Globale Anleihen könnten langfristig attraktive Renditen liefern – eine Entwicklung, die sich auf Multi-Asset-Portfolios auswirken dürfte. Laut Vanguard-Analyst Lukas Brandl-Cheng sprechen mehrere Faktoren für eine stärkere Gewichtung von Anleihen.
Die langfristigen Perspektiven für Multi-Asset-Portfolios könnten sich durch eine veränderte Gewichtung von Aktien und Anleihen verbessern. Besonders das steigende Risiko-/Renditepotenzial von Anleihen rückt in den Fokus vieler Anleger, wie aktuelle Analysen von Vanguard zeigen.
„Unsere Multi-Asset-Renditeprognosen deuten darauf hin, dass viele Investoren von einem höheren Exposure bei globalen Anleihen profitieren könnten“, erklärt Lukas Brandl-Cheng, Investment Strategy Analyst bei Vanguard Europe. Die verbesserte Ertragsaussicht von Anleihen sei insbesondere auf die Entwicklungen der Zinspolitik zurückzuführen. Gleichzeitig dämpften hohe Bewertungen die langfristigen Renditeprognosen für US-Aktien, was eine breitere Diversifikation über globale Anleihen und Aktien sinnvoll erscheinen lasse.
Anleihen als stabilisierender Faktor
Die Anleihenmärkte haben sich nach den Zinserhöhungen der vergangenen Jahre neu positioniert. Während die Zinsanhebungen im Jahr 2022 zunächst zu einem Abverkauf führten, könnten sie nun die Basis für attraktive Erträge legen.
„Sollten die Zinsen künftig sinken, würden Anleihen an Wert gewinnen und weiterhin relativ hohe Kuponzahlungen abwerfen“, erläutert Brandl-Cheng. „Steigen die langfristigen Zinsen hingegen weiter, könnten höhere Kupons die Kursverluste zumindest teilweise ausgleichen.“
Laut Vanguard-Modellen liegt die Wahrscheinlichkeit, mit Anleihen positive Renditen zu erzielen, derzeit bei 75 Prozent. Zum Vergleich: 2021, als die Anleiherenditen noch deutlich niedriger waren, lag diese Wahrscheinlichkeit lediglich bei 35 Prozent.
US-Aktien teuer bewertet – globale Diversifikation rückt in den Fokus
Während Anleihen an Attraktivität gewinnen, zeigen sich im Aktienmarkt gewisse Herausforderungen. „US-Aktien sind derzeit hoch bewertet“, so Brandl-Cheng. Zwar könne ein starkes Gewinnwachstum hohe Bewertungen kurzfristig stützen, doch langfristig werde die Bewertung zunehmend entscheidend für die Wertentwicklung.
„Unsere Analyse deutet darauf hin, dass sich das Bewertungsniveau in den USA langfristig normalisieren könnte, was die Ertragserwartungen relativiert“, erklärt der Experte. Für Anleger, die auf Aktien setzen, könne eine stärkere Diversifikation in globalen Märkten vorteilhaft sein.
Multi-Asset-Strategien mit Fokus auf Anleihen stabilisieren Portfolios
Die Zusammenführung der aktuellen Renditeprognosen für Aktien und Anleihen zeigt, dass defensivere Portfolios attraktive Ertragserwartungen bieten. Brandl-Cheng hebt hervor: „Die erwartete Volatilität nimmt mit wachsendem Aktienanteil zu. Vor dem Hintergrund der hohen US-Aktienbewertungen und der möglichen Euro-Aufwertung ergeben sich langfristig potenzielle Nachteile für Portfolios mit hohem Aktienanteil.“
Für langfristige Anleger könnte sich daher ein stärkerer Fokus auf Anleihen lohnen, da die erwartete Risikoprämie für Aktien im historischen Vergleich möglicherweise niedriger ausfällt.
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