Der Liability Manager Gossmann & Cie. und Deon Digital AG, ein Hightech-Softwareentwickler mit Sitz in Zürich und Tochtergesellschaft in Kopenhagen, bündeln ihr Knowhow in einem Joint Venture.
Das neue Unternehmen mit dem Namen D|G|TAL (DGTAL) digitalisiert verschiedene Arbeitsschritte im Back-Office von Versicherern, um die Prozesse in der Schadenbearbeitung zu beschleunigen und zu verbessern.
Die digitale Fabrik wird als Software-as-a-Service-Plattform angeboten. So können Versicherer digitale Instrumente nutzen, ohne die eigene IT-Landschaft zunächst umrüsten oder modernisieren zu müssen.
DGTAL verwendet dafür eine eigene Programmiersprache, die zur Unterstützung vertragsbezogener Prozesse in der Finanzbranche entwickelt wurde. Die digitale Fabrik setzt auf proprietäre Technologie, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Blockchain sowie modernste Rechen- und Speichertechnologie.
Somit wird eine Lösung für die zwei wichtigsten Herausforderungen der Branche geboten: die Digitalisierung und die Frage, wie sich der enorme Erfahrungsschatz nutzbar machen lässt, der im Datenwissen der Versicherer verborgen liegt.
Claims Audit Engine: DGTAL bringt erstes Modul auf den Markt
Die neue Claims Audit Engine ist das erste Modul, das DGTAL auf der Plattform live stellt. Die Applikation übersetzt gescannte Schadenakten in maschinenlesbaren Text, so dass anschließend alle Informationen als digitalisierte Daten zur Verfügung stehen und so einfach wie bei einer Google-Suche genutzt werden können.
Gerade die Kombination von verfügbaren Systemdaten mit dem digitalisierten Inhalt einer Schadenakte bietet dabei völlig neue Möglichkeiten, Portfolios zu verwalten. Die Claims Audit Engine dekodiert bereits heute fast 90 Prozent der Inhalte, erkennt die Art des Dokuments und versteht auch seine Tonalität.
Einmal digitalisiert können alle Auswertungen über gängige Softwarelösungen gemacht werden, zum Beispiel über Excel, Tableau oder Power BI. Dr. Florian Herzog, CTO von Deon Digital AG, sagt:
Die Claims Audit Engine erlaubt eine qualitative Analyse jedes Portfolios. Zum Beispiel welche Schadenfälle eine niedrige Schadenreserve haben, obwohl die Korrespondenz in der Schadenakte auf eine mögliche Wirbelsäulenverletzung hindeuten. Das funktioniert fast so einfach wie eine Google-Anfrage.
Die Claims Audit Engine kann auch im Rahmen von Due-Diligence-Prüfungen oder zur Durchführung von regelmäßigen Portfolioanalysen eingesetzt werden. Sowohl die Digitalisierung der Schadenakten wie auch die Auswertung dauern nur wenige Tage. Die Claims Audit Engine ist bereits in Kfz-Portfolien im Einsatz.
Gossmann & Cie. hat bei der Entwicklung der Claims Audit Engine mit Deon Digital AG zusammengearbeitet und ihr umfassendes Fachwissen zur Bewertung von Altbeständen und in der Schadenbearbeitung eingebracht. Die Zusammenarbeit läuft seit 2019 und begann mit dem Ziel, die Genauigkeit bei der Portfoliobewertung zu erhöhen, Möglichkeiten für die Automatisierung zu schaffen und die Leistung im Schadenmanagement zu verbessern.
Das Projekt wurde durch das Innobooster-Programm des Innovationsfonds Dänemark unterstützt. Dirk Sebald, CEO und Mitgründer von Deon Digital AG prognostiziert:
DGTAL wird in ganz Europa tätig sein und zielt darauf ab, weitere Arbeitsplätze für Experten in den Bereichen Softwareentwicklung und Datenanalyse zu schaffen, indem zukünftig weitere Module und Fähigkeiten des neuen Tools entwickelt werden.
Ein global tätiger Versicherer wisse wahrscheinlich mehr über seine Risiken als Amazon über seine Kunden. Dennoch werde Amazon viel höher bewertet. Man traue Amazon einfach eher zu, das vorhandene Wissen besser zu nutzen. Für die Assekuranz sei das eine riesige Chance. Die Digitalisierung biete ein enormes Potenzial für Versicherer, reflektiert Arndt Gossmann, Gründer und CEO von Gossmann & Cie.
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