Fondskongress 2025 in Mannheim: Neue Trends und alte Herausforderungen

Der Fondskongress 2025 zeigte einmal mehr, dass die Investmentbranche im stetigen Wandel ist. Dabei standen zentrale Themen wie aktiv gemanagte Anleihen-ETFs, die Chancen im Small- und Mid-Cap-Segment, die Trump-Präsidentschaft in den USA sowie die wachsende Bedeutung von Private Markets im Fokus.

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Im Mozartsaal des Congress Center Rosengarten wurde auf dem Fondskongress 2025 intensiv über die Auswirkungen der Trump-Präsidentschaft auf die Finanzmärkte diskutiert.Foto: expertenReport

Beim Thema Trump eher gelassen

Im Mozartsaal des Congress Center Rosengarten wurde auf dem Fondskongress 2025 intensiv über die Auswirkungen der Trump-Präsidentschaft auf die Finanzmärkte diskutiert. In einer Diskussionsrunde mit der Wirtschaftsjournalistin Corinna Wohlfeil sowie Thomas Schüssler (Fondsmanager DWS Top Dividende) und Martin Moryson (DWS, Chefvolkswirt Europa) wurde analysiert, wie Wahlen Märkte beeinflussen und welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen nun zu erwarten sind. Die Experten waren sich einig, dass Trump die Inflation nicht als Problem betrachtet und auch nicht auf höhere Zinsen drängen wird. Sein Fokus liege vielmehr auf den Aktienmärkten, die er als direkten Maßstab für wirtschaftlichen Erfolg sehe. Die USA machen 73 % des globalen Aktienmarktes aus, weshalb ihre Entwicklung für Investoren weltweit entscheidend bleibe. Trotz einer vergleichsweise niedrigen Dividendenrendite von rund 2 % im Verhältnis zur hohen Bewertung könnten US-Aktien weiterhin attraktiv sein. Auch beim Thema Handelskonflikte äußerten sich die Diskussionsteilnehmer eher gelassen. Sie erwarten, dass sich Zölle in Grenzen halten werden und keine drastischen Maßnahmen zu befürchten sind. Die Einschätzung der Experten lautete, dass Trump's Politik die Märkte kurzfristig stützen könnte, insbesondere da sein wirtschaftlicher Erfolg eng mit steigenden Aktienkursen verknüpft sei. Dennoch betonten sie, dass Anleger die langfristigen Auswirkungen genau beobachten sollten.

Gemanagten Anleihen-ETFs

Besonders auffällig war die zunehmende Bedeutung von aktiv gemanagten Anleihen-ETFs. Während ETFs in den vergangenen Jahren vor allem als passive Investmentvehikel galten, erleben aktiv verwaltete Strategien – insbesondere im Anleihenbereich – eine Renaissance. In einem unsicheren Zinsumfeld setzen immer mehr Investoren auf flexible und dynamische Ansätze, um gezielt auf Marktveränderungen reagieren zu können. Anstatt auf starre Indizes zu setzen, bieten aktiv gemanagte ETFs die Möglichkeit, Zinssensitivität, Bonitätseinstufungen und Währungsrisiken aktiv zu steuern. Viele Fachleute sehen hier eine Brücke zwischen den Vorteilen passiver ETFs und der gezielten Steuerung traditioneller aktiv gemanagter Fonds. Besonders für institutionelle Investoren sind diese Produkte bereits eine attraktive Alternative, doch auch Privatanleger dürften in den kommenden Jahren verstärkt auf sie setzen. Große Aufmerksamkeit fand der Vortrag „Wir machen Aktive ETFs zum Mainstream” von Dr. Simon Weinberger, dem Leiter systematisches Portfoliomanagement bei BlackRock.

Renaissance europäischer Small- und Mid-Cap-Unternehmen

Ein weiteres großes Thema des Kongresses war die Renaissance europäischer Small- und Mid-Cap-Unternehmen. In den vergangenen Jahren hatten viele dieser Unternehmen mit hohen Zinsen, geopolitischen Unsicherheiten und problematischen Lieferketten zu kämpfen. Während große Konzerne mit stabilen Marktpositionen weiterhin bevorzugt wurden, könnten nun gerade kleinere und mittelgroße Unternehmen von einer veränderten Zinspolitik profitieren. Viele Experten gehen davon aus, dass eine Lockerung der Geldpolitik in Europa bevorsteht, was insbesondere Wachstumsunternehmen zugutekommen könnte. Zudem führen geopolitische Entwicklungen dazu, dass Unternehmen zunehmend auf kürzere, stabilere Lieferketten setzen, was europäischen Firmen neue Chancen bietet. Besonders in den Bereichen Technologie, Industrie und nachhaltige Produktion könnten sich attraktive Investmentmöglichkeiten eröffnen. Richard Brown, Client Portfolio Manager bei Janus Henderson Investors, erklärte in seinem Vortrag „Gewinnmaximierung mit globalen Nebenwerten“, warum sich die Aufnahme von Small-Caps im Portfolio lohnen.

Private Markets gewinnen an Bedeutung

Neben diesen Marktentwicklungen spielte auch das Thema Private Markets eine zentrale Rolle. Diese nicht-börsennotierten Investments, die beispielsweise Private Equity, Private Debt, Infrastrukturprojekte oder Immobilien umfassen, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Institutionelle Anleger setzen bereits verstärkt auf diese Anlageform, da sie langfristige Renditechancen bieten und weniger von kurzfristigen Marktschwankungen beeinflusst werden. Doch auf dem Fondskongress wurde deutlich, dass viele Finanzberater in Deutschland Private Markets noch nicht in ihren Beratungsalltag integriert haben. Die Komplexität dieser Anlageklasse und die geringere Liquidität schrecken viele Berater ab, obwohl sich für langfristig orientierte Investoren interessante Möglichkeiten bieten. Neil A. Robertson und Stefan P. Hülden von der Allianz erklärten unter der Überschrift „Private Markets - Wir sorgen für den Zugang", warum jedes Portfolio auch alternative Anleihen enthalten sollte.

War es das mit ESG?

Auch nachhaltiges Investieren (ESG) war wieder Thema, allerdings mit einer deutlich gedämpften Stimmung. Während ESG in den letzten Jahren als großer Wachstumsbereich galt, zeigte sich nun eine gewisse Ernüchterung. Strenge regulatorische Vorgaben, politische Unsicherheiten und die veränderte Marktlage haben dazu geführt, dass nachhaltige Investments nicht mehr so stark im Fokus stehen wie noch vor wenigen Jahren. Zwar bleibt Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium, doch viele Investoren agieren zurückhaltender, insbesondere angesichts der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Gaming-Industrie - ein attraktiver Wachstumssektor

Neben den strukturellen Investmenttrends rückten auch spezifische Branchen in den Fokus. Besonders die Gaming-Industrie wurde als attraktiver Wachstumssektor identifiziert. Prognosen zufolge könnte der weltweite Gaming-Markt bis 2029 auf 426 Milliarden US-Dollar anwachsen. Bereiche wie E-Sports, Cloud-Gaming und Virtual Reality bieten spannende Investitionsmöglichkeiten, wobei auch hier hohe Innovationsrisiken bestehen.

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