Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) bringt es auf den Punkt: Wer mit dem E-Scooter ins europäische Ausland reist oder dort spontan auf ein Leihmodell steigt, sollte nicht nur die Route, sondern auch die Versicherungsfrage geklärt haben. Denn was vielerorts als umweltfreundliche Mobilitätsalternative gilt, kann ohne passenden Schutz schnell zum juristischen und finanziellen Risiko werden.
Ein unterschätztes Risiko auf zwei Rädern
In Deutschland sind E-Scooter klar geregelt: Haftpflichtversicherung und Betriebserlaubnis sind Pflicht. Doch diese Regeln hören an der Landesgrenze nicht auf – sie verlieren dort oft ihre Gültigkeit. Wer seinen privaten E-Scooter mit in den Urlaub nimmt, muss sich nicht nur mit unterschiedlichen Zulassungsvoraussetzungen auseinandersetzen, sondern auch mit der Frage, ob die heimische Versicherung im Ausland greift. In vielen Fällen tut sie das nicht. Eine private Auslandshaftpflicht oder ergänzende Unfallversicherung wird damit zum unverzichtbaren Bestandteil jeder Reiseplanung.
Leih-Scooter: nicht immer ein sicherer Hafen
Leih-Scooter gelten vielen als einfache Lösung – technisch zugelassen, versichert und sofort einsatzbereit. Doch auch hier gilt: Der Versicherungsschutz ist meist auf das Nötigste beschränkt. Häufig sind nur Drittschäden abgedeckt, während sich Nutzer bei Unfällen mit Personenschäden oder Sachschäden am Fahrzeug oft selbst absichern müssen. Eine zusätzliche Reiseunfallversicherung kann hier entscheidend sein – insbesondere in Ländern mit strengeren Haftungsregeln.
Regelchaos in der EU: Von liberal bis restriktiv
Ein kurzer Überblick zeigt, wie unterschiedlich die Vorgaben sind:
- Frankreich: In Paris sind Leih-Scooter verboten, private Modelle erlaubt – mit Versicherungspflicht.
- Niederlande: E-Scooter sind meist nicht straßenzugelassen – der Versicherungsschutz verpufft, wenn das Fahrzeug illegal genutzt wird.
- Italien: Seit Ende 2024 gilt eine Helmpflicht und eine Versicherungspflicht – auch für Touristen.
- Skandinavien: Unterschiedliche Regelungen zwischen den Ländern, klare Alkoholgrenzen und situative Helmpflichten.
- Irland: Versicherungsfrei, helmfrei – aber nicht regelfrei: Radwege ja, Gehwege nein.
Rechtsschutz statt Reue
Kommt es zu einem Unfall oder einer Kontrolle, zählt nicht der gute Wille, sondern die rechtliche Absicherung. Wer mit einem unversicherten oder gar illegal zugelassenen Fahrzeug unterwegs ist, haftet im Zweifel vollständig selbst – ein Szenario, das schnell fünfstellige Beträge erreichen kann. Das betrifft auch vermeintliche Bagatellfälle, etwa die Beschädigung eines parkenden Autos oder die Verletzung eines Fußgängers.
Empfehlung: Vor der Reise gut absichern
Das EVZ rät zur gründlichen Vorbereitung:
- Zulassung und Versicherung prüfen – vor allem bei privaten Scootern.
- Versicherungsbedingungen des Leih-Anbieters verstehen – insbesondere bei Auslandseinsatz.
- Zusätzlichen Schutz durch Unfall- oder Haftpflichtversicherung erwägen – auch für kurze Reisen.
- Verkehrsregeln und Besonderheiten des Ziellandes kennen – um teure Verstöße zu vermeiden.
Wer versichert fährt, fährt sicherer
Die E-Scooter-Nutzung im Ausland verspricht urbane Mobilität mit Leichtigkeit – sofern man die rechtlichen Rahmenbedingungen kennt und ernst nimmt. Eine gründliche Absicherung ist kein bürokratisches Hindernis, sondern ein notwendiger Schutzschild im mobilen Europa. Denn am Ende ist es nicht der Akku, der über das Ankommen entscheidet – sondern der Versicherungsschutz.
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