Berufsunfähigkeit: Wenn die BU nicht greift – Alternativen zur Absicherung der Arbeitskraft

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zählt zu den wichtigsten Bausteinen der privaten Vorsorge. Sie springt ein, wenn Menschen krankheits- oder unfallbedingt dauerhaft nicht mehr in ihrem zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten können – und schützt so vor gravierenden finanziellen Einbußen. Verbraucherschützer betonen seit Jahren ihre Bedeutung, denn die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht kaum aus, um den Lebensstandard zu sichern: Im Schnitt liegt sie laut Rentenversicherung unter dem Niveau der Grundsicherung.

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Rüdiger Feilen, Teamleiter Biometrie-Produkte bei der Zurich Gruppe DeutschlandRüdiger Feilen, Teamleiter Biometrie-Produkte bei der Zurich Gruppe DeutschlandFoto: Zurich Gruppe Deutschland

Doch nicht jeder erhält problemlos eine BU-Police. Zwar zeigt eine aktuelle Analyse des Analysehauses Morgen & Morgen, dass rund 80 Prozent der BU-Anträge ohne Leistungsausschlüsse oder Risikozuschläge angenommen werden – doch die restlichen 20 Prozent bleiben entweder ganz ohne Schutz oder müssen erhebliche Einschränkungen hinnehmen. Die Gründe sind vielfältig: Vorerkrankungen, riskante Hobbys oder bestimmte Berufsgruppen gelten als schwierig zu versichern.

Absicherung auch ohne BU möglich

„Die Absicherung der Arbeitskraft ist existenziell – und sie darf nicht an der klassischen BU scheitern“,

betont Rüdiger Feilen, Teamleiter Biometrie-Produkte bei der Zurich Gruppe Deutschland. Für alle, die keine BU erhalten oder sich diese schlichtweg nicht leisten können, gibt es Alternativen, die auf andere biometrische Risiken abzielen und teilweise mit weniger strengen Annahmerichtlinien punkten.

Eine dieser Alternativen ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Sie greift, wenn der Versicherte auf absehbare Zeit keiner Tätigkeit mehr nachgehen kann – also weniger als drei Stunden täglich. Im Gegensatz zur BU wird hier nicht auf die zuletzt ausgeübte Tätigkeit abgestellt, sondern auf jede Art von Erwerbstätigkeit. Das führt zu günstigeren Beiträgen, aber auch zu einem eingeschränkteren Leistungsauslöser.

Ein weiteres Produkt ist die Grundfähigkeitsversicherung, die eine monatliche Rente zahlt, wenn bestimmte elementare Fähigkeiten – wie Hören, Sprechen, Sehen, Gehen oder das Greifen mit der Hand – dauerhaft verloren gehen. Dabei spielt der ausgeübte Beruf keine Rolle, was diese Police für handwerklich oder körperlich Tätige besonders interessant macht.

Ergänzend kann eine Schwere-Krankheiten-Vorsorge (Dread-Disease-Police) sinnvoll sein. Sie leistet eine Einmalzahlung bei der Diagnose bestimmter schwerer Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Diese Zahlung kann beispielsweise zur Deckung von Behandlungskosten, für notwendige Umbaumaßnahmen oder als Einkommensersatz während einer Reha genutzt werden.

Geringere Prämien, andere Risikoprüfung

Die genannten Alternativprodukte sind nicht nur günstiger als eine BU, sondern oftmals auch für Personen zugänglich, die bei der BU durch das Raster fallen.

„Gerade bei der Grundfähigkeitsversicherung werden viele Vorerkrankungen nicht so streng bewertet wie bei der BU. Wer bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit Zuschlägen oder Ausschlüssen rechnen müsste, erhält hier mitunter vollständigen Schutz“,

erklärt Feilen.

Frühzeitiger Abschluss zahlt sich aus

Ein zentraler Aspekt bleibt die Frage des Einstiegszeitpunkts. „Je früher die Arbeitskraft abgesichert wird, desto besser“, so Feilen. Besonders bei jungen Menschen, etwa Schülern, ist die Gesundheitsprüfung meist problemlos – und die Beiträge sind besonders günstig. Bereits ab dem 10. Lebensjahr können Kinder mit einer sogenannten Schüler-BU abgesichert werden. Das Besondere: Sie gilt ein Leben lang – unabhängig davon, welchen Beruf das Kind später einmal ergreift.

Arbeitskraftabsicherung im Betrieb: unterschätztes Potenzial

Neben der privaten Vorsorge bietet auch der Arbeitgeber eine wichtige Möglichkeit zur Einkommenssicherung. Im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung (bAV) kann heute häufig auch eine Absicherung bei Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung integriert werden. Dabei profitieren Arbeitnehmer von Gruppenverträgen mit vereinfachter Gesundheitsprüfung oder ganz ohne Gesundheitsfragen, sogenannten Kollektivlösungen.

„Die Konditionen sind oft deutlich günstiger und der Aufwand für den Einzelnen gering“,

erklärt Feilen.

Komplexität verlangt nach Beratung

Trotz aller Optionen gilt: Die Wahl des passenden Produkts ist komplex und hängt stark von individuellen Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, beruflicher Tätigkeit und finanzieller Situation ab.

„Eine gute Beratung ist unverzichtbar“,

mahnt Feilen.

Denn eine unpassende Absicherung ist im Zweifel keine – und kann im Ernstfall bittere finanzielle Folgen haben.

Verbraucherzentralen und unabhängige Versicherungsberater bieten fundierte Preis-Leistungs-Vergleiche, die helfen, sich im unübersichtlichen Markt zurechtzufinden. Die Investition in eine individuelle Beratung zahlt sich langfristig aus – vor allem, wenn es um die eigene Existenzsicherung geht.


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