In den meisten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist die Erwerbsbeteiligung von Älteren zwischen 2005 und 2016 deutlich gewachsen. Das zeigt die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie „Alterserwerbsbeteiligung in Europa auch in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise im Aufschwung? Altersübergangsreport 01/2018.“.
Vor allem in Deutschland ist die Zunahme besonders deutlich: Die Erwerbstätigenquote bei 55- bis 64-jährigen Männern ist um rund 20 und unter Frauen sogar um knapp 26 Prozentpunkte angestiegen. Insgesamt waren in der Bundesrepublik 2016 knapp 69 Prozent der Älteren erwerbstätig.
Starke Zuwächse gab es unter anderem auch in den Niederlanden, Italien, Österreich und Polen. Lediglich in Griechenland, Zypern und Spanien arbeitete 2016 ein geringerer Anteil der Männer zwischen 55 und 64 als 2005.
Erwerbstätigenquote Jüngerer noch höher
Allerdings ist die Erwerbstätigenquote der über 55-Jährigen in allen EU-Ländern weiterhin deutlich niedriger als die der Jüngeren. Die Differenz reicht von rund 10 Prozent in Schweden und etwa 15 Prozent in Dänemark und Deutschland bis zu mindestens 30 Prozent in vielen osteuropäischen Ländern sowie in Frankreich, Österreich, Belgien und Luxemburg.
Laut einer Grafik von Statista, die auf Daten von Eurostat basiert, waren 20 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2017 älter als 55 Jahre. Im Euroraum waren es 17,1 Prozent.
Lissabon-Ziel häufig erreicht
Das für 2010 festgelegte Lissabon-Ziel der EU von mindestens 50 Prozent Erwerbstätigenquote unter Älteren erreichten bei den Männern24 Mitgliedsstaaten im Jahr 2016 (2005: 16). Lediglich Luxemburg, Griechenland, Kroatien und Slowenien lagen darunter. In Deutschland betrug die Quote bei Männern knapp 74 Prozent.
Trotz oft relativ kräftiger Zuwächse erfüllten 2016 bei den Frauen lediglich zehn EU-Länder die 50-Prozent-Quote (2005: vier). In Deutschland waren 63,5 Prozent der Frauen zwischen 55 und 64 Jahren erwerbstätig.
Zusammenhang von Erwerbsbeteiligung und Qualifikation
Ältere Frauen und Männer mit geringerer Qualifikation haben deutlich seltener eine Erwerbsbeschäftigung als höher Qualifizierte. Deswegen raten die IAQ-Forscher, Qualifizierungen und berufliche Weiterbildungen deutlich stärker als bisher zu fördern.
Defizite bei alternsgerechter Arbeitsbedingungen
Studienautor Martin Brussig sieht noch große Defizite bei der Gestaltung alternsgerechter Arbeitsbedingungen und der sozialstaatlichen Absicherung. Vor allem in körperlich anspruchsvollen Berufen und bei gesundheitlichen Einschränkungen hangle sich ein Teil der älteren Erwerbstätigen über Phasen von prekärer Teilzeit-Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit Richtung Rente. Deswegen müssen laut Martin Brussig die Arbeitsbedingungen verbessert und passgenaue Lösungen für Menschen gesucht werden.
Auch müsse die Vereinbarkeit zwischen Berufstätigkeit und Pflege von Angehörigen verbessert werden.
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