Die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist ein Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele. In der „Bausparkassen-Lounge“ diskutierte die Branche Herausforderungen und mögliche Lösungen.
Mit der Verschärfung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung das Ziel einer klimaneutralen Wohngebäudestruktur bis 2045 verankert. Dies ist Teil einer EU-weiten Verpflichtung, die in der neuen EU-Gebäuderichtlinie konkretisiert wird. Wie sich diese Vorgaben auf Deutschland auswirken und welche Anstrengungen andere Länder unternehmen, stand im Fokus der „Bausparkassen-Lounge“ der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen (ARGE). Bernd Hertweck, ARGE-Vorsitzender und Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse, betonte die dringende Notwendigkeit von Investitionen: „Der jährliche Sanierungswert bei der Gebäudehülle liegt aktuell bei nur 0,7 Prozent. Für das Erreichen der Klimaziele müsste sich diese Quote verdreifachen.“
Hohe Investitionskosten für private Eigentümer
Mit einem geschätzten Investitionsbedarf von drei Billionen Euro bis 2045 stellt die energetische Sanierung von Wohngebäuden eine erhebliche finanzielle Herausforderung dar. Dabei entfällt der Großteil der Investitionen auf private Einzeleigentümer, da etwa 80 Prozent der deutschen Wohneinheiten in deren Händen liegen. Die ARGE fordert deshalb stabile Rahmenbedingungen und zuverlässige Fördermöglichkeiten, die für langfristige Planungssicherheit sorgen sollen. „Finanzielle Leistbarkeit und soziale Verträglichkeit sind essenziell, um die Transformation des Gebäudebestands erfolgreich zu gestalten“, so Hertweck.
Investitionssicherheit und zentrale Datenbanken als Hebel
Ein stabiler regulatorischer Rahmen ohne kurzfristige Änderungen bei Förderprogrammen könnte nach Einschätzung der Bausparkassen die Investitionsbereitschaft fördern. Zudem betont die ARGE die Vorteile einer zentralen, EU-weit vorgeschriebenen Gebäudedatenbank, die sämtliche Energieinformationen für Wohngebäude enthält. Solche Datenbanken könnten gezielt Eigentümer ansprechen und Transparenz für Investitionen in energieeffiziente Sanierungen schaffen.
Erfolgsmodelle aus Europa
Oliver Rapf vom Buildings Performance Institute Europe (BPEI) stellte in der Veranstaltung erfolgreiche Ansätze zur Sanierung von Wohngebäuden aus anderen europäischen Ländern vor. So ist in der belgischen Region Flandern vorgesehen, dass Käufer von Wohnimmobilien die Gebäude innerhalb von fünf Jahren energetisch sanieren müssen, unterstützt durch gezielte Förderungen für einkommensschwache Haushalte. In Portugal wird eine zentrale Energieausweisdatenbank aufgebaut, die in der gesamten EU zur Umsetzung des Klimaziels beitragen soll. „Deutschland kann sich an bürgernahen und wirtschaftlich förderlichen Maßnahmen aus den Nachbarländern orientieren“, erklärte Rapf.
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