Boss oder Leader? Die Ansprüche der New Work.

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Die Digitalisierung sorgt für einen starken Wandel auf nahezu allen Ebenen. Eine klassische, geradlinige Karriere ist inzwischen sehr selten geworden. Sinnfragen drängen sich mehr und mehr auf und sorgen dafür, dass junge Arbeitnehmer sich intensiv ausprobieren.

Die Trennung zwischen Arbeiten und Privatleben ist längst aufgelöst, stehen doch inzwischen in vielen Privatwohnungen Laptops und PCs, an denen Mitarbeiter produktiv arbeiten. Auch jobben von unterwegs als digitaler Nomade gehört zur New Work dazu.

Für Führungskräfte bedeutet dieser massive Wandel, dass sie ihren Führungsstil anpassen müssen – wenn sie es nicht schon längst getan haben.

Boss sein war gestern, denn emphatische Leader sind die Führungskräfte von heute und morgen.

Gemeinsam arbeiten auf Augenhöhe – so funktioniert die Arbeitswelt heute.

New Work – das steckt dahinter

Hinter dem Schlagwort „New Work“ verbirgt sich die neue Art, Arbeitsleben und Privatleben harmonisch miteinander zu verknüpfen. New Work ist die Zukunft der Arbeit und markiert in der Arbeitswelt deutlich sichtbar den strukturellen Wandel.

Diese Transformation, die durch die massiv ansteigenden Digitalisierungsaktivitäten im Krisenjahr 2020 einen enormen Schub erfahren hat, zieht vielfältige Konsequenzen nach sich.

Führen auf Distanz, das Ganze möglichst empathisch, ist nur eine Folge, die sich daraus für Geschäftsführer, Abteilungsleiter und Chefs ergibt. Wie gelingt die Umstellung vom Boss zum Leader? Denn genau das ist es, was heute und in nächster Zukunft von Führungskräften gefordert wird.

Anforderungen an Führungskräfte

Eine Führungskraft zu sein bedeutet, Verantwortung zu tragen. In Führungspositionen heißt es konkrete Entscheidungen zu fällen und Fehler zu identifizieren. Dies gilt nicht nur mit Blick auf Mitarbeiter, sondern auch auf sich selbst. Die eigenen Führungsqualitäten nehmen moderne Führungskräfte selbstständig unter die Lupe und sind bestrebt, sich stets zu verbessern.

Führungskräften von heute muss der Spagat gelingen, Leistungsziele zu erreichen und dabei gelassen und mit Augenmaß vorzugehen. Mitarbeiter gilt es zu motivieren und den Teamgeist zu beleben. Dazu gehört es auch, sich mit möglichen Benefits für Mitarbeiter auseinanderzusetzen. Was motiviert und bindet Mitarbeiter an einen Betrieb? Und wie lässt sich das Wissen darum praktisch umsetzen?

Die Mercer-Studie „Benefits & Wellbeing 2020+: Was Unternehmen bieten“ fand heraus, dass Klassiker wie betriebliche Altersvorsorge und regelmäßige Betriebsfeste ganz oben auf der Liste der beliebtesten Benefits rangieren. Das zeigt, dass Mitarbeiter es zu schätzen wissen, wenn Arbeitgeber sich zum einen um ihr persönliches (finanzielles) Wohl und zum anderen auch um das Betriebsklima kümmern.

Zudem zeigt die Untersuchung auf, dass Mitarbeiter zugunsten attraktiver Benefits auf Entgelt verzichten würden. Das ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein interessanter Ansatz, um Mitarbeiter an ein Unternehmen zu binden. Damit Mitarbeiter gerne in einem Betrieb arbeiten und dauerhaft dabeibleiben ist es unverzichtbar, den Führungsstil weg vom typischen „bossy“ Führungsstil und hin zum Leader auf Augenhöhe zu transformieren.

Befehle von oben sorgen bei Mitarbeitern für Stress und wirken sich negativ auf die Produktivität aus.

Eine Gegenüberstellung: typisch Boss – typisch Leader

Es gibt einige Aspekte, die einen typischen Boss, von einem typischen Leader unterscheidet. Natürlich lassen sich nicht alle Chefs und Führungskräfte über einen Kamm scheren, doch es gibt einige Unterschiede, die sich mehr oder weniger hervortun und dazu beitragen, einen „Boss“ von einem „Leader“ abzugrenzen.

Die wesentlichen Merkmale zeigt die folgende Auflistung.

Ich vs. Wir

  • Ein typischer Boss führt von oben herab, setzt die eigene Meinung durch und besteht auf die Einhaltung von Hierarchien.
  • Ein typischer Leader sieht sich als gleichwertigen Teil eines Teams und bemüht sich um flache Hierarchien. Ihm geht es darum, dass Entscheidungen vom Team gefällt und getragen werden.

Verlangen vs. geben

  • Ein typischer Boss verlangt von Mitarbeitern Vorleistungen.
  • Ein typischer Leader geht in Vorleistung und motiviert durch Vertrauen und positive Verstärkung.

Kommandieren vs. fragen

  • Ein typischer Boss erteilt Befehle und erwartet die Ausführung.
  • Ein typischer Leader fragt um Unterstützung und setzt auf motivierte Mitarbeit.

Benutzen vs. entwickeln

  • Ein typischer Boss benutzt Mitarbeiter, um Ziele zu erreichen.
  • Ein typischer Leader kümmert sich um die Entwicklung der Fähigkeiten von Mitarbeitern, um gemeinsame Erfolge zu erzielen.

Vormachen vs. coachen

  •  Ein typischer Boss zeigt Mitarbeitern auf, was sie leisten sollen.
  •  Ein typischer Leader coacht sein Team auf Augenhöhe.

Druck machen vs. Druck ausgleichen

  • Ein typischer Boss setzt Mitarbeiter unter Druck, so dass sie im schlimmsten Fall unter der Last zusammenbrechen könnten.
  • Ein typischer Leader sorgt für Ausgleich und behebt Ausfälle, wenn nötig.

Angst vs. Begeisterung

  • Ein typischer Boss erzeugt Angst, um Ziele durchzusetzen.
  • Ein typischer Leader initiiert Begeisterung, um Ziele zu erreichen.

Autorität vs. Goodwill (Bereitwilligkeit)

  • Ein Boss nutzt den Weg der Autorität, um zu führen.
  • Ein Leader weiß, dass er auf die Bereitwilligkeit seiner Mitarbeiter angewiesen ist, um das Unternehmen erfolgreich zu führen.

Nahbarkeit statt Exklusivität

Generell zeichnen erfolgreiche Führungskräfte von heute Nahbarkeit und Transparenz aus. Ein gutes Beispiel eines Leaders ist Tecis Chef Soenke Missfeldt. Im Management-Blog der Wirtschaft Woche wird in einem Interview ein Blick hinter die Kulissen geworfen.

Zum Vorschein kommt ein nahbarer Mann, der Geburtstagsgrüße von Hand schreibt und von seinen Mitarbeitern nach eigener Einschätzung als „echter Kümmerer“ gesehen wird – ein unübersehbares Merkmal für Nahbarkeit.

Ein Detail in seiner Wohnung lässt erkennen, dass er offenbar selbst in den Genuss eines emphatischen Führungsstils eines Leaders gekommen ist. In seiner Wohnung steht ein alter englischer Maßstab. Dieser wurde ihm vom Firmengründer Udo Keller anlässlich einer frühen Beförderung zum Divisional Manager geschenkt, das war Missfeldt gerade 30 Jahre alt.

Dieses Geschenk erinnert ihn immer wieder daran, dass jemand an ihn, seine Talente und seine Tatkraft glaubt und Vertrauen in seine Fähigkeiten hat – ein fabelhafter Weg zu motivieren und zu unterstützen, um Tatendrang und Begeisterung in Menschen hervorzurufen.

 

Alle arbeiten zusammen: Vom Azubi bis zum Chef trägt jeder zum Gelingen bei.

Fazit: Gemeinsam Ziele entwickeln und erreichen

Das WIR steht im Zentrum von New Work. Es geht darum, dass Ziele gemeinsam erarbeitet und Strategien zur Zielerreichung gemeinsam entwickelt werden. Außerdem ist es wichtig, dass es jedem im Team gut geht. Wenn Probleme auftreten, beispielsweise Corona-bedingt im Homeoffice, gleichen Leader die Probleme aus und kümmern sich darum, dass der betreffende Mitarbeiter gestärkt wird. Abteilungsleiter, Teamleiter, Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und Firmenbosse tun gut daran, sich mit den Prinzipien der New Work auseinanderzusetzen und zu prüfen, inwieweit sie diese Prinzipien umsetzen können.

Nicht jeder ist ein geborener Leader

Allerdings ist zu erwarten, dass die alte Führungsriege zumindest punktuell an ihre Grenzen stößt. Schließlich ist nicht jeder Boss ein geborener Leader. Geborene Leader hinterfragen ihre eigenen Ansichten und bemühen sich von denen zu lernen, die es besser wissen. Sie setzen auf Transparenz, Offenheit und gesunde Beziehungen. Dies gilt sowohl innerhalb des Teams und unter den Kollegen wie auch zu Kunden und Lieferanten.

Emotionale Aufrichtigkeit und eine offene Meinungskultur sind Ihnen wichtig. Echte Leader nehmen Wissen auf. Sie sind bereit, sich ständig weiterzuentwickeln und Neues dazuzulernen. Dazu nehmen Sie Kontakt zu Menschen auf, die Experten auf ihrem Gebiet sind und Ihnen als Mentor oder Berater hilfreich zur Seite stehen. Genauso bemühen sie sich darum, dass Mitarbeiter sich ebenfalls weiterbilden und persönlich wachsen, gerne auch mit ihnen selbst als Mentor an der Seite.

Eine starke Führungspersönlichkeit in der heutigen Zeit zu sein bedeutet nicht, Kommandos zu erteilen und Mitarbeitern Aufgaben aufzuzwingen, sondern für das Team da zu sein und sie bei der Aufgabenerfüllung zu unterstützen. Mitarbeiter werden dazu motiviert, das Beste aus sich herauszuholen und ihre Potenziale zu entfalten. Auf diese Art und Weise gelingt es allen Beteiligten, große Erfolge auf allen Ebenen zu erzielen.

 

 

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