Photo credit: depositphotos.com
Das inflationsgetriebene Wirtschaftsumfeld, der ausgeprägte Fachkräftemangel und Innovationen in der Digitalisierung und KI prägen das Marktumfeld und stellen auch BDVM-Makler vor Herausforderungen. Trotzdem: BDVM-Makler kommen bisher insgesamt gut durch das schwierige Marktumfeld und blicken unverändert optimistisch in die Zukunft.
An der diesjährigen Umfrage des BDVM haben 168 Teilnehmer (Vorjahr 131; Vorjahresergebnisse nachfolgend in der Klammer mit VJ gekennzeichnet) teilgenommen. Wie bereits im Vorjahr beurteilen die teilnehmenden BDVM Mitgliedsunternehmen ihre Lage trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds mit hoher Inflation weiterhin überwiegend positiv: 96,4 Prozent (VJ: 98 Prozent) bewerten ihre Geschäftslage/Gewinnsituation in den ersten acht Monaten 2023 als gut 62,5 Prozent (VJ 67,9 Prozent) oder befriedigend 33,9 Prozent (VJ 29,8 Prozent).
Grund dafür sind unter anderem steigende Courtage-Einnahmen bei 83,2 Prozent (VJ 75,4 Prozent) der teilnehmenden Unternehmen. Allerdings fallen die gesteigerten Courtage-Einnahmen moderat aus: 44,3 Prozent der Mitgliedsunternehmen geben an, die Steigerung sei unter 10 Prozent.
Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war der Anstieg bei den Sach-Courtage-Einnahmen. Insgesamt konnten 70,83 Prozent der Mitglieder gestiegene Courtage-Einnahmen melden. 22,2 Prozent der Makler konnten ihre Einnahmen insgesamt konstant halten. Damit sind bei etwa 93 Prozent der Makler die Courtage-Einnahmen gleichgeblieben beziehungsweise gestiegen und nur bei wenigen Maklern gesunken.
Deutlich ausgeprägter waren die sinkenden Einnahmen hingegen im Segment Leben und Kranken. Diese Bereiche mit einer überwiegenden Abschlusscourtage spiegeln auch das aktuelle durch Inflation geprägte Wirtschaftsumfeld wider. Dies dürfte zur nachlassenden Fähigkeit und Bereitschaft zur zusätzlichen Altersvorsorge geführt haben.
Insoweit lohnt im Vergleich ein kleiner Blick auf die Lebensversicherung: Dort haben 30,95 Prozent (VJ 24 Prozent) der Makler gesunkene Courtage-Einnahmen in den ersten 8 Monaten gemeldet. Bei 41 Prozent (VJ 24 Prozent) sind die Courtage-Einnahmen bei Leben konstant geblieben und nur bei 13,69 Prozent (VJ 9 Prozent) der Makler gestiegen.
Personal
Erfreulich ist, dass bei knapp über 59,52 Prozent (66 Prozent VJ) der Mitgliedsunternehmen die Mitarbeiteranzahl konstant geblieben ist und sogar bei 29,76 Prozent (20 Prozent VJ) sich die Anzahl der Mitarbeiter erhöht hat. Dies hat seinen Preis. Bei nur ca. 22,62 Prozent (23 Prozent VJ) der Mitglieder sind die Personalkosten im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben, bei etwa 76,79 Prozent (77 Prozent VJ) sind hingegen höhere Personalkosten entstanden.
Personalgewinnung ist zudem für 54,76 Prozent der Makler sehr wichtig und für weitere 27,98 Prozent wichtig. Auch die Personalbindung ist für 65,48 Prozent sehr wichtig und für weitere 26,79 Prozent wichtig.
Digitalisierung bewegt die Unternehmen unverändert
In der diesjährigen Mitgliederumfrage haben wir einen Schwerpunkt auf das Thema Digitalisierung/Künstliche Intelligenz gesetzt. Der BDVM wollte wissen, ob die Mitgliedsunternehmen bereits künstliche Intelligenz einsetzen und wenn ja, in welchen Bereichen und wie. 33 Prozent der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen geben an, künstliche Intelligenz bei der Auslesung von Dokumenten einzusetzen. 28 Prozent setzen ChatGPT im Maklerunternehmen ein. Jeweils 22 Prozent setzen künstliche Intelligenz in den Bereichen Marketing und der Recherche ein.
Zudem erkundete der BDVM, ob die Kunden der Maklerunternehmen verstärkt digitale Serviceangebote nachfragen. 70,2 Prozent der teilnehmenden Verbandsmitglieder geben an, dass die Kunden verstärkt digitale Serviceangebote nachfragen, lediglich 29,8 Prozent verneinen dies.
Außerdem wurden die Verbandsmitglieder nach dem Stand ihrer Digitalisierung im eigenen Unternehmen befragt. Zwar bewerten 4,8 Prozent den Stand der eigenen Digitalisierung als sehr gut und immerhin noch 33,9 Prozent als gut. Gleichwohl bewerten ganze 44,6 Prozent den Stand der eigenen Digitalisierung lediglich als befriedigend und 13,7 Prozent als nur ausreichend. Der Investitionsbedarf beim Thema Digitalisierung dürfte also hoch sein.
Dazu passt, dass 84,5 Prozent der teilnehmenden Versicherungsmakler keine Versicherungsgeschäfte rein über das Internet abwickeln.
Eine Mehrheit von 59,5 Prozent (50,4 VJ) der Teilnehmer nutzt hingegen Cloud-Dienste.
Insgesamt zeigt sich, dass die BDVM-Mitglieder wirtschaftlich gut durch das Inflationsumfeld kommen. Allerdings nehmen die Courtage-Einnahmen im Lebensbereich kontinuierlich ab und obwohl 38,7 Prozent der Mitglieder den Stand der eigenen Digitalisierung als gut oder sogar sehr gut bewerten, geben 44,6 Prozent der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen an, der Stand der eigenen Digitalisierung sei lediglich als befriedigend zu bewerten. Weitere 16,7 Prozent bezeichnen den Stand ihrer Digitalisierung lediglich als ausreichend oder schlechter.
Trotz der insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung stehen bei vielen Mitgliedern daher noch größere Adaptationen an die fortschreitende Digitalisierung und KI an. Aufgrund der Personalknappheit werden die Themen Personalgewinnung und Mitarbeiterbindung zudem immer wichtiger.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Versicherer sehen EU-Regulierung zu generativer KI kritisch
Der GDV drängt darauf, die EU-Vorschläge zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz nachzubessern. Denn die sehr hohen Compliance-Anforderungen könnten auf die Verbreitung von generativen KI-Anwendungen wie eine angezogene Handbremse wirken.
Künstliche Intelligenz polarisiert in den Steuerkanzleien
Während 72 Prozent der großen Steuerkanzleien Künstliche Intelligenz als relevant für ihre tägliche Arbeit einstufen, halten die kleineren das Thema noch für vernachlässigbar. Einig ist sich die Branche nur über eines: sollte KI künftig eingesetzt werden, wird sie Standardaufgaben übernehmen.
Die wichtigsten Haftungstrends für professionelle Dienstleistungsunternehmen
AGCS hebt 11 Trends hervor, die die künftige Versicherungsschadensaktivitäten bestimmen. Zu diesen zählen unter anderem „Hacker zum Anheuern“, Inflation und der ungeübte Einsatz von KI. Am stärksten von großen BSH-Ansprüchen betroffen sind die Rechts-, Bau- und Versicherungsbranche.
Cloud-basierte Managed-Service-Lösung für die Assekuranz
Fadata und NTT DATA haben operative Kapazitäten, Know-how und Expertise in der Versicherungsbranche gebündelt, um Versicherungsunternehmen weltweit eine einheitliche Lösung für die digitale Transformation anzubieten.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.