Immer mehr Deutsche investieren an der Börse. Inzwischen hat fast jeder Zweite Geld in Aktien oder Fonds angelegt. Dennoch haben viele Wissenslücken: Nicht einmal ein Drittel schätzt die Rendite-Aussichten eines DAX-Investments realistisch ein.
Welche Unternehmen heute in den DAX aufsteigen, weiß fast niemand. Auf über 10 Prozent Bekanntheit kommen nur Zalando, Airbus und HelloFresh. Das zeigt eine repräsentative Verivox-Umfrage anlässlich der DAX-Aufstockung.
Aktien-Boom: Fast jeder Zweite investiert an der Börse
Lange galten die Deutschen als Börsen-Muffel, doch inzwischen haben 47 Prozent Geld in Aktien, Fonds und ETFs investiert. In einer früheren Verivox-Umfrage im Oktober 2020 waren es erst 35 Prozent und zu Beginn der Corona-Pandemie, im März 2020, sogar nur 30 Prozent.
Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, sagt:
Schon nach dem Börsen-Crash zu Beginn der Corona-Krise hatten viele Anleger die günstigen Börsenkurse für den Einstieg in Aktien und Fonds genutzt. Befeuert von steigenden Kursen hat dieser Trend in den letzten Monaten weiter Fahrt aufgenommen.
Für einen Großteil der Anleger*innen dürfte sich der Einstieg an der Börse gelohnt haben: In den letzten Wochen und Monaten erklommen zahlreiche wichtige Aktienindizes weltweit neue Höchststände. Auch der deutsche Leitindex DAX kletterte an einzelnen Tagen schon über die Marke von 16.000 Punkten und lag damit in der Spitze rund 15 Prozent höher als zu Jahresbeginn.
Viele Deutsche vertrauen Fonds und Aktien nicht
Trotz des anhaltenden Börsen-Booms würden immer noch mehr als die Hälfte der Deutschen komplett auf die lukrative Geldanlage an der Börse verzichten, so Oliver Maier. Viele würden das Verhältnis von Chancen und Risiken nicht realistisch einschätzen.
Mehr als ein Drittel der Befragten in der Verivox-Umfrage glaubt nicht, dass Fonds und Aktien für die langfristige Geldanlage taugen (20 Prozent) oder hat daran zumindest Zweifel (17 Prozent). Dabei reduziert gerade ein langfristiger Anlagehorizont die Risiken erheblich.
Laut Oliver Maier haben sich in der Vergangenheit die Aktienmärkte auch nach schweren Rücksetzern wie zu Beginn der Pandemie stets wieder erholt. Mit einem langen Atem können Anleger vorübergehende Kurseinbrüche einfach aussitzen.
Nur ein Drittel schätzt Rendite-Chancen realistisch ein
Daten des Deutschen Aktieninstituts zeigen: Wer in die Standardwerte des DAX investiert und seine Anteile 15 Jahre lang gehalten hat, war bislang immer im Plus und durfte sich im Schnitt über 6,7 Prozent Rendite im Jahr freuen. Zwei von drei Befragten in der Verivox-Umfrage sind diese Gewinnaussichten allerdings nicht bekannt.
Nur 30 Prozent beziffern die historische Durchschnittsrendite eines langfristigen DAX-Investments korrekt in einem Bereich zwischen 5 und 10 Prozent. Ein Viertel der Befragten hat gar keine Vorstellung von den erzielbaren Renditen einer langfristigen DAX-Anlage und 40 Prozent unterschätzen das Potenzial deutlich.
5 Prozent schätzten die Durchschnittsrendite auf über 10 Prozent und damit deutlich zu hoch ein.
Fast niemand kennt die DAX-Aufsteiger
Große Unkenntnis herrschte bei den Befragten in der Verivox-Umfrage auch in Bezug auf die neuen DAX-Mitglieder. Drei von vier Befragten (75 Prozent) konnten keines der zehn Neumitglieder nennen. 15 Prozent kannten ein oder zwei DAX-Aufsteiger, 7 Prozent konnten drei oder vier der Neulinge korrekt benennen und 4 Prozent kannten die Hälfte oder mehr. Alle zehn DAX-Aufsteiger konnten sieben von insgesamt 1.003 Befragten aufzählen.
Nur drei der neuen DAX-Mitglieder waren mehr als jedem zehnten Befragten bekannt – Zalando (13,5 Prozent), Airbus (12,3 Prozent) und HelloFresh (10,8 Prozent).
Immerhin über 5 Prozent wussten, dass Puma (7,5 Prozent), die Porsche Automobil Holding (6,5 Prozent) und Siemens Healthineers (6,4 Prozent) in den deutschen Leitindex aufsteigen.
Die übrigen vier Neulinge Symrise (3,5 Prozent), Brenntag (3,4 Prozent), Sartorius (3,1 Prozent) und Qiagen (2,2 Prozent) konnten nur wenige aufzählen. Wie sich die DAX-Aufstockung auf die Kurse auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Auf eine Konsequenz der Reform weist Oliver Maier hin:
Viele Anleger*innen haben ETFs auf den DAX im Depot. Diese passiven Indexfonds bilden die Wertentwicklung eines großen Aktienindex nahezu eins zu eins nach. Wer in einen DAX-ETF investiert, verteilt sein Kapital künftig also auf 40 und nicht wie bisher nur auf 30 Aktien. Das ist gut, denn durch eine größere Streuung sinkt das Risiko.
Allerdings sollten sich laut ihm, Anleger möglichst noch breiter aufstellen: Mit einem ETF auf den Weltaktienindex MSCI World wird das investierte Kapital automatisch auf rund 1.600 Aktien aus 23 Ländern verteilt.
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