Der Bauherren-Schutzbund (BSB) kritisiert die unflexible Steuerpolitik und fordert eine Reform der Grunderwerbsteuer, um Wohneigentum und den Wohnungsbau zu fördern. Bremen sendet mit einer geplanten Erhöhung gegenteilige Signale. Die Ampel-Regierung bleibt bei ihren Wohnungsbauzielen deutlich hinter den eigenen Versprechen zurück.
Die Bundesregierung hat ihre selbstgesteckten Wohnungsbauziele klar verfehlt: Statt der angestrebten 400.000 neuen Wohnungen jährlich wurden zuletzt nur knapp 280.000 Baugenehmigungen erteilt. Die Ursachen sind vielfältig: gestiegene Bauzinsen, teure Materialien und eine hohe Grunderwerbsteuer, die den Immobilienkauf zusätzlich verteuert. Dabei belastet die Steuer vor allem private Bauherren und Familien, die vom Traum des Eigenheims abrücken müssen.
Der Bauherren-Schutzbund (BSB) fordert daher eine grundlegende Reform der Grunderwerbsteuer. „Es braucht eine umfassende Reform der Grunderwerbsteuer, die den Wohneigentumserwerb erleichtert und Impulse für mehr Bautätigkeit setzt“, betont BSB-Geschäftsführer Florian Becker.
Bremen plant Erhöhung – BSB kritisiert falsche Signale
Trotz der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt gehen einige Bundesländer den entgegengesetzten Weg: Bremen plant ab 1. Juli 2025 eine Erhöhung des Steuersatzes von 5 auf 5,5 Prozent. Für Immobilienkäufer bedeutet dies eine zusätzliche Belastung von durchschnittlich 1.400 Euro. Becker kritisiert: „Mit dieser Entscheidung sendet Bremen ein falsches Signal. Statt den Immobilienerwerb zu erschweren, sollten Länder und Bund die Grunderwerbsteuer reformieren, um private Bauherren zu entlasten und die Bautätigkeit zu fördern.“
Ein Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer um 50 Prozent die Zahl der Baugenehmigungen um 9 Prozent steigern könnte. Höhere Steuersätze führen hingegen zu einem klaren Rückgang der Bauaktivität. Für die Bauwirtschaft und angrenzende Branchen wie die Versicherungswirtschaft bedeutet dies schrumpfende Märkte.
Rückgang der Bauaktivität trifft auch Versicherer
Weniger Bautätigkeit hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft, sondern auch auf Versicherer, die den Bauherrenmarkt bedienen. Tarife wie Bauleistungsversicherung, Feuerrohbauversicherung oder Policen zur Risikoabsicherung für Bauherren verlieren an Volumen. Auch die Wohngebäudeversicherung, die bei fertiggestellten Immobilien greift, bleibt von dieser Entwicklung nicht unberührt.
Reform als Chance für mehr Bauaktivität
„Eine kluge Steuerpolitik könnte den Wohnungsbau nachhaltig ankurbeln und damit auch die Einnahmen der Länder sichern“, erklärt Becker. Höhere Bautätigkeit bedeutet nicht nur mehr Wohneigentum, sondern auch langfristig höhere Steuereinnahmen durch eine belebte Bauwirtschaft. „Es ist höchste Zeit, dass Bund und Länder Lösungen erarbeiten, wie die Grunderwerbsteuer so reformiert werden kann, dass sie Bauwillige unterstützt und den Wohnungsmarkt belebt“, so Becker weiter.
Der BSB fordert gezielte Entlastungen, wie Freibeträge für Familien oder eine allgemeine Senkung der Grunderwerbsteuer. Nur so könne der Immobilienmarkt wieder Fahrt aufnehmen.
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