Gold steht bei vielen Anlegern hierzulande, auch als Inflationsschutz, hoch im Kurs. Doch eine Analyse des Edelmetalls seit 1975 bringt Erstaunliches zu Tage. Warum ist es besser, auf Alternativen zu setzen?
90 Tonnen – so viel Gold kauften allein deutsche Anleger in den ersten sechs Monaten dieses Jahres laut dem World Gold Council. Die Gründe dafür: Da das Edelmetall als sichere Anlageform in Krisenzeiten und als Inflationsschutz gilt, wollen offenbar viele Investoren ihr Portfolio damit absichern. Doch Anleger sollten diese Thesen nach Ansicht von Klaus Porwoll, Gründer und Inhaber der unabhängigen Honorar-Finanzberatung PecuniArs, besser kritisch hinterfragen. Hat sich der Goldpreis zum Beispiel in Phasen anziehender Inflation tatsächlich nach oben entwickelt?
Porwoll hat das überprüft und die Korrelation des Goldpreises zur Entwicklung der Inflationsrate auf Monatsbasis untersucht. Der Finanzexperte erklärt:
Wenn Gold wirklich eine effektive Absicherung gegen eine stark ansteigende Teuerungsrate bietet, dann müsste hier eine Korrelation festzustellen sein.
Doch er fand dafür keine Bestätigung. Das Ergebnis lautet vielmehr: Seit 1975 liegt die Korrelationskennziffer zwischen der Entwicklung des Goldpreises und der Inflationsrate bei nahe Null. Das heißt, Gold bot in der Vergangenheit keinen Inflationsschutz:
Anders übrigens als zum Beispiel kurz laufende Staatsanleihen mit bester Bonität, bei denen eine höhere positive Korrelation zur Preisentwicklung festzustellen ist.
Langfristige Wertentwicklung: Aktien schlagen Gold
Aber Klaus Porwoll hat Gold noch genauer analysiert und festgestellt, dass das beliebte Edelmetall vergleichsweise schwankungsstark und nicht so renditeträchtig ist, wie oftmals angenommen. Er hat dafür den Zeitraum nach 1975, also nach dem Ende des Goldstandards, bei dem der Dollar teilweise durch Gold gedeckt war, untersucht. Schließlich wurde der Preis des Edelmetalls erst danach durch Angebot und Nachfrage bestimmt und konnte erst ab diesem Zeitpunkt frei schwanken. Der Finanzexperte hat festgestellt: Bis heute, also inklusive 2021, brachte Gold inflationsbereinigt eine Rendite von 3,65 Prozent pro Jahr. Aktien jedoch brachten im Schnitt im gleichen Zeitraum 7,67 Prozent und damit über vier Prozentpunkte pro Jahr mehr als Gold.Ebenfalls überraschend mag für manchen passionierten Goldinvestoren noch eine andere Vergleichszahl sein. Dazu sagt Porwoll: Bei Aktien waren die Kursschwankungen über diesen Zeitraum um ein Drittel geringer als bei dem Edelmetall.
Zudem gilt es zu bedenken, dass Gold – anders als Aktien, festverzinsliche Wertpapiere oder Immobilien – keine laufenden Erträge abwirft. Und weil es keinen Cashflow aufweist, ist es auch nicht möglich, den fundamentalen Wert von Gold zu bestimmen. Der Finanzexperte erklärt weiter:
Das heißt, es fehlen Kennzahlen, mit denen eine Unter- oder Überbewertung feststellbar wäre.
Gold-Investments: mehr spekulieren als investieren
Mit anderen Worten: Bei Gold funktionieren die üblichen Bewertungsverfahren nicht. Porwoll folgert:
Sein Geld in Gold anzulegen, hat deshalb weniger mit Investieren zu tun, sondern mit der Spekulation, dass jemand zu einem späteren Zeitpunkt das erworbene Edelmetall für einen höheren Preis abkauft, als man selbst bezahlt hat.
Aus diesen Gründen heraus sollten Anleger sich lieber mit dem Thema Aktieninvestment beschäftigen und zur Absicherung des Risikos festverzinsliche Wertpapiere mit möglichst hoher Bonität und kurzer Laufzeit in Betracht ziehen. Dennoch kann ein kleine Goldbeimischung für manchen Anleger – und sei es nur aus emotionalen Gründen – wichtig sein. Der Honorarberater sagt:
Wer das möchte, sollte aber nicht mehr als fünf Prozent seines Portfolios in das Metall investieren.
Es stellt sich dann die Frage, auf welche Weise das geschehen soll. Zur Auswahl stehen unter anderem Goldbarren, Münzen oder Gold-ETCs, also Exchange Traded Commodities auf das Edelmetall. ETCs sind Wertpapiere, die die Entwicklung des jeweiligen Basiswertes, in diesem Fall Gold, nachbilden. Diese müssen hierzulande zu 100 Prozent physisch hinterlegt sein. Porwoll sagt:
Deren Vorteil besteht darin, dass keine zusätzlichen Kosten für die Verwahrung oder bei der Produktion entstehen.
Bei Gold-Barren sollten Anleger darauf achten, dass der Feingoldgehalt 99,99 Prozent aufweist. Ansonsten werde ein Verkauf schwierig, warnt der Experte und verweist auf die Zertifizierung von Barren durch die London Bullion Market Association (LBMA). Wer unbedingt Gold beimischen möchte, solle eine Mischung aus Barren oder Goldmünzen, mit denen man Gold in handelbarer Form für den Notfall besitzt, und ETCs wählen, so das Fazit des Honorarberaters. Als Investment für den langfristigen Vermögensaufbau empfehle er aber eher ein gut strukturiertes und zu den individuellen Bedürfnissen passendes Portfolio aus Aktien und Anleihen.
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