangebot der Hausbank enorm hilfreich. Hier verschenken Finanzdienstleister viel Potenzial.
Künftig werden moderne Beyond-Banking-Angebote einen festen Platz im Produktangebot einnehmen, sind die Befragten überzeugt. Denn Banken und Versicherungen können über die Produktdiversifizierung Wettbewerbsvorteile erzielen und die Abwanderung von Kunden verhindern. Etvas-Mitgründer Timm rät Unternehmen daher, sich frühzeitig zu positionieren:
Mehrwert-Services bündeln die unterschiedlichsten Dienstleistungen innerhalb einer Benutzeroberfläche und ersparen dem Kunden mühselige Umwege.
Wichtig sei jedoch die technisch überzeugende Integration auf der eigenen Plattform, damit die Dienstleistungen ohne größere Hürden anpassbar und zugeschnitten sind, so Timm.
Die Studie steht hier zum Download bereit.
Themen:
LESEN SIE AUCH
KMU droht Nachhaltigkeitspflicht: Wer nicht in KI investiert, fällt zurück
Wie nachhaltig ist Ihr Unternehmen? Auf diese Frage erwartet die EU eine konkrete Antwort. Im Jahr 2023 wurden deshalb entsprechende Richtlinien verabschiedet. Die Corporate-Sustainability-Reporting-Direktive (CSRD) nimmt die Unternehmen in den Mitgliedsstaaten stärker in die Berichtspflicht über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen.
Epochenwandel in der Kreditrisikobewertung?
Die Qualität der Daten avanciert im Kreditrisikomarkt der Zukunft zum Königsmacher. Es werden also in einem zunehmend regulierten Marktumfeld vor allem die Anbieter erfolgreich sein, die ihre Daten intelligent nutzen und die Balance zwischen Datenschutz und Kundenerlebnis meistern.
Im Aufwind: InsurTechs werden zunehmend profitabel
Haben Investoren zuletzt vorsichtiger in Fintechs investierten, gab es von Seiten der Versicherungs-Startups positive Nachrichten. Mitunter sicherte sich die Kompass Group eine Seed-Finanzierung über 5 Mio. Euro und Finanzchef24 erreichte im November den Break-Even.
So gelingt die Unternehmens-Nachfolge noch zügiger
Im ersten Halbjahr 2024 plant die Kompass Group, Transaktionen über die eigene Nachfolge-Plattform durch die Einbindung des „Next Generation Insurance Fund“ noch schneller umzusetzen. So sollen Käufer binnen weniger Tage eine Finanzierungszusage erhalten und Transaktionen erfolgreich umgesetzt werden.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Goldpreis erreicht neuen Rekordwert
Der Goldpreis hat mit 3.600 US-Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch erreicht. Welche Faktoren die Rallye treiben – und warum Analystin Sarah Schalück von der apoBank den Trend noch lange nicht am Ende sieht.
Globale Renditeanstiege: Langläufer geraten unter Druck
Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen weltweit auf neue Höchststände. Der Kapitalmarkt signalisiert: Die Phase fiskalischer Schonung ist vorbei. Emissionsdruck, politische Unsicherheiten und strukturelle Zweifel an der Schuldentragfähigkeit erzwingen eine Neubewertung. Was Anleger jetzt erwarten – und Staaten herausfordert.
KI-Aktien: Ist der Hype überschritten – oder beginnt Europas Chance?
Die KI-Euphorie hat die Börsen im Griff – doch wie tragfähig sind die Bewertungen von Nvidia, Microsoft & Co.? Während US-Tech dominiert, eröffnen sich in Europa Chancen abseits des Rampenlichts. Mike Judith, Partner und Chief Sales Officer bei TEQ-Capital, ordnet den Markt ein – und zeigt, wo Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Depotbanken verwahren fast 3 Billionen Euro
Die Verwahrstellen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 fast 3 Billionen Euro für Fonds verwahrt – ein neuer Rekord. Doch hinter dem Wachstum steht auch eine deutliche Marktkonzentration: Fünf Anbieter dominieren fast 70 Prozent des Geschäfts.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.