Russland schafft Fakten: Zum Entsetzten vieler hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag die selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk anerkannt, und wenig später von ihm so benannte „Friedenstruppen“ in die ukrainischen Regionen entsandt. Nach eilig zusammenberufenen Krisensitzungen sind nun erste Sanktionen verhängt – doch weshalb diese Russland vielleicht nur wenig tangieren, das geht aus einer neuen Handelskontor-Infografik hervor.
So ist es um die russischen Finanzen längst nicht so schlecht bestellt, wie von vielen angenommen. Die ländliche Bevölkerung mag ein ärmliches Leben führen, doch die Schatzkammern des Kreml sind prall gefüllt. So belaufen sich die Goldreserven beispielsweise auf 2.295 Tonnen. Seit 2007 lässt Wladimir Putin systematisch Gold kaufen, seinerzeit hatte Russland erst 400 Tonnen. Der „Focus“ sprach in diesem Zusammenhang im vergangenen Jahr von Putin, als jenem, der zum größten Goldspekulanten der Welt aufsteigt.
Die Gold- und Devisenreserven der russischen Zentralbank befinden sich auf einem Höchstwert, wie die Infografik aufzeigt. In Summe waren es im Januar 630,2 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 498 Milliarden US-Dollar auf die Devisenreserven entfallen und rund 132,3 Milliarden US-Dollar auf Goldreserven.
Bemerkenswert ist auch die im internationalen Vergleich äußerst niedrige Staatsverschuldung im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt. Diese lag 2021 bei 13,79 Prozent, und damit niedriger als bei allen Staaten der Europäischen Union. Der durchschnittliche Wert in der Eurozone liegt bei 97,7 Prozent, am stärksten ist die relative Verschuldung mit 200,7 Prozent bei Griechenland.
Flankiert wird die aufgezeigte, relativ komfortable Ausgangssituation der Russischen Föderation, durch den jüngsten Vorstoß in den Krypto-Bereich. Wladimir Putin äußerte erst unlängst, dass Russland beim Bitcoin-Mining erhebliche Wettbewerbsvorteile habe, unter anderem aufgrund des Energieüberschusses und des gut ausgebildeten Personals. Nicht auszuschließen, dass auch dieser Politikwechsel ein geostrategisches Kalkül ist. Der russische Botschafter in Schweden brachte es vor wenigen Tagen pointiert zum Ausdruck:
Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber wir scheißen auf ihre ganzen Sanktionen.
Und tatsächlich gibt es Grund zur Annahme, dass die Sanktionen kurzfristig wenig bis keinen Einfluss auf die Entscheidungen des Kreml haben. Mittel- bis langfristig könnten sie dennoch fruchten, denn auch die größte Reserve ist irgendwann erschöpft.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Gerücht nun bestätigt: Ressourcen-Abkommen zwischen Trump und Selenskyj steht kurz vor der Unterzeichnung
Laut einem Bericht von Bloomberg wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sich noch diese Woche mit Donald Trump in Washington treffen, um ein Abkommen zu unterzeichnen, das den USA die Kontrolle über 50 Prozent der natürlichen Ressourcen der Ukraine zusichern soll.
Der Krieg und die wirtschaftlichen Folgen: Coface revidiert weltweit BIP-Prognosen
Goldpreis könnte auf 50.000 US-Dollar steigen
Ukraine-Konflikt führt zu steigenden Insolvenzen
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Trump eskaliert Handelskonflikt mit Jahrhundert-Zöllen
US-Präsident Donald Trump verhängt die höchsten Zölle seit einem Jahrhundert – mit drastischen Folgen für den Welthandel. Experten warnen vor Stagflation, Märkte reagieren nervös. Besonders China und die EU sind betroffen.
Trump-Zölle könnten Deutschland 200 Milliarden Euro kosten
Kommt es unter Donald Trump zu neuen Strafzöllen, drohen der deutschen Wirtschaft Milliardenverluste. Eine aktuelle IW-Studie rechnet mit einem Minus von 200 Milliarden Euro – und auch die Finanzmärkte reagieren bereits spürbar nervös.
BVK begrüßt Trilog zur EU-Kleinanlegerstrategie – Hoffnung auf Entbürokratisierung
Die EU-Kleinanlegerstrategie geht in die entscheidende Phase. Der BVK sieht im gestarteten Trilogverfahren eine Chance, bürokratische Hürden abzubauen und Vermittlerinteressen besser zu wahren. Auch ein möglicher Kurswechsel zugunsten der geplanten EU-Spar- und Investitionsunion steht im Raum.
Mehr Bürokratie statt Klarheit? EU-Pläne sorgen für Verunsicherung bei Versicherern
Die EU-Kleinanlegerstrategie soll private Kleinanleger ermutigen, doch die aktuellen Vorschläge drohen, das Gegenteil zu bewirken. Versicherer sehen sich mit steigenden Kosten und unklaren Anforderungen konfrontiert. Der Versicherer-Verband GDV fordert deshalb pragmatische Lösungen in den Trilog-Verhandlungen.